Worte, Worte
Das lang erwartete Treffen zwischen Präsident Trump und Präsident Xi Jinping in Korea versprach – zumindest nach Trumps Darstellung – ein großes Handelsabkommen. Die chinesische Seite hingegen schien bereit, deutlich weniger zu bieten.
In seinen Erklärungen an Trump wiederholte Xi die altbekannten chinesischen Phrasen über die Notwendigkeit von Zusammenarbeit, betonte, dass die Handelsbeziehungen den „Anker und Motor“ der chinesisch-amerikanischen Beziehungen darstellten, und äußerte sein Vertrauen, dass unvermeidliche Spannungen überwunden werden könnten. Xi machte außerdem unmissverständlich deutlich, dass Chinas Wirtschaft stark sei: „Wir haben das Vertrauen und die Fähigkeit, alle Risiken und Herausforderungen zu bewältigen“, sagte er.
Mit anderen Worten: China befindet sich in keiner wirtschaftlichen Lage, die es anfällig für äußeren Druck machen würde. „Eine Spirale gegenseitiger Vergeltungsmaßnahmen ist inakzeptabel“, erklärte er.
Dieses Mal wurde eine neue Eskalation tatsächlich verhindert – doch die Erfolge des Treffens zwischen Xi und Trump blieben begrenzt. Nach chinesischer Darstellung versprach Xi, die Sojabohnenimporte aus den USA für drei Jahre wieder aufzunehmen, die Kontrolle über Fentanyl zu verschärfen (im Gegenzug für niedrigere US-Zölle auf Fentanyl) und die Regulierung des Exports seltener Erden für ein Jahr auszusetzen (im Austausch gegen die Aufhebung der US-Beschränkungen für Hightech-Exporte nach China). Wie so oft steckte der Teufel im Detail, und die amerikanische „Fact Sheet“-Version unterschied sich deutlich von der chinesischen.
Lücken und Unklarheiten
Erstens: In Bezug auf die Sojabohnenimporte gibt das US-Dokument konkrete Zahlen an, die China bis 2028 kaufen soll, während Chinas Version keine Mengenangaben enthält – die tatsächlichen Käufe könnten also weit unter Trumps Behauptungen liegen. Außerdem heißt es im US-Dokument, China habe zugesagt, zahlreiche US-Produkte von Milchprodukten über Obst bis Baumwolle zu kaufen oder deren Zölle zu senken. In Chinas Zusammenfassung fehlen all diese Punkte. (Berichten zufolge war die Reaktion amerikanischer Landwirte verhalten: „Das löst gar nichts“, hieß es vielfach, da die zugesagten Käufe nicht über frühere hinausgingen und die Landwirte wegen Trumps Zöllen steigende Kosten für Maschinen, Dünger und Saatgut tragen müssen.)
Zweitens: Ein zentrales Thema wie der Export seltener Erden bleibt ungelöst. Laut dem US-Bericht wird China nicht nur die in diesem Jahr eingeführten Kontrollen, sondern auch alle seit 2022 geltenden Regelungen abschaffen. Eine so weitreichende Aufhebung dürfte jedoch kaum Xis Absicht sein – zumal diese Rohstoffe ein wichtiges Druckmittel Pekings gegenüber Trumps Zollpolitik darstellen.
Drittens: Das Abkommen lässt offen, welche Technologien künftig nach China exportiert werden dürfen – insbesondere die neueste Generation von Nvidia-Chips, deren Verkauf an China von Experten als strategischer Fehler angesehen wird. (Der China-Ausschuss des US-Repräsentantenhauses warnte, der Export solcher KI-Chips an China käme dem „Verkauf von waffenfähigem Uran an den Iran“ gleich.)
Viertens: Beim Thema Fentanyl erklärte die US-Seite, China werde „den Versand bestimmter Chemikalien nach Nordamerika stoppen und den Export anderer streng überwachen“. Eine ehrgeizige Zusage – und es bleibt fraglich, wie Peking dies überhaupt umsetzen will.
Fünftens: Unklar bleibt, wie sich die durchschnittlichen Zolltarife beider Länder entwickeln werden. Washington scheint zu erwarten, dass China viele US-Importzölle senkt oder aussetzt. Verschiedene Berichte deuten jedoch darauf hin, dass die US-Zölle auf chinesische Waren weiterhin hoch bleiben werden – bei rund 47 %. Diese Unsicherheit könnte wiederum beeinflussen, wie viele seltene Erden China exportiert oder wie viele Agrarprodukte es aus den USA bezieht.
Sechstens: Laut US-Bericht soll China „verschiedene Untersuchungen gegen US-Unternehmen in der Halbleiter-Lieferkette, darunter Wettbewerbs-, Kartell- und Dumpingverfahren“ beenden. Auch hierzu enthält die chinesische Zusammenfassung keinerlei Hinweise.
Zwei entscheidende Themen für die bilateralen Beziehungen wurden offenbar gar nicht behandelt. Das erste betrifft mögliche künftige Kooperationsfelder. Xi schlug eine bescheidene Liste gemeinsamer Projekte vor – etwa die Bekämpfung illegaler Migration, von Telekom-Betrug, Geldwäsche, KI-Risiken und Infektionskrankheiten. Ob Trump darauf einging, ist nicht bekannt.
Das zweite betrifft die zentrale politische Differenzen: Chinas Unterstützung Russlands im Ukrainekrieg und das US-Verteidigungsversprechen gegenüber Taiwan. Die taiwanischen Führer dürften erleichtert aufgeatmet haben, da einige Beobachter vermuteten, Trump könnte im Tausch für ein großes Handelsabkommen auf Taiwans Unterstützung verzichten. (In einem Interview mit „60 Minutes“ sagte Trump am Sonntagabend, er habe das Thema Taiwan nicht angesprochen, „weil Xi genau weiß, was passieren würde, wenn er es wagen sollte“. Offenbar hält Trump also an der langjährigen US-Politik der „strategischen Mehrdeutigkeit“ fest.)
Kurz gesagt: Das Treffen trug dazu bei, die Handelskonflikte zwischen den USA und China vorübergehend zu entschärfen, indem es die zentralen Streitpunkte vertagte und einen nutzlosen Handelskrieg aufschob. Doch im Grunde wurde das Problem nur hinausgeschoben. Unerfüllte Versprechen werden – wie schon in Trumps erster Amtszeit und während Bidens Präsidentschaft – bald neue Spannungen hervorrufen. Das grundlegende gegenseitige Misstrauen blieb unangetastet und dürfte kaum gelöst werden, solange in beiden Ländern keine neuen politischen Führungen auftreten.
Nukleare Überraschung
Nur wenige Minuten vor seiner Landung sorgte Trump für eine Überraschung: Er kündigte an, dass die Vereinigten Staaten nach 33 Jahren wieder Atomtests aufnehmen würden. Die Erklärung erfolgte kurz nachdem Russland in derselben Woche Tests mit nuklearfähigen Marschflugkörpern und Unterwasserdrohnen bekanntgegeben hatte.
Dies ist typisch für Trumps unberechenbaren, oft irritierenden diplomatischen Stil. Praktisch bedeutet das vermutlich nicht, dass die USA tatsächlich eine Atombombe zünden werden – das wäre ein Verstoß gegen das Umfassende Nuklearversuchsverbotsabkommen von 1996, das Washington zwar unterzeichnet, aber nie ratifiziert hat. Wahrscheinlicher ist, dass Trump die Wiedertestung nuklearer Trägersysteme anstrebt. Auf die Frage, ob seine Anordnung eine gefährlichere atomare Lage schaffen werde, antwortete Trump mit seiner gewohnten Selbstsicherheit: „Ich denke, wir haben die Situation ziemlich gut unter Kontrolle.“
Trump fügte hinzu, dass die USA bereits Gespräche über „nukleare Abrüstung“ mit Russland begonnen hätten – und dass „China bald hinzukommen werde“. Für Moskau und Peking dürfte dies eine überraschende Neuigkeit gewesen sein.
Während Russland neue Nuklearwaffen präsentiert, hat es zudem angekündigt, sich aus dem Plutonium-Abkommen zurückzuziehen – ein Schritt, der kaum als Abrüstung gelten kann. China wiederum weigert sich weiterhin, an US-russischen Abrüstungsverhandlungen teilzunehmen, da es sein eigenes nukleares Arsenal ausbaut, um den Abstand zu den beiden Großmächten zu verringern.
Trumps plötzliche Ankündigung dürfte Chinas Atomprogramm weiter beschleunigen – insbesondere, da Trump zugestimmt hat, Südkorea mit Brennstoff für ein nuklearbetriebenes U-Boot zu versorgen und – im Rahmen des bereits unter Biden gestarteten AUKUS-Abkommens (Australien–Vereinigtes Königreich–USA) – Australien mit Atom-U-Booten auszustatten.
Trump geht, Xi bleibt
Nach seinem Treffen mit Xi kehrte Trump nach Washington zurück, um rechtzeitig zur Halloween-Feier zu erscheinen. Xi hingegen blieb in Korea, um am Asien-Pazifik-Wirtschaftsforum teilzunehmen. Trumps Abwesenheit nutzend, bekräftigte er Chinas Botschaft wirtschaftlicher Zusammenarbeit: die Lieferketten zu erleichtern, Zölle niedrig zu halten und die Einhaltung der globalen Handelsregeln zu fördern – kurz gesagt, er betonte, dass die Welt künftig unter chinesischer statt amerikanischer Führung zusammenarbeiten sollte. (Ohne die USA direkt zu nennen, warf er ihnen die Rückkehr von „Hegemonie und dem Gesetz des Dschungels“ vor.)
„Je stürmischer die See, desto enger müssen wir zusammenarbeiten“, sagte Xi. Er führte separate Gespräche mit den Regierungschefs Japans, Kanadas und Thailands – besonders bemerkenswert war das Treffen mit Mark Carney, da Kanada sich entschlossen hat, den Handel mit China auszubauen, nachdem Trump entsprechende Verhandlungen abgelehnt hatte.
Während Trump mit unterzeichneten Handelsabkommen mit Südkorea und Japan in die USA zurückkehrte, positionierte Xi China als führende Handelsmacht im asiatisch-pazifischen Raum. Auch wenn nicht alle Länder der Region diese Entwicklung begrüßen – da China auf seine eigene Weise wirtschaftlichen Druck ausübt – werden sich die meisten Staaten im Asien-Pazifik angesichts der hohen US-Zölle und der anhaltenden Unklarheit über Washingtons Politik zunehmend auf Chinas Handel, Investitionen und Kredite stützen.
*Mel Gurtov ist Autor, dessen Artikel von PeaceVoice veröffentlicht werden. Er ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Portland State University.
Quelle: https://www.peacevoice.info/2025/11/04/no-big-deal-the-trump-xi-meeting-in-korea/
