7. Oktober… Der Tag, an dem die Muslime sich erinnerten, dass Israel besiegt werden kann

Der 7. Oktober war keine gewöhnliche militärische Operation, sondern ein strategisches Ereignis, das die Spielregeln veränderte. Es zerstörte den jahrzehntelang bestehenden Mythos der unbesiegbaren Armee und erinnerte die Welt daran, dass der Wille der Völker von keiner Macht ausgelöscht werden kann. An diesem Tag sahen die Region und die Welt, dass Israel besiegt werden kann. Man erkannte, dass eine Struktur, die nur durch grenzenlose äußere Unterstützung aufrechterhalten wird, nicht vor dem Zusammenbruch gefeit ist. Deshalb wird der 7. Oktober als Wendepunkt in der Geschichte der Besatzung in Erinnerung bleiben und als Zeichen dafür gelten, dass Widerstand nicht nur eine moralische, sondern auch eine strategische Entscheidung ist.
Oktober 8, 2025
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Der 7. Oktober war ein Wendepunkt in der Geschichte des arabisch-israelischen Konflikts – ein Tag, den sich weder die arabische Welt noch irgendein Staat hätte vorstellen können.
Bis zu diesem Datum hatte Israel im arabischen wie auch im globalen Bewusstsein das Bild einer unbesiegbaren Armee tief verankert. Diese Überzeugung war nicht unbegründet; sie stützte sich auf siebzig, ja achtzig Jahre schmerzlicher Erfahrungen der arabischen Staaten. 1967 fügte Israel innerhalb von nur sechs Tagen mehreren arabischen Armeen eine vernichtende Niederlage zu. Dieser Krieg veränderte das Gesicht der Region und präsentierte Israel als eine außergewöhnliche militärische und nachrichtendienstliche Macht.

1973 gelang es den arabischen Armeen, den Suezkanal zu überqueren, Israel zu überraschen und bedeutende Erfolge zu erzielen. Doch Israel drehte dank der unbegrenzten militärischen und politischen Unterstützung der Vereinigten Staaten den Kriegsverlauf zu seinen Gunsten: Es durchbrach die ägyptischen Linien und fügte der Armee schwere Verluste zu. So festigte sich erneut der Glaube, dass die israelische Armee jeden arabischen Sieg letztlich in eine Niederlage verwandeln könne. Von da an verstärkte sich, mit der wachsenden Unterstützung aus den USA und Europa, Israels technologische und nachrichtendienstliche Überlegenheit und damit die Überzeugung, dass es in der Region unbesiegbar sei.

Doch der Morgen des 7. Oktober 2023 erschütterte dieses Bild bis ins Mark. Eine kleine palästinensische Widerstandsgruppe von kaum mehr als 1.400 Kämpfern blickte mit einem anderen Auge auf die Realität. Sie sahen Israel nicht als unbesiegbare Macht, sondern als Armee, die durch einfache, aber präzise Planung und eine realistische Strategie besiegt werden konnte. Mit bescheidenen taktischen Mitteln, aber strategischer Raffinesse setzten sie ihre Kräfte ein und verursachten einen beispiellosen Zusammenbruch in den israelischen Verteidigungslinien entlang der Gaza-Grenze. Das ermöglichte ihnen, bis zu dreißig Kilometer tief in das besetzte Gebiet vorzudringen.

Dieser Vormarsch war nicht nur ein Erfolg auf dem Schlachtfeld, sondern ein strategisches Erdbeben, das Israels Sicherheits- und Militärstruktur in ihren Grundfesten erschütterte. Plötzlich sahen sowohl die Israelis als auch die Welt, dass die vermeintlich unbesiegbare Armee verwundbar war – und dass technologische und nachrichtendienstliche Überlegenheit gegenüber Wille, Entschlossenheit und durchdachter Planung versagen konnte.

Dieses Ereignis erschütterte Israel psychologisch, politisch und militärisch.
Die israelische Reaktion war extrem brutal: Gaza verwandelte sich in eine Bühne des Völkermords, Zivilisten wurden in beispielloser Weise ins Visier genommen. Doch diese Vergeltung konnte die grundlegende Wahrheit, die an jenem Tag zutage trat, nicht verbergen: Der palästinensische Widerstand hatte Israels Armee eine absolute Niederlage zugefügt und einen jahrzehntelang bestehenden Mythos zerstört. Was in Gaza geschah, war kein gewöhnlicher Zusammenstoß, sondern ein historischer Wendepunkt, der die Welt und die Staaten der Region zwang, die Machtverhältnisse neu zu überdenken. Wenn 1.400 Kämpfer die Grenze überqueren und dreißig Kilometer vordringen konnten – was wäre geschehen, wenn es Zehntausende gewesen wären? In diesem Fall wäre ein vollständiger Zusammenbruch der israelischen Armee keineswegs ausgeschlossen gewesen. Genau diese Möglichkeit beunruhigte Israel zutiefst und trieb es dazu, sich erneut als unbesiegbar darzustellen.

Das ist auch der eigentliche Grund für Israels zerstörerischen Krieg gegen Gaza.
Die Angelegenheit war nicht nur militärisch; es ging um Symbolik, Ansehen und das eigene Image vor der Weltöffentlichkeit. Israel wollte zeigen, dass es immer noch stark ist und dass niemand die Spielregeln verändern darf. Doch die Welt sah ein anderes Bild: Sie erkannte, dass auch Israel – wie jeder andere Staat – untergehen kann, dass seine Macht nicht außergewöhnlich ist und im Wesentlichen auf amerikanischer und westlicher Unterstützung beruht. Wenn diese Unterstützung nachlässt oder in der Region eine starke Widerstandskraft entsteht, wird Israel schnell zusammenbrechen.

Der 7. Oktober trug nicht nur für Israel, sondern auch für die Staaten der Region vielfältige Botschaften.
Er bewies, dass Besatzung – so übermächtig sie auch erscheinen mag – kein ewiges Schicksal ist, und dass Wille und Organisation die Kräfteverhältnisse verändern können. Dieser Tag öffnete vielen Völkern die Augen; er zeigte, dass Israel kein Mythos ist, dass seine Niederlage möglich, ja wahrscheinlich ist. Deshalb setzte Israel seine Angriffe auch über Gaza hinaus fort und traf wiederholt Ziele in Syrien. Denn es weiß, dass in Palästina, in Syrien und in der gesamten Region eine neue Generation heranwächst, die mit dem Gedanken des Widerstands aufwächst – eine Generation, die keine Angst vor dem Krieg hat und bereit ist, einen Preis zu zahlen. Gerade diese Möglichkeit fürchtet Israel, weil es um seine eigene Schwäche weiß.

Schlussendlich war der 7. Oktober keine gewöhnliche militärische Operation, sondern ein strategisches Ereignis, das die Spielregeln veränderte.
Er zerstörte den jahrzehntelang bestehenden Mythos der unbesiegbaren Armee und erinnerte daran, dass der Wille der Völker von keiner Macht ausgelöscht werden kann. An diesem Tag sahen die Region und die Welt, dass Israel besiegt werden kann. Man erkannte, dass eine Struktur, die nur durch grenzenlose äußere Unterstützung aufrechterhalten wird, nicht vor dem Zusammenbruch geschützt ist. Daher wird der 7. Oktober als Wendepunkt in der Geschichte der Besatzung in Erinnerung bleiben – als ein Zeichen dafür, dass Widerstand nicht nur eine moralische, sondern auch eine strategische Entscheidung ist.

Bekir Gündoğdu

Forscher-Autor. Er hat in verschiedenen Positionen in den Bereichen Politik, Zivilgesellschaft und Medien gearbeitet. Derzeit ist er weiterhin als Redakteur im Bereich Neue Medien und Online-Publishing tätig.
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