Die These des amerikanischen Außenpolitik-Magazins: Der größte Gewinner des Israel‑Iran‑Krieges ist die Türkei
In einer von Brandon J. Weichert verfassten Analyse mit dem Titel „Der größte Gewinner des Israel‑Iran‑Krieges: die Türkei“ wird behauptet, dass die Türkei profitieren werde, wenn das iranische Regime aufhört, ein alternatives Machtzentrum zur aufstrebenden islamisch geprägten Rolle der Türkei in der Region zu sein. In diesem Fall würde Ankara sich gegen Israel wenden und aktiv danach streben, im Großen Nahen Osten eine dominierende Machtposition zu erreichen.
Im Text heißt es dazu: „Wenn das iranische Regime fällt, werden die Türken sich in einer Weise präsentieren, wie seit den Zeiten des Osmanischen Reiches nicht mehr. Sobald sie ein reines Einsatzfeld haben und ihre Armee kampfbereit ist, werden Israel und seine Verbündeten vermutlich ein starkes geopolitisches Erwachen erleben.“
Der Analyse zufolge handelt die Türkei langfristig und folgert daraus, dass man das außenpolitische Agieren des Landes nur verstehen könne, wenn man Vision und ideologischen Hintergrund seiner Führung analysiert. Die seit Anfang der 2000er Jahre regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) und ihr Gründer, Präsident Recep Tayyip Erdoğan, verfolgen – anders als die säkulare Tradition der Türkei – einen politischen Kurs, der auf islamischen Werten basiert. Im Kontrast zur säkularen republikanischen Tradition prägten Erdoğan und seine Bewegung eine neue politische und diplomatische Ausrichtung. Sie kombinierten das osmanische Erbe mit klassisch türkischer Außenpolitik und ließen die Türkei neue geopolitische Verantwortung übernehmen.
Um ihre ehemalige Vormachtstellung im Nahen Osten wiederzuerlangen, müsse Ankara seine Rivalen dominieren. Obwohl die Türkei stabile und freundschaftliche Beziehungen zum Iran unterhalte, so argumentiert der Autor, werde Erdoğan mit Sicherheit nicht akzeptieren, dass im Nahen Osten eine Perser‑nationalistische, schiitisch‑islamische Macht dominiert. Die Schwächung Irans könne es der Türkei erleichtern, regionale Führungsrolle zu übernehmen – eine Spaltung Irans diene letztlich türkischen Interessen.
Zudem betont die Analyse, dass die Fortschritte in der türkischen Rüstungsindustrie für den Aufstieg zur regional dominierenden Macht entscheidend seien. Die von der Türkei in den letzten Jahren entwickelten unbemannten Luftfahrzeuge (Drohnen), Kriegsschiffe, Luftabwehrsysteme und Elektronische Kriegsführungstechnologien hätten das militärische Gleichgewicht in der Region verändert. Dadurch sei die Türkei nicht nur für den Iran, sondern auch für Israel und die USA zu einer militärisch relevanten Macht geworden.
Abschließend stellt die Analyse fest, dass mit dem Zusammenbruch der iranischen Hegemonie die Türken – so wie in früheren Zeiten – im Nahen Osten dominieren würden. Israel und der Westen stünden daraufhin vor schwierigen Zeiten.
Quelle: sde.org.tr