Der seit dem 7. Oktober 2023 andauernde Völkermord Israels in Gaza sowie die am 13. Juni 2025 begonnenen Angriffe auf den Iran haben sich als direkte geopolitische Schocks mit massiven Auswirkungen auf die israelische Wirtschaft erwiesen. In diesem Zeitraum sendeten sowohl die israelische Zentralbank als auch internationale Ratingagenturen pessimistische Signale bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. Preisschwankungen, Währungsinstabilität und Turbulenzen an den Finanzmärkten bestimmten das Bild.
Die expansive Außenpolitik unter Premierminister Netanyahu hat das zionistische Regime auch wirtschaftlich stark geschwächt.
Auswirkungen auf das BIP-Wachstum
Die israelische Wirtschaft schrumpfte im vierten Quartal 2023 infolge des Krieges in Gaza auf Jahresbasis um über 20 %. Laut offiziellen Daten ging das Bruttonationaleinkommen in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 gegenüber dem Vorquartal (annualisiert) um 20,7 % zurück. In diesem Zeitraum sanken die Konsumausgaben um 27 %, Unternehmen verschoben Investitionspläne, und der Export brach ein.
Das Wirtschaftswachstum für das Gesamtjahr 2023 lag bei nur 2,0 % – weit unter dem Niveau von 6,5 % im Jahr 2022. Der Krieg brachte erhebliche Unterbrechungen der wirtschaftlichen Aktivität mit sich: So wurden im Oktober etwa 300.000 Reservisten eingezogen, was rund 18 % der Arbeitskräfte betraf – dies führte zu einem drastischen Rückgang von Konsum und Arbeitskräfteangebot.
Die negativen Auswirkungen setzten sich ins Jahr 2024 fort. Die Zentralbank hatte zu Beginn des Jahres eine moderate Erholung mit einem Wachstum von 2,0 % prognostiziert. Doch mit der Verlängerung des Krieges, einem stagnierenden Privatkonsum und den steigenden Verteidigungsausgaben, die staatliche Investitionen verdrängten, musste die Prognose mehrfach gesenkt werden: Im März auf 1,2 %, im Juni 2024 auf 0,6 %. Am Jahresende lag das tatsächliche Wachstum schließlich bei nur 0,4 % – ein Zeichen dafür, dass die israelische Wirtschaft nahezu zum Stillstand gekommen ist.
Zu Beginn des Jahres 2025 ging die Zentralbank – unter der Annahme, dass die Konflikte im ersten Halbjahr enden würden – von einer Erholung im Bereich von 3,0–3,5 % aus. Doch mit der Ausweitung der Kriegshandlungen auf den Iran und der zunehmenden Unsicherheit bei internationalen Investoren wurden auch diese Erwartungen nach unten korrigiert. Im Juni 2025 bezifferte die Zentralbank ihre aktuelle Wachstumsprognose auf nur noch 1,4 %. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte seine Prognose von 2,7 % auf 1,5 %. Die Ratingagenturen Fitch und S&P warnten, dass das Wachstum – sollte der Konflikt im zweiten Halbjahr andauern – unter 1 % fallen könne.
Wegen der Unsicherheit bei privaten Investitionen, der anhaltenden Konsumzurückhaltung und der Umlenkung öffentlicher Mittel in den Verteidigungshaushalt steht das Wirtschaftswachstum unter Druck – sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Besonders betroffen sind die Hightech-Branche und exportorientierte Industrien, die unter der Mobilisierung von Arbeitskräften und der geopolitischen Unsicherheit leiden.
Zusätzlich belasten Steuererhöhungen und Einsparungen im öffentlichen Sektor die Binnennachfrage weiter.
Auf der anderen Seite bestehen für Israel weiterhin erhebliche Risiken im Hinblick auf die makroökonomische Stabilität. Die Inflation stand im Kriegsumfeld unter anhaltendem Aufwärtsdruck: Im Januar 2025 stieg die jährliche Inflationsrate auf 3,8 % und lag damit über dem Zielkorridor von 1–3 %. Gründe hierfür waren unter anderem Steuererhöhungen – die Mehrwertsteuer wurde von 17 % auf 18 % angehoben – sowie Einschränkungen in den Lieferketten.
Die israelische Zentralbank geht davon aus, dass die Inflation in der ersten Jahreshälfte weiter steigen, im letzten Quartal jedoch wieder zurückgehen wird. Politische Unsicherheiten und hohe Kriegsausgaben haben die Geldpolitik ebenfalls beeinflusst und zu einer vorsichtigen Haltung geführt.
Seit Dezember 2024 hält die Zentralbank den Leitzins stabil bei 4,5 %, um auf geopolitische Risiken und steigende Kosten hinzuweisen. Unter diesen Rahmenbedingungen zeigen sich sowohl Unternehmen als auch Konsumenten zurückhaltend. Ihre Ausgaben bleiben gedämpft, sodass sich weder der private Konsum noch die festen Investitionen bislang vollständig erholen konnten.
Internationale Kreditwürdigkeit und Investorenvertrauen
Internationale Ratingagenturen haben angesichts des andauernden Krieges und der regionalen Risiken Israels Kreditnoten herabgestuft. Fitch senkte im August 2024 das Rating von A+ auf A und behielt den Ausblick bei „negativ“. Moody’s reduzierte im September 2024 die Bewertung um zwei Stufen auf Baa1, ebenfalls mit negativem Ausblick. S&P bestätigte im Mai 2025 zwar die Bewertung bei A/A-, hielt aber ebenso am negativen Ausblick fest. Die Agentur warnte insbesondere vor zunehmenden Risiken für die öffentlichen Finanzen im Falle einer Eskalation. Fitch betonte zwar, dass bei einer begrenzten Ausweitung des Konflikts keine weitere Herabstufung zu erwarten sei, behielt jedoch auch den negativen Ausblick bei. Insgesamt zeigen alle drei führenden Ratingagenturen – Fitch, Moody’s und S&P – eine deutliche Tendenz zur Abwertung Israels.
Gleichzeitig waren die Börsenindizes an der Tel Aviver Börse – einem der zentralen Pfeiler der israelischen Wirtschaft – während der Kriegszeiten starken Schwankungen unterworfen. Trotz des anhaltenden Gazakrieges hofften viele Anleger auf eine begrenzte Eskalation, was zu einem überwiegend kauforientierten Verhalten führte. Dennoch blieb das Vertrauen internationaler Investoren labil. So verzeichnete die Börse beim Beginn des Gaza-Krieges einen abrupten Einbruch: Der TA-35-Index verlor am ersten Handelstag über 6 % an Wert. Nach Beruhigung der ersten Panikwelle erholten sich die Märkte jedoch. Anfang 2024 stiegen TA-35 und TA-90 parallel zu globalen Börsen um etwa 3–6 %, während der gegenüber dem US-Dollar schwächelnde Schekel im März 2024 ein Neunmonatshoch erreichte. Zur Jahresmitte 2025 erreichte der breit aufgestellte TA-125-Index ein Rekordhoch mit einem Jahresanstieg von rund 21 %. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die Hoffnung gestützt, dass sich der Konflikt mit dem Iran nicht erheblich ausweitet. Dennoch bleibt das Vertrauen brüchig: Nach dem Bruch des Waffenstillstands durch Israel am 19. Januar 2025 und der erneuten Eskalation im März sanken die Indizes deutlich. Viele führende Börsenwerte verloren innerhalb einer Woche erheblich an Wert, und auch der Schekel geriet erneut unter Druck. Diese Schwankungen zeigen, wie empfindlich die Märkte auf die Möglichkeit einer anhaltenden Kriegsführung reagieren. Experten warnen, dass der Anstieg an den Märkten stark von der Erwartung begrenzter Kampfhandlungen abhängig ist und bei weiteren Eskalationen rasch ins Gegenteil umschlagen kann. Insgesamt führen die Abwertungen durch Ratingagenturen, die negativen Ausblicke und die schwankende Investorenstimmung zu dauerhaft erhöhten Risikoprämien für Israel auf internationalen Märkten.
Kosten des Wiederaufbaus und Haushaltsdefizite nach dem Krieg
Langwierige militärische Operationen und Angriffe treiben sowohl die Verteidigungsausgaben als auch die Wiederaufbaukosten rasant in die Höhe. Nach Angaben der israelischen Zentralbank belaufen sich die Gesamtkosten der Konflikte von 2023 bis 2025 auf rund 55,6 Milliarden US-Dollar. Allein die Ausgaben für den Gazakrieg überstiegen laut Schätzungen von Calcalist Ende 2024 etwa 67,5 Milliarden US-Dollar. Diese Gelder wurden hauptsächlich für militärische Ausrüstung, Nachschub und Soldatengehälter verwendet.
Trotz der relativ geringen Schäden an ziviler Infrastruktur in Israel belasten auch Entschädigungszahlungen den Staatshaushalt erheblich. Zwischen Januar und Mai 2025 wurden beispielsweise Entschädigungen in Höhe von 649 Millionen US-Dollar für beschädigtes Privateigentum geleistet. Obwohl diese Zahlungen nicht direkt im laufenden Haushaltsdefizit verbucht werden, erhöhen sie die öffentliche Verschuldung.
Die Haushaltszahlen verdeutlichen die finanzielle Belastung durch den Krieg. 2024 wies Israel ein Haushaltsdefizit in Höhe von rund 6,9 % des BIP auf – ein Wert, der durch Investitionen, Entschädigungen und unvorhergesehene Ausgaben zusätzlich in die Höhe getrieben wurde. Laut Berechnungen von Fitch könnte das Defizit infolge des Krieges sogar auf 7,8 % ansteigen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Jahr 2022, als es noch bei 4,1 % lag. Dies zeigt die gravierenden wirtschaftlichen Schäden durch den Gazakrieg.
Die israelische Regierung strebt im Haushalt 2025 ein Defizit von 4,4 % des BIP an, doch Marktanalysten rechnen eher mit einem Wert nahe 5 %. Diese hohen Defizite werden zunehmend durch Kreditaufnahmen gedeckt, was die Staatsverschuldung erhöht. Während die Bruttoverschuldung 2022 noch bei 60 % des BIP lag, stieg sie bis 2024 auf 69 %. Laut Fitch besteht mittelfristig sogar die Tendenz, dass dieser Wert die Marke von 70 % überschreiten könnte.
Die Belastung der öffentlichen Finanzen spiegelt sich auch in der Steuer- und Ausgabenpolitik Israels wider. Mit dem zu Jahresbeginn 2025 in Kraft getretenen Steuerpaket wurden Maßnahmen zur Schließung der Haushaltslücken eingeleitet – darunter die Anhebung der Mehrwertsteuer von 17 % auf 18 % sowie Erhöhungen bei den Preisen für Treibstoff und Strom. Diese Schritte dienen dazu, die steigenden Kriegskosten teilweise zu kompensieren.
Zugleich betonen die Zentralbank und Wirtschaftsexperten die Notwendigkeit von Einsparungen im Staatshaushalt zur Finanzierung der Verteidigungsausgaben. Zentralbankchef Amir Yaron sprach sich dafür aus, übermäßige Staatsausgaben zu kürzen, anstatt neue Belastungen für den Privatsektor zu schaffen. Vielmehr sollten gezielte Maßnahmen zur Wachstumsförderung ergriffen werden. Der Genehmigungsprozess des israelischen Haushalts für das Jahr 2025 wird daher auch als ein entscheidender Faktor für das Vertrauen in die öffentliche Finanzpolitik gesehen. Verzögerungen bei den geplanten Reformen könnten das Vertrauen der Märkte erheblich beeinträchtigen.
Fazit
Israels expansive Militärpolitik in Gaza, Libanon, Syrien und seit Juni 2025 auch im Iran hat die wirtschaftliche Stabilität des Landes erheblich beeinträchtigt. Das Bruttoinlandsprodukt ist zurückgegangen, während privater Konsum und Investitionen unter Druck geraten sind. Die Bewertungen der internationalen Ratingagenturen wurden herabgestuft, das Vertrauen der Investoren blieb fragil, und die Tel Aviver Börse war extrem schwankungsanfällig.
Die stark gestiegenen Staatsausgaben und die enormen Kriegskosten haben die Haushaltsdefizite und die Staatsverschuldung deutlich erhöht, wodurch eine strenge Haushaltsdisziplin unumgänglich wurde. Auch wenn Israel militärisch nicht unmittelbar als Verlierer erscheint, zeigen die wirtschaftlichen Kennzahlen deutlich, dass der Staat nach der Operation „Al-Aqsa-Flut“ finanziell erheblich geschwächt ist.