Massenabschiebungen: Willkommen im neuen Zeitalter
Das genaue Versprechen, das Nigel Farage der Öffentlichkeit verkündete, lautet: Massenabschiebungen. Farage stellte seinen neuen Plan vor einer riesigen Flughafen-Abflugtafel vor, die die geplanten Abschiebeflüge nach Afghanistan, Eritrea und Iran anzeigt. Die Reform UK-Partei nennt diesen Plan „Operation Restoring Justice“ (Operation Gerechtigkeit Wiederherstellen) und zielt darauf ab, Hunderttausende von illegalen Migranten aus dem Land zu entfernen.
Laut der beigefügten Broschüre wird die Zahl der Personen, die nicht legal im Land bleiben dürfen, „fast sicher über 1.000.000“ geschätzt. Natürlich kann niemand eine genaue Zahl angeben, da das Innenministerium seit langem jegliche Untersuchungen in diesem Bereich ablehnt. Das renommierte Migration Observatory hat verschiedene Schätzungen zusammengetragen, von denen die meisten übereinstimmen, dass es 2017 zwischen 600.000 und 750.000 illegale Migranten in England gab. In den acht Jahren seitdem wird angenommen, dass diese Zahl über 1 Million gestiegen ist; es wird sogar vermutet, dass die tatsächliche Zahl noch deutlich höher sein könnte.
Die Broschüre skizziert den Aufbau eines fünfjährigen Notfallprogramms. Im Zentrum stehen tiefgreifende gesetzliche Änderungen, darunter der Austritt der Reform-Partei aus der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK), die Aufhebung des Menschenrechtsgesetzes und die Einführung eines neuen Gesetzes über illegale Migration (Massenabschiebungen). Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass während der fünf Jahre internationale Verpflichtungen, wie die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951, das Übereinkommen gegen Folter der Vereinten Nationen und das Übereinkommen des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels, ausgesetzt werden. Auf die Frage nach der Umsetzbarkeit erklärte Farage, dass der Austritt aus der EMRK eine Neuverhandlung des Karfreitagsabkommens erfordern würde, vertrat jedoch in einem gemeinsam mit Suella Braverman verfassten Bericht des Prosperity Institute die Ansicht, dass dies möglich sei.
Der Entwurf sieht außerdem neue Inhaftierungsbefugnisse vor, die nicht durch die Hardial-Singh-Prinzipien eingeschränkt sind. Diese Prinzipien besagen, dass das Innenministerium nur Personen in Gewahrsam nehmen darf, die kurzfristig abgeschoben werden sollen. In der Praxis jedoch entkommen viele illegale Migranten aufgrund laufender Gerichtsverfahren und langer Berufungsprozesse der Abschiebung, indem sie gegen Kaution freikommen und anschließend untertauchen.
Der Innenminister wird gesetzlich verpflichtet sein, illegale Migranten abzuschieben. Jede Person, die illegal nach Großbritannien einreist, wird automatisch von einem Asylrecht ausgeschlossen. Da die Akten dieser Personen nicht überprüft werden, ist kein Rechtsbehelf vor Einwanderungsgerichten oder anderen Justizinstanzen möglich; dies ermöglicht eine schnelle Abschiebung. Wer nach der Abschiebung erneut nach Großbritannien einreist, begeht eine Straftat; ebenso tragen Personen, die absichtlich ihre Identitätsdokumente zerstören, wie es viele Migranten auf kleinen Booten tun, strafrechtliche Verantwortung. Jede dieser Handlungen kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.
Jeder, der als illegaler Migrant abgeschoben wird, erhält lebenslanges Einreiseverbot nach Großbritannien. Diese Maßnahme ist ein zentraler Bestandteil des Plans, der die freiwilligen Rückführungen in den USA fördert. Dort erhalten Personen, die sich illegal im Land befinden, Unterstützung bei der Rückkehr in ihr Heimatland, während ihnen gleichzeitig das Recht auf zukünftige legale Einwanderung gewährt wird. Im Gegensatz dazu wird Personen, die nach dem Plan der Reform-Partei zwangsweise abgeschoben werden, dieses Recht dauerhaft entzogen.
Der gesamte Prozess wird von einer neuen Struktur namens UK Deportation Command geleitet. Innerhalb des Kommandos wird zudem ein Illegal Migrant Identification Centre eingerichtet. Die Reform-Partei gibt an, dass dieses Zentrum modernste Datenverarbeitungstechnologien (cutting-edge data fusion) einsetzen wird, ähnlich dem datengestützten Migrationsverfolgungssystem, das in den USA über das Unternehmen Palantir implementiert wird. Das neue Zentrum soll den automatischen Datenaustausch zwischen Innenministerium, National Health Service (NHS), Steuer- und Finanzamt (HMRC), Driver and Vehicle Licensing Agency (DVLA), Banken und Polizei ermöglichen. Obwohl bekannt ist, dass öffentliche Institutionen in der Vergangenheit bei großangelegten Datenbankprojekten gescheitert sind, wird argumentiert, dass es keine technischen Hindernisse gibt, dieses System einzuführen, und dass ein solcher Datenaustausch ohnehin bestehen sollte.
Die identifizierten illegalen Migranten werden in sichere Abschiebezentren gebracht. Die Reform-Partei plant, innerhalb von 18 Monaten durch modulare Wohneinheiten und Fertigbauten eine Kapazität für 24.000 Inhaftierte zu schaffen. Bei einer Pressekonferenz wurden die Nightingale-Krankenhäuser als Beispiel genannt, und Zia Yusuf betonte, dass in Florida, USA, innerhalb von nur acht Tagen 3.000 Haftplätze errichtet werden konnten. Mit dieser Geschwindigkeit könnten innerhalb von etwas mehr als zwei Monaten über 24.000 Betten bereitstehen.
Zur Anreizsetzung wird den illegalen Migranten eine sechsmonatige Frist eingeräumt, um sich freiwillig zur Rückkehr mit Unterstützung anzumelden. Personen, die das Land freiwillig verlassen, erhalten finanzielle Anreize, und eine spezielle App wird entwickelt, um den Prozess zu erleichtern. Dieses Modell orientiert sich klar an der in den USA bereits verwendeten CBP Home-App. Nach Ablauf der sechsmonatigen Übergangsfrist plant die Reform-Partei, umfassende Razzien durchzuführen. Obwohl diese Frist als notwendig angesehen wird, um Infrastruktur und Personal bereitzustellen, bleibt sie relativ kurz, da es in den USA für ein solches Vorgehen keine zeitliche Begrenzung gibt.
Geplant ist, dass täglich bis zu fünf Abschiebeflüge starten, und ein RAF Voyager-Flugzeug wird ständig als Reserve bereitgehalten, um eventuelle Ausfälle bei kommerziellen Charterflügen auszugleichen. Das Außenministerium wird vorrangig dafür verantwortlich sein, Rücknahmeabkommen mit den wichtigsten Herkunftsländern illegaler Migranten abzuschließen. Länder, die kooperieren, erhalten Unterstützung; Länder, die die Zusammenarbeit verweigern, sehen sich neuen Visabeschränkungen oder Sanktionen gegenüber. Um Länder zu umgehen, die dauerhaft nicht kooperieren, werden Abkommen mit Drittstaaten geschlossen, damit illegale Migranten dorthin geschickt werden können. Im äußersten Notfall sollen britische Überseegebiete wie die Insel Ascension genutzt werden.
Die Reform-Partei behauptet, dass ihre Pläne innerhalb von fünf Jahren rund 10 Milliarden Pfund kosten werden, und argumentiert, dass dies auf lange Sicht Einsparungen bringen werde, wenn man die jährlichen Kosten des bestehenden Asylsystems von etwa 7 Milliarden Pfund berücksichtigt. Besonders auffällig nach der Pressekonferenz war, dass Journalisten das Konzept der Massenabschiebungen kaum hinterfragten. Selbst die Guardian-Zeitung beschränkte sich darauf, lediglich die vorgeschlagenen Kosten zu kritisieren.
In den letzten Jahren hat sich das politische Klima in Großbritannien so radikal verändert, dass die Reaktion der Labour-Partei auf dieses Thema sich darauf beschränkte, ihre eigenen Bemühungen zur Abschiebung illegaler Migranten in den sozialen Medien bekannt zu machen, anstatt die Notwendigkeit von Massenabschiebungen grundsätzlich zu hinterfragen. Die politische Klasse versucht, mit den zunehmend harten Ansichten der Bevölkerung Schritt zu halten – selbst Nigel Farage wurde in den letzten Monaten kritisiert, weil er diese Haltung zuvor nicht übernommen hatte. Die Sicherung der britischen Grenzen und die Abschiebung von Personen ohne rechtmäßigen Aufenthalt im Land stehen nun im Zentrum der britischen Politik.
Quelle: https://capx.co/welcome-to-the-age-of-mass-deportations