Europa im Würgegriff seltener Erden

Wenn Europa seine industrielle Infrastruktur erhalten will, muss es zeitaufwendige – und vermutlich kostspielige – Verhandlungen führen, um einen grundlegenden Politikwechsel zu ermöglichen. Das bedeutet, zu den Prinzipien der freien Marktwirtschaft zurückzukehren, den Klimakult aufzugeben und das transatlantische Vertrauen neu aufzubauen.
Oktober 20, 2025
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Seltene Erden sind zu einer geopolitischen Sprengladung geworden. Laut einer neuen Analyse der Beratungsfirma McKinsey & Company könnten in Deutschland bis zu vier Millionen Arbeitsplätze gefährdet sein, sollte der größte Lieferant China ein dauerhaftes Exportverbot verhängen.

Diese kritischen Mineralien sind für die hochtechnologische Wirtschaft Deutschlands unverzichtbar: Sie werden in präzisen Sensoren, Spezialmagneten und Steuersystemen eingesetzt, die in den Bereichen Maschinenbau, Verteidigung, Kommunikation und Luftfahrt von entscheidender Bedeutung sind. Ohne sie würde ein erheblicher Teil der industriellen Wertschöpfung des Landes zum Erliegen kommen.

Nach der von Handelsblatt zitierten McKinsey-Analyse könnten bei einem Zusammenbruch der Lieferketten in den Schlüsseltechnologiesektoren eine Million Arbeitsplätze unmittelbar bedroht sein. Diese Branchen erwirtschaften jährlich rund 150 Milliarden Euro an Wertschöpfung – das schlagende Herz deutscher Innovation und Produktion.

Dominoeffekt in der Lieferkette

Die Folgen wären jedoch weitreichender. Das breite Netzwerk von Zulieferern und verbraucherorientierten Industrien, das von stabilen Lieferketten und geopolitischer Ruhe abhängt, stünde ebenfalls unter Druck. Sollte ein Handelskrieg mit China zu einem dauerhaften Versorgungsstopp führen, rechnet McKinsey damit, dass weitere drei Millionen Arbeitsplätze in nachgelagerten Sektoren und im Einzelhandel gefährdet wären.

Im schlimmsten Fall sähe sich Deutschland also mit insgesamt vier Millionen gefährdeten Arbeitsplätzen und einem Verlust von 370 Milliarden Euro an Wertschöpfung konfrontiert – das entspricht etwa neun Prozent des BIP. Auch wenn es sich hierbei um ein Modell-Szenario handelt, verdeutlicht es die brutale Hebelwirkung der globalen Rohstoffpolitik.

Deutschlands industrielle Verwundbarkeit ist längst sichtbar. Seit 2018 ist die Produktion in Schlüsselbranchen wie dem Maschinenbau um über 30 % eingebrochen, die gesamte Industrieproduktion um rund ein Viertel. Etwa 250.000 gut bezahlte Industriearbeitsplätze sind verschwunden – und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Ein plötzlicher Stopp der Importe seltener Erden würde binnen weniger Wochen ganze Produktionslinien lahmlegen.

Engpass: China

Deutschland ist in gefährlichem Maße von China abhängig, das rund 70 % der weltweiten Produktion und etwa 90 % der Verarbeitungskapazität seltener Erden kontrolliert. Im Jahr 2024 kamen 65 % der deutschen Importe – etwa 5.200 Tonnen im Wert von über 64 Millionen Euro – direkt aus China. Sollte Peking den Hahn zudrehen, käme die europäische Hightech-Lieferkette wie ein Motor ohne Treibstoff zum Stillstand.

Dank dieser Marktdominanz besitzt Peking enorme Preis- und Erpressungsmacht. Daher ist die Suche nach alternativen Quellen sowohl in Brüssel als auch in Washington zur obersten Priorität geworden.

Grönland: Das mögliche Tor des Westens

In diesem globalen Schachspiel tritt ein unerwarteter Akteur auf: Grönland. Die Lagerstätten Kringlerne und Kvanefjeld beherbergen einige der größten bekannten Vorkommen seltener Erden weltweit – genug, um die globale Nachfrage über Jahrzehnte zu decken.

Grönlands strategischer Wert liegt auf der Hand: Es könnte das chinesische Monopol über kritische Mineralien brechen, die für Hightech- und Energiewendeindustrien lebenswichtig sind. Doch zwischen Ambition und Realität klafft eine tiefe Lücke. Die Entwicklung wird durch hohe Infrastrukturkosten, strenge Umweltauflagen, komplexe Genehmigungsverfahren und lokalen Widerstand gebremst – ein Paradebeispiel westlicher Selbstblockade.

Europas gefährliche Abhängigkeit

Europas tödliche Abhängigkeit von Pekings Wohlwollen hat ein gefährliches globales Ungleichgewicht geschaffen. Brüssel ist weitgehend wehrlos gegenüber Chinas staatlich subventionierter Exportmaschinerie; während Peking den entscheidenden Trumpf seltener Erden in der Hand hält, überschwemmt es Europa mit Billigwaren.

Aus europäischer Sicht stellt sich daher eine klare Frage: Wäre eine engere strategische Abstimmung mit Washington nicht klüger als ein endloser Konflikt?

Strategische Divergenz mit Washington

Ein solcher Kurswechsel würde in Brüssel einen radikalen Wandel erfordern. Die USA unter Donald Trump sind zu einem Modell des Minimalstaats und der freien Marktwirtschaft zurückgekehrt. Um eine wirksame Partnerschaft aufzubauen, müsste Europa seine Klimaobsession hinter sich lassen und sich einer echten Marktwirtschaft öffnen.

Der transatlantische Graben ist jedoch tief. Europa importiert rund 60 % seiner Energie, ist rohstoffarm und hat sich durch die Abkehr von Russland geopolitisch isoliert. Die USA dagegen sind energieautark und nutzen ihre wirtschaftliche wie militärische Stärke, um den Zugang zu sichern – sei es über Grönland, den Binnenbergbau oder befristete Importe aus China.

Trumps Zollstrategie hat gezeigt, wie effektiv dieser Hebel sein kann: Die Zölle auf chinesische Waren lösten in den USA keine Inflation aus, da chinesische Produzenten und Händler die Kosten über ihre Gewinnmargen auffingen. Washington verfügt über einen gewaltigen geopolitischen Vorschlaghammer – und wird ihn einsetzen, um sich den Zugang zu seltenen Erden zu sichern.

Die EU gräbt ihr eigenes Grab

Während die USA harte Macht einsetzen, um Peking an den Verhandlungstisch zu zwingen, verliert Europa zunehmend den Zugang zu seinen früheren rohstoffreichen Einflusszonen. Frankreichs Verlust des Uranzugangs in Niger ist nur das jüngste Beispiel eines sich wiederholenden europäischen Musters.

Brüssels Antwort besteht in Recycling-Initiativen und Handelsabkommen mit südamerikanischen Staaten, um einen Teil der Nachfrage zu decken. Diese Maßnahmen können den Druck mildern, lösen aber das strukturelle Problem nicht: die fortbestehende Abhängigkeit.

Wenn Europa seine industrielle Infrastruktur bewahren will, muss es zeitaufwendige und kostspielige Verhandlungen führen, um eine grundlegende politische Wende einzuleiten – zurück zu den Prinzipien der freien Marktwirtschaft, weg vom Klimakult und hin zu einem erneuerten transatlantischen Vertrauen.

Doch die politische Realität zeichnet ein anderes Bild. Weder Brüssel noch Berlin zeigen Anzeichen, vom ökosozialistischen Kurs abzuweichen. Am Ende werden es die Arbeiter Europas sein, die den Preis zahlen.

Quelle: https://www.americanthinker.com/articles/2025/10/europe_in_the_rare_earth_trap.html