Der Alaska-Gipfel: Putins und Trumps Friedensvision

Trump scheint sich weniger um die Aussicht auf ein verkleinertes, Russland untergeordnetes Ukraine zu sorgen. Seine Hauptsorgen liegen offenbar anderswo, vielleicht bei dem Friedensnobelpreis, den er anstrebt. Dennoch könnte es notwendig sein, dass die Vereinigten Staaten die Sicherheit der Ukraine gegen künftige russische Angriffe garantieren – etwas, auf das Trump angedeutet hat, obwohl er die Idee ablehnt, amerikanische Truppen in ausländische Konflikte zu entsenden.
August 20, 2025
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Alaska-Gipfel und seine Nachwirkungen: Ein Blick auf Putins und Trumps Friedensvision

Der Alaska-Gipfel zwischen den Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin war von pompöser Inszenierung geprägt. Substanziell – also die Verhandlungen der beiden Großmächte über den zermürbenden Krieg in der Ukraine – schien zunächst wenig zu ergeben. Es gab kein Abkommen und wenige Details zu angeblichen Fortschritten.

Die Analyse nach Alaska deutete jedoch darauf hin, dass die USA von der Position der Ukraine abgerückt sind. Trump habe im Wesentlichen Putins Forderung nach territorialen Zugeständnissen durch die Ukraine und Bemühungen um ein abschließendes Friedensabkommen über einen sofortigen Waffenstillstand – letzteren lehnte Putin ab, da Russland auf dem Schlachtfeld vorankommt – zugestimmt.

Diese Zugeständnisse lösten Alarm in europäischen Hauptstädten aus. Ein hastig angesetztes Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, europäischen Verbündeten und Trump am 18. August im Weißen Haus brachte nur vage Sicherheitsgarantien für die Ukraine.

Für diejenigen, die konkrete Grundlagen für ein Friedensabkommen suchen, ist das frustrierend. Als langjähriger Historiker für russische und sowjetische Geschichte sehe ich jedoch Anzeichen dafür, wie ein künftiges Friedensabkommen aussehen könnte – oder genauer gesagt, wie es für Putin und Trump aussehen würde.

Es mag ein bitterer Beigeschmack für die Ukraine sein, doch es zeigt eine Übereinstimmung der Vorstellungen zwischen den beiden Großmächten: Russland und den Vereinigten Staaten. Trump sagte nach dem Gipfel zu Fox News: „Es ist gut, wenn zwei große Mächte miteinander auskommen, besonders wenn sie nuklear bewaffnet sind. Wir sind Nummer 1, sie sind Nummer 2.“

Bekanntes und Unbekanntes

Einige Fakten bleiben unverändert: Erstens unterstützen die europäischen Mächte – insbesondere Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich – die Ukraine voll und ganz. Zweitens lehnt Selenskyj zumindest öffentlich Zugeständnisse an Russland ab. Er scheint zu glauben, dass die Ukraine mit westlicher – und vor allem amerikanischer – Unterstützung besser gegen Russland bestehen kann.

Im Gegensatz zu Selenskyj und den europäischen Mächten erscheinen die Ziele der USA unter Trump flexibel. Putins Forderungen nach „primären Ursachen“ des Ukraine-Konflikts und seine maximalistische Position lassen offen, wozu er tatsächlich bereit ist.

Imperiales Denken

Man kann die Ziele der USA und Russlands auf zwei Arten interpretieren: „imperial“ und „hegemonial“. Imperiale Ambitionen reflektieren das historische Selbstverständnis ehemaliger Großmächte. Sowohl Trump als auch Putin zeigen in ihrer Rhetorik Anzeichen solcher imperialer Impulse: Sie sprechen vom „großen“ Vergangenen und hegen den Wunsch, andere Länder zu dominieren.

Hegemoniales Denken

Großmächte können auch hegemonial agieren, ohne andere Länder vollständig zu erobern. Hegemonen dominieren wirtschaftlich und militärisch, vielleicht auch politisch oder ideologisch. Die USA agieren über ihre dominante NATO-Position als Hegemon, Putin verfolgt eher hegemoniale Ziele: die Ukraine könnte militärisch geschwächt, außerhalb der NATO und kein militärischer Bedrohung für Russland sein.

Verhandlungen möglich?

Russland verfügt nicht über die wirtschaftliche und militärische Macht, um eine stabile hegemoniale Position in seiner Nachbarschaft zu sichern. Daher setzt Putin auf physische Gewalt, was zu hohen Verlusten, wirtschaftlichen Problemen, Massenflucht und Isolation geführt hat.

Putin strebt nach territorialen Gewinnen – z. B. in Luhansk, Donezk, Saporischschja, Cherson und Krim. Ob dies imperial oder hegemonial ist, entscheidet über Verhandelbarkeit. Ein imperialer Anspruch Putins würde Kompromisse unmöglich machen. Wahrscheinlich wäre er zufrieden mit einer Ukraine, die außerhalb der NATO bleibt, nicht als Basis westlicher Mächte dient und keine militärische Bedrohung darstellt.

Das Problem: Eine solche Lösung wäre für Selenskyj untragbar und müsste Kiew aufgezwungen werden, was europäischen Mächten widerspricht, nicht jedoch zwingend Trump. Zudem gibt es keine einheitliche Haltung von Europa und den USA zum Kriegsende.

Trump scheint sich weniger um eine beschnittene Ukraine unter russischer Oberhoheit zu sorgen. Seine Hauptinteressen liegen möglicherweise anders, etwa beim Nobelpreis. Dennoch müssten die USA die Sicherheit der Ukraine gegen zukünftige russische Angriffe garantieren – etwas, das Trump angedeutet hat, obwohl er die Entsendung amerikanischer Truppen ablehnt.

Realismus vs. gerechter Frieden

Kriege haben Folgen für Sieger und Besiegte. Je länger der Krieg dauert, desto wahrscheinlicher wird Russlands Vormarsch, angesichts seiner militärischen Macht und Trumps ambivalenter Unterstützung.

Unter diesen Realitäten scheint die Lösung näher an dem, was Russland akzeptiert, als an dem, was die Ukraine möchte. Die Ukraine hat – wie Trump brutal formulierte – kaum Spielraum in diesem Spiel, in dem Großmächte über das Schicksal anderer Länder entscheiden.

Wir kehren zu Thukydides zurück: „Recht besteht nur zwischen Gleichstarken; die Starken tun, was sie können, die Schwachen erleiden, was sie müssen.“ Dies ist der Kern dessen, was in den internationalen Beziehungen als „Realismus“ bezeichnet wird.

*Ronald Suny, Professor für Geschichte und Politikwissenschaft an der University of Michigan

Quelle: https://theconversation.com/alaska-summit-and-its-afterlife-provides-a-glimpse-into-what-peace-looks-like-to-putin-and-trump-263309