Der Versuch Israels, Hamas-Führer in der katarischen Hauptstadt Doha zu ermorden, war kein gewöhnlicher Vorfall; er war eine Art Brennglas, das die Machtverhältnisse in der Region, Frühwarn- und Radarsysteme, Allianzen und die Diskussionen um das Konzept der „Abschreckung“ ins Zentrum rückte. In den ersten Minuten stellte sich eine klare Frage: Warum konnten die Luftabwehrsysteme Katars auf diesen Angriff nicht reagieren? Denn die verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass Israel etwa zehn Kampfflugzeuge hintereinander für Luftangriffe einsetzte, die auf Dr. Halil el-Ha… abzielten.
Nach dem wahrscheinlichsten Szenario nutzte Israel F-35-Jets, um den Luftraum Syriens zu überfliegen, danach über Jordanien hinweg die Grenze zwischen Irak, Jordanien und Saudi-Arabien zu verfolgen. Von einem Punkt im irakischen Luftraum wurden dann ballistische Luft-Boden-Raketen in Richtung Doha abgefeuert. Dieses Szenario erklärt, warum der Angriff durchgeführt wurde, ohne den Luftraum Katars direkt zu betreten, und warum er auf Radarschirmen wie ein „plötzlicher Raketenabsturz“ erschien. Israel verfügt über ballistische Luft-Boden-Raketen mit Reichweiten zwischen 200 und 800 Kilometern, von denen einige…
Die Kombination aus einer „unsichtbaren“ Plattform wie der F-35 und Langstrecken-Ballistikmunition bedeutet für das Zielstaat eine kürzere Reaktionszeit, alternative Anflugrouten, die Grenzen nicht überschreiten, und die Sicherheit der Abschussplattform. Dass Katar geografisch ein kleines Land ist, verschärfte die Lage zusätzlich: Das Zeitfenster für eine Abwehr war extrem knapp.
Doch es geht nicht nur um Katars Verteidigungskapazität, sondern auch um die Rolle regionaler Radarsysteme und westlicher Stützpunkte. Unter normalen Umständen hätten die jordanischen Radarsysteme ein solches Sortie-Paket erkennen müssen; vielleicht hätten sie das genaue Ziel nicht identifizieren können, aber die Bewegung wäre aufgefallen. Dass westliche Stützpunkte, vor allem der USA und Frankreichs, über zwei Stunden lang nichts von einer F-35-Flotte wussten, die außerhalb ihres Luftraums operierte, erscheint unwahrscheinlich. Trotzdem erfolgte keine Warnung nach Doha.
Die Situation in Syrien erklärt das Bild zusätzlich. Vor dem Bürgerkrieg fungierten die Radarstationen Damaskus’ als Frühwarnzentrum für die gesamte Region. Israel hat dieses System über Jahre teilweise angegriffen, nach dem Zusammenbruch des Regimes aber in einer großangelegten Operation Radar- und Luftabwehreinheiten neutralisiert. Daher können israelische Flugzeuge heute problemlos den syrischen Luftraum überqueren. Außerdem hatte Israel nur einen Tag vor dem Angriff auf Doha Radarstationen in Syrien getroffen, vermutlich zur weiteren Schwächung des Systems…
Ein weiterer Punkt, der Zweifel weckt, ist die Tatsache, dass US- und britische Tankflugzeuge sowie Patrouillenflugzeuge während des Angriffs in den üblichen Routen über Katar flogen. Normalerweise würde der Luftverkehr in einer solchen Situation umgeleitet oder ausgesetzt werden. Dies deutet entweder auf einen bewussten „Täuschungsplan“ hin oder zumindest darauf, dass die Angriffspläne nicht geteilt wurden.
Warum scheiterte der Angriff dennoch? Hier spielte das Sicherheitsprotokoll der Hamas eine entscheidende Rolle. Israel setzte zwei starke Trumpfkarten ein: Luftstreitkräfte und Geheimdienste. Doch das Sicherheitsumfeld in Katar war für die Gewinnung menschlicher Quellen (HUMINT) ungeeignet. Trotz einer großen Zahl ausländischer Arbeitskräfte war die Bevölkerung streng registriert und kontrolliert, was Israels HUMINT-Bemühungen erheblich einschränkte. Übrig blieben technische Aufklärungsmethoden: elektronische Signale, Telefonüberwachung, SIGINT. Dies erforderte Zusammenarbeit mit westlichen Partnern…
Die Erklärungen aus Washington nach dem Vorfall machten die Situation noch komplexer. Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, das US-Militär habe von Israels Angriffsplanung gewusst, und Präsident Trump habe seinen Berater Weitkoff damit beauftragt, Katar zu warnen. Das katarische Außenministerium bezeichnete dies als „unbegründet“. Der Premierminister berichtete, der Anruf sei zehn Minuten nach dem Angriff eingegangen. Trump erklärte am nächsten Tag, der Angriff schade den Interessen von USA und Israel und dass ein ähnlicher Vorfall nicht wieder vorkommen werde.
Aus einer breiteren Perspektive lässt sich feststellen, dass die Regionalpolitik der Trump-Administration fast vollständig entlang der Wünsche Netanyahus gestaltet wird. Israels gewünschte Maßnahmen – Angriffe auf den Iran, Luftoperationen gegen Katar oder die Verhaftung Hamas-freundlicher Jugendlicher in Jordanien – entsprechen stets dem von Tel Aviv vorgegebenen Kurs. Länder wie Ägypten, Jordanien und die Golfstaaten hatten lange auf den Schutz durch die USA vertraut, doch der Angriff auf Doha machte deutlich, dass diese Sicherheit eine Illusion war.
Auch das Timing fällt auf: CENTCOM-Kommandeur General Brad Cooper hatte Israel wenige Tage vor dem Angriff besucht und den Generalstab getroffen. Ähnliche Besuche früherer Generäle kündigten oft Angriffe auf den Iran an. Trump selbst hatte nur wenige Tage zuvor von einer „letzten Warnung an Hamas“ gesprochen und die Verhandlungen unter seine Schirmherrschaft gestellt. Nach dem Fehlschlag des Angriffs wurde die Rhetorik abgeschwächt, die Grundlinie blieb jedoch unverändert.
Die Länder der Region stehen nun vor zwei Optionen: Entweder sie gewähren Washington und Tel Aviv weiterhin Zugeständnisse, um sich zu schützen – ein Muster, das schon während der Katar-Blockade in Trumps erster Amtszeit zu beobachten war und nun im zweiten Durchgang mit dem Angriff auf Doha wiederkehrt – oder sie verfolgen eine unabhängige Verteidigungsstrategie, um ein neues Gleichgewicht zu finden. Die übermäßige Abhängigkeit von den USA birgt zwei Hauptgefahren: Erstens, dass alle militärischen Bewegungen aufgrund der dichten US-Stützpunkte offenliegen, zweitens, dass Israel Luftüberlegenheit genießt. Falls Katar ein F-35-Flugzeug abfangen möchte…
Auch die innere Struktur der Staaten ist entscheidend: Legitimität aus der Bevölkerung verleiht einem Staat die Möglichkeit, unabhängige Strategien zu entwickeln. Von externer Unterstützung abhängige Regime suchen ihre Sicherheit unter dem Schutz Washingtons und betrachten die eigene Bevölkerung als potenzielle Bedrohung. Das macht sie anfällig für ständige äußere Interventionen. Die Ereignisse nach dem 7. Oktober verdeutlichten diese Differenz weiter: Forderungen nach Entwaffnung der Hisbollah im Libanon, die Entfernung schwerer Waffen im Süden Syriens, Entwaffnung und erzwungene Umsiedlungen in Gaza…
Heute liegt der Schwerpunkt von Israels Wut auf Gaza. Gaza ergibt sich nicht. In den letzten Monaten führten Sprengfallen gegen Panzer, Angriffe in Jerusalem, bei denen sechs Israelis getötet wurden, und die Fortsetzung des Widerstands dazu, dass Tel Aviv den gewünschten psychologischen Sieg nicht erringen konnte. Israels Strategie von Zerstörung und Vertreibung war erfolglos. Dieses Scheitern treibt Israel dazu, neue Fronten zu eröffnen und Machtdemonstrationen in anderen Hauptstädten zu zeigen. Der Angriff auf Doha war Teil dieser Strategie, endete jedoch in einem Fehlschlag.
Abschließend lässt sich sagen: Die Vorgänge im Luftraum von Doha waren keine einfache taktische Operation, sondern ein Test mit Frühwarnfunktion für die gesamte Region. Welche Länder verfügen über echte Verteidigungskapazitäten, welche verlassen sich auf US-Garantien und bleiben dadurch verwundbar – all dies wurde offengelegt. Die Botschaft ist klar: Wer keine echte Verteidigungskapazität besitzt, wird eines Tages ins Visier genommen, und dann wird von ihm erwartet, dass er lächelt.