Die CIA hat Hunderte Geheime Websites eingerichtet: Das verbergen sie

Die CIA verfügt nach wie vor über ein weltweites, weit verzweigtes Netzwerk von Informanten. Heutzutage kommunizieren diese Personen über speziell entwickelte Anwendungen wie Tor oder Signal. Doch wenn sie in ihren Heimatländern entdeckt oder gefasst werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie – wie im Fall von Hosseini – ihrem Schicksal überlassen werden. Für die CIA zu spionieren oder als Informant tätig zu sein, ist nach wie vor genauso gefährlich wie eh und je.
August 7, 2025
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Die CIA hat nicht nur Regierungen infiltriert, sondern auch das Internet selbst. Langley betrieb über mehr als ein Jahrzehnt ein umfangreiches Netzwerk geheimer Websites, getarnt als unschädliche Blogs, Nachrichtenportale oder Fan-Seiten, die als globale Spionagezentren fungierten.

Diese Operation begann im Jahr 2004 und umfasste mindestens 885 Webseiten – von Fan-Seiten zu Johnny Carson oder Star Wars bis hin zu Foren über den Rastafari-Glauben. Dieses Netzwerk, das Inhalte in 29 Sprachen ausspielte und sich direkt gegen mindestens 36 Länder richtete, war nicht nur auf Feindstaaten wie China, Venezuela oder Russland fokussiert – auch alliierte Länder wie Frankreich, Italien und Spanien waren Ziel. Damit zeigte sich, dass die Vereinigten Staaten Freund und Feind nicht unterschiedlich behandelten.

Versteckte Fußballblogs und geknackte Codes

Gholamreza Hosseini war ein ehemaliger Informant für die CIA. Im Jahr 2007 bot der in Teheran lebende Industrieingenieur an, Informationen über Irans Nuklearprogramm zu liefern. Die CIA dirigierte ihn auf die Website IranianGoals.com, die scheinbar lokale Fußballnews auf Persisch bot – die Suchleiste am unteren Rand der Startseite war jedoch ein getarnter Zugangscode. Mit dem richtigen Passwort öffnete sich ein verschlüsseltes Messenger-Interface. Jeder Informant hatte eine eigene Seite, die isoliert vom restlichen Netzwerk angelegt war.

Die Idee wirkte raffiniert – doch aufgrund nachlässiger Fehler in Washington wurde Hosseini rasch entdeckt. Ein doppelter Agent enthüllte die ausgeklügelte Webseite, was eine Spur detektivischer Aufklärung nach sich zog.

Die CIA hatte viele dieser Webseiten meist kollektiv über denselben Internetdienstanbieter oder dieselbe Hosting-Plattform eingerichtet. Im Klartext: Die IP-Adressen lagen im selben Segment – als stünden die Häuser der Informanten nebeneinander an einer Straße.

Durch Vergleichsanalysen konnten iranische Behörden bereits mit einfachen Online-Tools dutzende CIA-Betriebswebseiten identifizieren. Danach überwachten sie nur noch die Zugriffe auf diese Seiten.

Verhaftungen, Freilassungen und politische Nachwirkungen

Die iranische Nachrichtendienstbehörde gab an, dass 30 Personen verhaftet und weitere 42 CIA-Agenten enttarnt wurden. Webseiten wie IranianGoalKicks.com, FirstNewsSource.com oder Farsi-NewsAndWeather.com sind teilweise noch über das „Internet Archive“ (Wayback Machine) zugänglich. Eine vollständige Liste der bekannten CIA-Webseiten ist online einsehbar.

Hosseini verbrachte über neun Jahre im Gefängnis und wurde 2019 freigelassen. Seit seiner Freilassung gab es keinerlei Kontakt oder Unterstützung seitens US-Behörden. Dennoch setzt die USA ihre Bemühungen zur Destabilisierung der iranischen Regierung fort – mit Unterstützung hochrangiger Oppositioneller und Eingriffen in Protestbewegungen. Im Juni führten sie auch Luftangriffe auf iranische Atomanlagen durch.

Spionage gegen Verbündete und Feinde zugleich

Das Netzwerk der Websites deckte ein breites Themenspektrum ab. Nur wenige hätten vermutet, dass eine Seite wie Rasta Direct, die sich der Nischenreligion Rastafari widmete, mit dem US-Geheimdienst in Verbindung stand. Die CIA betrieb außerdem eine Seite namens Star Wars Web für Fans der Science-Fiction-Serie sowie eine weitere namens All Johnny, die dem legendären Late-Night-Moderator Johnny Carson gewidmet war. Doch am häufigsten handelte es sich bei den Tarnseiten um Sport-, Spiele- oder Nachrichtenblogs.

Diese Websites dienten als Tarnung für Informanten und boten auf den ersten Blick eine plausible Möglichkeit zur Leugnung. Bei genauerem Hinsehen stellten viele dieser Seiten jedoch kaum eigene Inhalte bereit, sondern veröffentlichten meist Nachrichten oder Blogeinträge aus anderen Quellen erneut und verlinkten auf bestehende Inhalte.

In sogenannten Feindstaaten wie Venezuela nutzten Informanten Seiten wie Noticias-Caracas oder El Correo De Noticias, um mit Langley zu kommunizieren. In Russland griffen Agenten auf Plattformen wie My Online Game Source und TodaysNewsAndWeather-Ru.com zurück.

Doch selbst in verbündeten Ländern wie Frankreich, Spanien oder Italien deckte man ein breites Informantennetzwerk auf, das der CIA wichtige Informationen lieferte – über Webseiten mit Themen wie Finanznachrichten, Bergsteigen oder Jogging.

Auch Deutschland zählte zu den aktiven Zielstaaten Washingtons. Im Jahr 2013 wurde bekannt, dass die USA über ein Jahrzehnt lang das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört hatten – ein Skandal, der zu einer schweren diplomatischen Krise führte. Ein Jahr später, 2014, verhaftete Deutschland einen eigenen Geheimdienstmitarbeiter, der für die USA spioniert hatte.

Der Zusammenbruch des CIA-Netzwerks in China

China bleibt jedoch weiterhin eines der obersten Ziele der CIA. Die Agentur hatte im ganzen Land ein umfangreiches Netzwerk von Informanten aufgebaut. Während dieses aktiv war, nutzten die Agenten Plattformen wie eChessNews.com und SportsNewsFinder.com, um Informationen in die USA zu übermitteln.

Wie zuvor im Iran begannen auch die chinesischen Behörden, dieses Netzwerk zu zerschlagen. Ab Ende 2010 wurde es systematisch aufgedeckt – vermutlich mit ähnlichen Methoden wie jene, die von den Iranern eingesetzt worden waren. Anders als der Iran jedoch, ging China noch brutaler vor: Viele der enttarnten Informanten wurden direkt hingerichtet. Schätzungen zufolge verlor die CIA bei dieser Säuberung rund 30 Agenten – ein Desaster, das als einer der schwersten Geheimdienstfehlschläge in der fast 80-jährigen Geschichte der CIA gilt.

Seither ist das US-Spionagenetzwerk in China deutlich geschwächt. Anfang dieses Jahres änderte die CIA ihre Strategie und veröffentlichte zwei Videos, die sich gezielt an unzufriedene Mitglieder der Kommunistischen Partei richteten. Diese sollten zur Zusammenarbeit motiviert werden – im Gegenzug wurden Geld und ein neues Leben in den USA versprochen.

„Je höher ich in der Partei aufstieg, desto mehr wurde mir klar, dass meine Vorgesetzten wie abgetragene Schuhe einfach weggeworfen wurden – und nun weiß ich, dass mein eigenes Schicksal genauso enden wird“, sagt der Sprecher in einem der Videos.

In einem anderen heißt es: „Dass unsere Führung ihre Versprechen über Wohlstand immer wieder nicht einhält, ist längst ein offenes Geheimnis… Es ist Zeit, meinen eigenen Traum zu verfolgen.“

Die CIA fordert potenzielle Kollaborateure auf, den Tor-Browser herunterzuladen und über ihre offizielle Website Kontakt aufzunehmen. Während Tor im Westen als ein Tool für Anonymität gilt, zeigte eine frühere Recherche von MintPress News, dass es von einem mit der CIA verbundenen Unternehmen entwickelt und von der US-Regierung finanziert wurde. Letztes Jahr verabschiedete Washington ein Gesetzespaket in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar, um weltweit Anti-China-Propaganda zu finanzieren.

Anwendungen und Plattformen als Waffen einsetzen

Der US-Sicherheitsstaat ging weit über die Einrichtung gefälschter Websites hinaus, um weltweit Regimeänderungen anzustoßen. Bereits 2010 entwickelte die CIA durch ihre Tarnorganisation USAID heimlich eine Social-Media-App namens Zunzuneo, die sich gezielt gegen Kuba richtete.

Zunzuneo, oftmals als „das kubanische Twitter“ bezeichnet, wurde schnell populär. Die App war so gestaltet, dass sie vertrauenswürdiger und preisgünstiger wirkte als Konkurrenzangebote, mit dem Ziel, zunächst Marktführerin zu werden – und anschließend gezielt regierungskritische Botschaften im Inselstaat zu verbreiten.

Ein Teil des Plans sah vor, die Nutzer zu einem bestimmten Zeitpunkt dazu aufzurufen, an US-kontrollierten Protesten teilzunehmen – mit dem Ziel, eine „farbige Revolution“ herbeizuführen.

Zur Verschleierung des Projekts lud die US-Regierung den Twitter-Mitgründer Jack Dorsey zu einem geheimen Treffen ein, um ihn zur Übernahme der App zu bewegen. Da er keine Stellungnahme abgab, bleibt unklar, inwieweit er tatsächlich beteiligt war. 2012 wurde Zunzuneo plötzlich eingestellt.

Eindringen in Journalismus und Big Tech

Während die 885 gefälschten Websites ursprünglich nicht der direkten Meinungsbeeinflussung dienten, fördert die US-Regierung heute gezielt weltweit Journalisten: Anfang dieses Jahres enthüllte ein vom Trump-Regime initiierter Haushaltsstopp für USAID-Fördermittel, dass mehr als 6.200 Journalist:innen in etwa 1.000 Medienorganisationen heimlich Gelder erhielten – um pro-US-Nachrichten zu verbreiten.

Die Direktorin des Ukrainischen Instituts für Masseninformation, Oksana Romanyuk, erklärte, etwa 90 % der Medien in der Ukraine seien auf USAID-Mittel angewiesen. Eine Studie in Belarus ergab, dass 20 führende Medienhäuser zu 60 % von Washington finanziert werden. In Iran fanden 30 regierungskritische Gruppen eine Plattform durch eine Krisenstruktur, während sich in Kuba und Nicaragua oppositionelle Medien zur Finanzierung an Leserwandten.

Die CIA drang auch in die größten Social-Media-Plattformen vor – und konnte so maßgeblich kontrollieren, wer welche Inhalte sehen konnte. Bei Facebook etwa arbeitete eine Vielzahl ehemaliger CIA-Mitarbeiter. Besonders auffällig: Aaron Berman, einst mit täglichen Sicherheitsbriefings für den Präsidenten betraut, leitete fortan als Senior Manager Disinformation darüber, welche Inhalte hervorgehoben oder zensiert werden – obwohl er keine Social-Media-Erfahrung mitbrachte.

Und bei Google reihen sich ehemalige Agenten noch stärker in Führungspositionen ein. Jacqueline Lopour, früher langjährige Expertin für Mittleren Osten bei der CIA, wurde als „Senior Intelligence, Trust & Safety Manager“ bei Google tätig – mit erheblichem Einfluss auf die Richtung des Konzerns. Diese Form staatlicher Einflussnahme ist ein strategisches Mittel, um das Internet zu gestalten.

Informantennetzwerk bleibt riskant

Die CIA hält weiterhin ein globales Netzwerk von Informant:innen instand – die über gesicherte Apps wie Tor oder Signal kommunizieren. Doch wird jemand in seinem Heimatland enttarnt, droht ihm wie Gholamreza Hosseini – der auf IranianGoals.com für die CIA spionierte – ein Verbleiben auf verlorenem Posten. Auch heute bleibt Agententätigkeit höchst gefährlich.

Autor: Alan MacLeod ist Senior Writer bei MintPress News. Nach seiner Promotion veröffentlichte er die Bücher “Bad News from Venezuela: Twenty Years of Fake News and Misreporting” sowie “Manufacturing Consent in the Information Age”. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen zählen Beiträge für FAIR.org, The Guardian, Salon, The Grayzone, Jacobin Magazine und Common Dreams.