US-Verteidigungssysteme unter NTE-Beschränkungen in Gefahr – Waffen- und Munitionsvorräte gehen zur Neige
Donald J. Trump, der mit dem Versprechen, Kriege zu beenden, das Amt des US-Präsidenten errang, konnte in den vergangenen 150 Tagen seiner Amtszeit weder den Ukraine-Russland-Krieg noch den Hamas-Israel-Konflikt beenden. Die geopolitische Macht und Abschreckungskraft der Vereinigten Staaten hat unter der Führung Trumps in dieser Zeit erheblich an Wirkung verloren. Mit dem Angriff Israels auf den Iran hat sich zudem eine neue Front in den laufenden Kriegen geöffnet, und Premierminister Netanjahu versucht, Trump in seinen eigenen Krieg hineinzuziehen.
Neben der Unfähigkeit, sich als globale Führungsmacht durchzusetzen, steht die USA auch vor einem ernsthaften logistischen Problem: Die Waffen- und Munitionsvorräte schwinden und können nicht rechtzeitig aufgefüllt werden. Die von China verhängten Beschränkungen auf den Export Seltener Erden (Rare Earth Elements – REEs), die für die Waffen- und Munitionsproduktion entscheidend sind, haben die US-Rüstungsindustrie beinahe zum Stillstand gebracht. Da eine Produktion in gewohnter Kapazität ohne diese Elemente nicht möglich ist, stehen die amerikanischen Raketenarsenale kurz vor der Erschöpfung.
Die sinkenden Vorräte und die Unfähigkeit, diese zu erneuern, erschweren auch die laufenden Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine und an Israel, die auf hochentwickelte Technologien angewiesen sind. Israel ist zu 69 % von den USA als Lieferant für Waffen und Munition abhängig – insbesondere bei Kampfflugzeugen, präzisionsgelenkten Raketen und Raketenabwehrsystemen ist diese Abhängigkeit deutlich spürbar. Der Rückgang der US-Vorräte wird zwangsläufig auch Israels Zugang zu Waffen und Munition einschränken und könnte damit eine entscheidende Rolle bei der Beendigung der Konflikte spielen.
In diesem Beitrag wird die paradoxe Abhängigkeit der USA von ihrem strategisch größten Rivalen China untersucht, den die amerikanischen Strategiepapiere als „umfassendsten und ernsthaftesten strategischen Konkurrenten“ bezeichnen – und gleichzeitig auf dessen Produktionsressourcen angewiesen sind, um sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Im Fokus stehen dabei die Auswirkungen chinesischer Exportbeschränkungen auf die US-Verteidigungsindustrie.
Seltene Erden – Unverzichtbar für die Rüstungsindustrie
Die hochentwickelten, technologiegestützten Waffensysteme der USA sind auf Seltene Erden angewiesen. Diese Gruppe umfasst 17 metallische Elemente, wobei insbesondere Neodym, Praseodym, Samarium, Dysprosium und Terbium aufgrund ihrer hohen magnetischen, thermischen und elektrischen Eigenschaften zu den unentbehrlichen Bestandteilen zahlreicher militärischer Hochtechnologiesysteme zählen.
Laut dem US Geological Survey bezieht die USA 70 % ihrer seltenen Erden aus China – Waffenproduktion massiv abhängig
Einem Bericht der US Geological Survey zufolge hat die USA zwischen 2020 und 2023 rund 70 % aller Importe seltener Erdmetalle und -verbindungen aus China bezogen, wobei ein erheblicher Teil davon in der Rüstungsindustrie Verwendung fand.
Seltene Erden sind für die Waffenproduktion von entscheidender Bedeutung. Ohne die fünf zentralen Elemente – Neodym, Praseodym, Samarium, Dysprosium und Terbium – können Schlüsseltechnologien wie Jettriebwerke, geräuscharme Antriebssysteme für U-Boote, Radar- und Sonarsysteme, Lenkraketensysteme, Laserzielsysteme, Sensorik, elektromagnetische Kanonen und elektrooptische Systeme nicht hergestellt werden. Der Bau von Kampfflugzeugen, Kriegsschiffen, U-Booten und Drohnen sowie deren integrierte Systeme und Waffentechnik sind direkt von diesen Elementen abhängig – und diese werden zu etwa 90 % aus China bezogen.
Besonders kritisch ist zudem die Abhängigkeit von den seltenen Erden Antimon, Gallium und Germanium, die in mehr als 80 % der Lieferketten der Waffensysteme des Pentagon enthalten sind. Diese drei Elemente bilden die Grundlage moderner militärischer Fähigkeiten: Germanium ermöglicht Sicht bei Nacht oder Nebel, Gallium ist entscheidend für Hochfrequenz- und Radarentscheidungen, Antimon für die Herstellung zuverlässiger Munition.
Der Bericht „Rock to Rocket: Critical Minerals and the Trade War for National Security“ des Verteidigungsinformationsunternehmens Govini warnt, dass Chinas Exportbeschränkungen bei kritischen Mineralien etwa zwei Drittel der US-Verteidigungsindustrie-Lieferketten beeinträchtigen könnten. Insbesondere auf Gallium, Germanium, Wolfram und Tellur angewandte Exportstopps betreffen 78 % aller US-Waffensysteme.
Die Analyse der Produktionsprozesse von 1.900 US-Waffensystemen zeigt, dass ein Großteil der über 80.000 darin verwendeten Einzelteile auf kritische Mineralien angewiesen ist – die überwiegend aus China stammen. Laut dem Govini-Bericht liegt die Abhängigkeit von diesen Mineralien bei den US-Marines bei 61,7 %, bei der US Navy sogar bei 91,6 %. Diese strukturelle Abhängigkeit stellt ein strategisches Risiko für die militärische Einsatzfähigkeit der Vereinigten Staaten dar.
Trotz globaler Vorkommen: Die Verarbeitung seltener Erden bleibt fest in chinesischer Hand – Auswirkungen auf US-Verteidigungsindustrie
Auch wenn seltene Erden und andere kritische Rohstoffe in verschiedenen Ländern abgebaut werden, erfolgt ihre Weiterverarbeitung überwiegend in China. Diese strukturelle Abhängigkeit bedeutet, dass China seine dominierende Stellung in der Lieferkette nicht nur als wirtschaftliches und politisches Druckmittel nutzen kann, sondern auch durch steigende Kosten und längere Produktionszeiten die US-Rüstungsindustrie zusätzlich belastet. Das geht aus dem Bericht des Informationsdienstleisters Govini hervor.