Es lässt sich sagen, dass US-Präsident Donald Trump mit der Duldung israelischer Angriffe auf den Iran das Ziel verfolgte, Teherans Position am Verhandlungstisch zu schwächen und den Krieg somit als ein Instrument der Diplomatie nutzte. In diesem Prozess ist zu beobachten, dass der Iran nach einem Ausweg sucht und die Signale Trumps aufmerksam verfolgt. So wird beispielsweise Trumps Veto gegen einen Angriff auf den Obersten Führer des Iran, Ali Chamenei, als ein Versuch gewertet, durch die Übernahme der Rolle des „guten Polizisten“ eine politische Grundlage zu schaffen, um Teheran zur Rückkehr an den Verhandlungstisch zu bewegen. Gleichzeitig wird jedoch in sicherheits- und außenpolitischen Kreisen in Washington die Einschätzung vertreten, dass Trump sich von einer diplomatischen Lösung abwendet und stattdessen eine vollständige Zerstörung der iranischen Nuklearkapazitäten durch direkte militärische Operationen anstrebt. Laut diesem Szenario will Trump ein entschlossenes und aggressives Führungsprofil in der Außenpolitik zeigen, um sowohl der eigenen Bevölkerung als auch der internationalen Gemeinschaft ein starkes Signal zu senden. Diese Haltung, die mit Israels zunehmender Aggressivität im Einklang steht, birgt das Risiko, dass sich der regionale Konflikt ausweitet und in eine noch komplexere Krise mündet. Im Lichte all dieser Entwicklungen zeigt sich, dass das diplomatische Potenzial zwischen den Parteien zwar nicht vollständig erschöpft ist, jedoch bislang kein wirksamer und konstruktiver Verhandlungsprozess in Gang gesetzt werden konnte.
Strategische Ziele und militärische Kapazitäten
Die umfassende Militäraktion Israels gegen den Iran wird als letztes Glied in einer Strategie betrachtet, die darauf abzielt, regionale Rivalen zu schwächen oder auszuschalten. Diese strategische Ausrichtung hat insbesondere nach dem Hamas-Angriff im Oktober 2023 an Dynamik gewonnen und wurde durch eine völkermörderische Interventionspolitik verstärkt, die darauf abzielt, das palästinensische Volk als politischen Akteur vollständig zu eliminieren. Israel hat die Führung der Hisbollah im Libanon durch Luftangriffe, gezielte Attentate mittels elektronischer Geräte und verschiedene asymmetrische Methoden ins Visier genommen, Angriffe auf die Huthi im Jemen durchgeführt und in Syrien die Machtvakuumsituation nach dem Assad-Regime genutzt, um Waffenlager zu zerstören und den Einfluss proiranischer Gruppen zu begrenzen. Dabei ist ersichtlich, dass die jüngsten Angriffe auf den Iran nicht nur auf die Sabotage seiner nuklearen Infrastruktur beschränkt sind.
Aus israelischer Sicht stellt ein Szenario, in dem der Iran von den USA als legitimer Akteur im Nahen Osten anerkannt wird, direkte diplomatische Beziehungen zu Washington aufbaut und sich so vom wirtschaftlichen und politischen Druck befreit, eine strategische Bedrohung ersten Ranges dar. In diesem Zusammenhang würde selbst ein Atomabkommen, das das iranische Nuklearprogramm begrenzt, für Israel nicht ausreichen, um das „Iran-Problem“ als gelöst zu betrachten. An diesem Punkt zeigt sich, dass die israelische Perspektive von der Haltung der Trump-Regierung gegenüber dem Iran abweicht. Während für Washington das Hauptproblem in Teherans nuklearen Aktivitäten liegt, beschränkt sich die Priorität Israels nicht allein auf das Atomprogramm. Israel verfolgt das Ziel, auch den regionalen Einfluss, die Kapazitäten und die Einflusszonen des Iran unter Kontrolle zu bringen. Für israelische Entscheidungsträger wäre ein idealer Ausgang nicht eine demokratische Transformation des iranischen Regimes, sondern vielmehr dessen Destabilisierung, Schwächung und – wenn möglich – Zerschlagung. Dennoch erscheint es wenig realistisch, dass Israel strategisch weitreichende Schritte gegen den Iran ohne die Koordination mit den USA unternehmen kann. Daher ist davon auszugehen, dass weiterführende Maßnahmen gegenüber dem Iran nur in enger Abstimmung mit Washington erfolgen werden.
Im Kontext der Entwicklungen auf dem Schlachtfeld wird berichtet, dass die israelischen Angriffe auf den Iran einen erheblichen Teil von dessen Luftverteidigungssystemen außer Gefecht gesetzt und die Fähigkeit zum Raketenabschuss deutlich geschwächt haben. Es ist zu beobachten, dass Israel über operative Bewegungsfreiheit im iranischen Luftraum verfügt und in diesem Rahmen gezielt Städte, zivile Infrastrukturelemente, Wohngebiete sowie bestimmte Schlüsselpersonen angreift. Diese Operationen konzentrieren sich im Wesentlichen auf zwei Hauptachsen: Zum einen auf die direkte Ausschaltung nuklearer Anlagen, zum anderen auf Angriffe gegen die Führungsebene der iranischen Sicherheits- und Streitkräfte mit dem Ziel, Irans Fähigkeit zur Kriegsplanung und -führung zu lähmen. In diesem Zusammenhang werden die gezielte Ausschaltung hochrangiger Generäle, führender Kommandeure der Revolutionsgarde (IRGC), des Generalstabschefs sowie des Geheimdienstchefs der IRGC von israelischer Seite als operative Erfolge gewertet. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass der Iran über die Fähigkeit verfügt, sich kurzfristig zu erholen und Gegenangriffe in Form von Raketenangriffen auf Israel durchzuführen. Deshalb könnte der durch die israelischen Angriffe verursachte Schaden begrenzt bleiben. Im nuklearen Bereich ist bekannt, dass Israel eine bedeutende Anlage in Natanz ins Visier genommen hat. Ob jedoch die unterirdischen Zentrifugenbereiche in relevantem Maße beschädigt wurden, ist laut der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) bislang unklar. Eine endgültige Bewertung ist erst nach Untersuchungen vor Ort und der Auswertung zusätzlicher Beweise möglich. Die eigentliche Sorge gilt jedoch der tief im Inneren eines Berges errichteten Atomanlage in Fordo. Eine wirksame Intervention gegen diese Anlage scheint außerhalb der Möglichkeiten einer ausschließlich von Israel durchgeführten Operation zu liegen und würde vermutlich die Unterstützung der USA erfordern. Trotz des intensiven Bombardements bleibt unklar, in welchem Ausmaß Irans Fähigkeit zur Reaktivierung seines Nuklearprogramms tatsächlich geschwächt wurde.
Innenpolitische Dynamiken in Israel und im Iran
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu steht sowohl im In- als auch im Ausland unter massivem Druck – bedingt durch Korruptionsvorwürfe, den Versuch der Auflösung des Parlaments sowie die anhaltenden Angriffe auf den Gazastreifen. In diesem Zusammenhang ist zu beobachten, dass die innenpolitischen Dynamiken sowohl in Israel als auch im Iran eine entscheidende Rolle im Verlauf des aktuellen Konflikts spielen. Trotz wachsender Kritik innerhalb der israelischen Öffentlichkeit wird deutlich, dass Netanjahu seit Langem die iranische Bedrohung instrumentalisiert, um seine politische Legitimität zu stärken, und mögliche militärische Erfolge in diesem strategischen Rahmen bewertet. Auf der anderen Seite nimmt in Iran die gesellschaftliche Unzufriedenheit mit dem Regime zunehmend zu. Dauerhafte politische Repression, schwere wirtschaftliche Sanktionen und internationale Isolation haben einen erheblichen psychologischen und sozialen Verschleiß in der Bevölkerung verursacht. Große Teile der iranischen Gesellschaft wünschen sich einen Staat, der normalere Beziehungen zur Außenwelt pflegt – jedoch ohne dass sich dieser Wunsch automatisch mit einer proamerikanischen oder proisraelischen Haltung deckt. In diesem Sinne sind die inneren Spannungen in beiden Ländern als wichtige Faktoren zu bewerten, die die Dynamik des Konflikts mitgestalten.
Netanjahus gelegentliche direkte Ansprachen an die iranische Bevölkerung scheinen darauf abzuzielen, das Regime von innen heraus zu schwächen und möglicherweise einen Volksaufstand zu fördern. Allerdings darf der gesellschaftliche Reflex, sich in Krisenzeiten „um die Flagge zu scharen“ (engl. rally around the flag), nicht unterschätzt werden – ein typisches Verhalten gegenüber externer Einmischung. Die Behauptung, Israel verfolge das Ziel eines Regimewechsels im Iran, bleibt weiterhin im Raum stehen. Sollte ein solches Szenario jedoch eintreten, stellt sich die Frage, ob eine stabile, demokratisch legitimierte Nachfolgestruktur existiert. In Ermangelung einer solchen politischen Ordnung oder Führungspersönlichkeit könnte der Übergangsprozess – ähnlich wie in Libyen, dem Irak oder Syrien – in chaotische Zustände abgleiten. Dass solche Szenarien in der iranischen Bevölkerung zunehmend wahrgenommen werden, dürfte zudem den gesellschaftlichen Widerstand gegenüber einem von außen forcierten Regimewechsel weiter verstärken.