Wie Israel Gaza Vernichtet: Hunger, Völkermord, Terror und Besatzung

Die Völkermordstrategie Israels ist von der überwältigenden Mehrheit der israelischen Bevölkerung angenommen worden, und die israelische Gesellschaft hat sich zunehmend radikalisiert und sich von einem friedlichen Konsens entfernt. Diese Entwicklung hat den Prozess der internationalen Isolation Israels beschleunigt. Der als „Emiratsmodell“ bezeichnete Besatzungsplan für Gaza hat den Prozess, das zionistische Regime aus dem internationalen System zu drängen, erneut auf die Tagesordnung gebracht.
Juni 9, 2025
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Der seit dem 7. Oktober 2023 von Israel live übertragene Völkermord in Gaza zeigt nicht nur die moderne Kriegsführung, sondern auch die Neuauflage der dunkelsten Kapitel vergangener Politiken. Besonders die von Israel verfolgten Strategien – der Einsatz von Hunger, die gezielte Zerstörung ziviler Infrastruktur, die systematische Zerschlagung des Gesundheitssystems sowie die massenhafte Vertreibung – enthalten sämtliche Elemente, die nach internationalem Recht als „Völkermord“ eingestuft werden können. Die gegen die Bevölkerung Gazas gerichteten Maßnahmen weisen Parallelen zum sogenannten „Hungerplan“ des NS-Regimes von 1941 auf, mit dem jüdische und sowjetische Zivilisten systematisch durch Aushungern und physische Erschöpfung vernichtet werden sollten. Gaza ist heute somit nicht nur ein bombardiertes Gebiet, sondern das Zentrum einer Menschheitstragödie, in dem ein ganzes Volk durch Hunger gefügig gemacht, psychisch vernichtet und demografisch ausgelöscht werden soll.

Vor diesem Hintergrund stellt sich zunehmend die Frage, wie Israel Gaza durch Hunger, Völkermord und Vertreibung zu zerstören versucht, wie diese völkerrechtswidrigen Maßnahmen von der israelischen Bevölkerung aufgenommen werden und welche Terrorpolitik Israel in Gaza tatsächlich verfolgt.

Hungerpolitik und Psychologische Kriegsführung

Die von Israel verfolgte Hungerpolitik gegenüber der Bevölkerung Gazas ist mehr als nur ein militärisches Mittel – sie ist ein systematischer Vernichtungsmechanismus mit dem Ziel, den Überlebenswillen der palästinensischen Zivilbevölkerung zu brechen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zerstören und Gaza letztlich unbewohnbar zu machen. Die durch den israelischen Terror in Gaza ausgelöste Notlage ist daher nicht einfach eine humanitäre Krise, sondern Ausdruck einer bewusst geplanten und umgesetzten Strategie.

In diesem Zusammenhang fungiert die von Israel mit Unterstützung der USA gegründete Stiftung „Gaza Humanitäre Hilfe“ (GHH), die offiziell als Hilfsorganisation auftritt, de facto als Kontroll- und Steuerungsinstrument. Die Verteilung der Hilfsgüter erfolgt strategisch, um die Zivilbevölkerung zur Flucht in bestimmte Gebiete zu zwingen. In diesen Sammelpunkten hungernder Menschen werden sie dann gezielt ins Visier genommen und getötet. Der dahinterstehende Gedanke: Menschen nicht nur mit Bomben, sondern auch mit Hunger zur Kapitulation zu zwingen. Diese Strategie zielt nicht nur auf die physische Vernichtung ab, sondern auch auf die kollektive Zermürbung des Willens.

So wird zwar behauptet, dass GHH täglich 1.750 Kalorien pro Person zur Verfügung stelle, doch Berichte aus dem Feld belegen, dass diese Zahl bei weitem nicht erreicht wird. Laut dem Oxfam-Bericht von 2024 überleben Menschen im Norden Gazas durchschnittlich mit nur 245 Kalorien am Tag – weniger als die tägliche Kalorienzufuhr, die das NS-Regime jüdischen Gefangenen im Warschauer Ghetto zuteilte.

In Gaza versuchen Mütter, verstreutes Mehl vom Boden aufzuklauben, um ihre Kinder irgendwie zu ernähren. Selbst mit Schlamm vermischte Essensreste sind zu einem Symbol der Hoffnung auf Überleben geworden. Dies ist nicht nur physischer Hunger – es ist ein tiefer psychologischer Zusammenbruch, eine Entmenschlichung.

Der Schrei einer Mutter, die sagt: „Meine Kinder sollen Mehl mit Erde essen, Hauptsache, sie sterben nicht“, ist eines der größten Schandmale der heutigen Zeit. Der Hunger ist in Gaza nicht nur ein Symptom, sondern eine bewusst eingesetzte Waffe.

Die Systematik dieser Politik macht deutlich, dass Israel den Hunger nicht nur als Kriegsverbrechen oder humanitäre Katastrophe, sondern als geplante Vernichtungsstrategie – als Völkermord – einsetzt.

Der Rechtliche Rahmen des Völkermords und Israels Tatsächliche Verstöße

Die UN-Völkermordkonvention von 1948 definiert Völkermord als eine Gesamtheit von Handlungen, die mit der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise physisch zu vernichten. Zu diesen Handlungen zählen: die Tötung von Mitgliedern der Gruppe, das Zufügen schwerer körperlicher oder geistiger Schäden, das Auferlegen von Lebensbedingungen, die auf die völlige Zerstörung abzielen, die Verhinderung von Geburten sowie die gewaltsame Überführung von Kindern in andere Gruppen.

Dr. Melanie O’Brien, Präsidentin der Internationalen Vereinigung für Völkermordstudien, betont, dass die von Israel in Gaza verfolgte Politik eindeutig unter diese Definition fällt. Laut O’Brien richten sich die israelischen Angriffe nicht nur gegen militärische Ziele, sondern gezielt gegen zentrale zivile Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Hilfszentren, Schutzräume und Bildungseinrichtungen. Das gezielte Anvisieren solcher Einrichtungen verstößt nicht nur gegen das Kriegsvölkerrecht, sondern erfüllt auch die Kriterien für Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wie O’Brien hervorhebt, ist für den Nachweis eines Völkermordes kein offizielles staatliches Dokument erforderlich. Die öffentliche Rhetorik von Entscheidungsträgern, die systematischen Muster der Gewalt und die tatsächlichen Folgen vor Ort reichen aus, um die Absicht zur Vernichtung zu belegen.

Die Aussagen führender israelischer Politiker – darunter Premierminister Netanyahu – wie „Gaza darf sich nie wieder erholen“, „diesmal muss es vollständig zerstört werden“ oder die Entmenschlichung der Palästinenser als „menschenähnliche Tiere“, belegen eine explizite, nicht nur implizite, völkermörderische Absicht.

Darüber hinaus ist der Hinweis auf „Selbstverteidigung“ im Fall eines Völkermordes unzulässig. Wie O’Brien betont, kann kein Sicherheitsbedürfnis rechtfertigen, dass eine Bevölkerung gezielt ausgehungert, systematisch bombardiert oder von humanitärer Hilfe abgeschnitten wird.

In diesem Kontext stellt die von Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) eingereichte Klage wegen Völkermordes nicht nur einen juristischen Präzedenzfall dar. Sie ist zugleich ein moralischer Prüfstein für die internationale Gemeinschaft und deren Fähigkeit, gegen die Verletzung fundamentaler Menschenrechte geschlossen vorzugehen.

Reaktionen, Radikalisierung Israels und die Neue Definition von Besatzung

Die Kritik an Israels Gaza-Politik beschränkt sich längst nicht mehr nur auf arabische oder muslimische Länder. Laut einer umfassenden Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2025 liegt der Anteil negativer Meinungen über Israel in Ländern wie Italien, Spanien, Japan, Südkorea, den Niederlanden und Griechenland bei über 70 %. Besonders in Westeuropa und Ostasien nehmen israelkritische Tendenzen stark zu. Selbst in den USA entwickeln zunehmend jüngere Generationen – darunter auch junge Republikaner – eine kritische Haltung gegenüber Israel. Diese Entwicklung zeigt, dass Israel nicht nur auf diplomatischer Ebene, sondern auch in Bezug auf seine internationale Legitimität einen erheblichen Rückschritt erlebt.

Israels Reaktion auf diese Legitimitätskrise ist eine zunehmende Radikalisierung. Mit dem Erstarken der extremen Rechten im Inland wurde die Vorstellung einer vollständigen „Entleerung Gazas“ zur offiziellen Staatsdoktrin – und findet zugleich breite Unterstützung in der israelischen Öffentlichkeit. Laut einer in der Zeitung Haaretz veröffentlichten Umfrage befürwortet eine Mehrheit der jüdischen Israelis die Vertreibung der Palästinenser aus Gaza. Ein bedeutender Teil der Befragten vertritt sogar die Meinung, dass jeder, der in Gaza verbleibt, eine Bedrohung darstelle. Diese Sichtweise offenbart, wie sehr die kollektive Kriminalisierung eines ganzen Volkes im modernen politischen Diskurs normalisiert wurde.

In diesem Kontext wurde das sogenannte „Emiratsmodell“ entwickelt – eine neue Variante israelischer Kontrolle über Palästinensergebiete. Der israelische Wirtschaftsminister Nir Barkat propagiert dieses Modell, das auf der Errichtung von Mikroadministrationen basiert, die von nicht gewählten, Israel-loyalen Stammesführern in der Westbank und in Gaza geführt werden sollen. Barkats Aussage „In Dubai gibt es auch keine Wahlen“ verdeutlicht den autoritären Charakter dieses Konzepts und die bewusste Abkehr von demokratischer Repräsentation.

Laut palästinensischen Quellen sieht dieses Modell vor, dass ein Großteil der Bevölkerung Gazas entweder getötet oder in Wüstengebiete vertrieben wird. Die restliche Bevölkerung soll in hochgesicherten Zonen untergebracht werden, die faktisch als Konzentrationslager fungieren. Hinter dieser Strategie steht nicht nur das Ziel der demografischen Säuberung, sondern auch ein klarer wirtschaftlicher Ausbeutungsplan.

Die Logik des Siedlerkolonialismus bleibt im israelischen Besatzungsdenken konstant. Dabei stehen vor allem die umfangreichen natürlichen Ressourcen Gazas im Fokus: Schätzungen zufolge befinden sich vor der Küste Gazas rund 1,1 Billionen Kubikmeter Erdgas sowie ein Potenzial von 2 Milliarden Barrel Öl. Die Bevölkerung durch Hunger, Tod und Vertreibung von diesen Ressourcen zu trennen, ist nicht nur ein humanitäres Verbrechen, sondern Teil eines langfristig angelegten strategischen Vernichtungsplans.

Zudem ist belegt, dass Premierminister Netanyahu in Gaza gezielt terroristische Gruppen unterstützt hat, um die politische Ordnung zu destabilisieren. Das zeigt, dass Israel nicht nur Terror gegen die Zivilbevölkerung anwendet, sondern auch aktiv mit Terrororganisationen zusammenarbeitet. Diese Politik stellt keine Ausnahmesituation dar, sondern spiegelt eine historische Kontinuität israelischer Strategien gegenüber Gaza wider – sie ist also nicht auf Netanyahu beschränkt.

Letztlich ist Israels Gaza-Politik kein konventioneller Krieg, sondern ein vielschichtiger Vernichtungsplan. Elemente wie:
– Hunger als Waffe,
– massive Bombardierungen zur Einschüchterung,
– Vertreibung zur Entvölkerung,
– autoritäre Verwaltungsmodelle zur Identitätsauslöschung,

bilden die tragenden Säulen dieser Strategie. Diese Vorgehensweise erfüllt nach Ansicht zahlreicher internationaler Organisationen und Genozid-Expert:innen eindeutig die Kriterien eines Völkermords, eines der schwerwiegendsten Verbrechen im Völkerrecht.

Diese Völkermordstrategie wurde von der großen Mehrheit der israelischen Bevölkerung mitgetragen. Die israelische Gesellschaft hat sich dabei zunehmend radikalisiert und sich von jeder Form des Friedens entfernt. Infolge dessen wird Israel international immer weiter isoliert, und das sogenannte „Emiratsmodell“ rückt die Frage, ob das zionistische Regime langfristig Teil der internationalen Ordnung bleiben kann, erneut in den Mittelpunkt der globalen Debatte.

Dr. Mehmet Rakipoğlu

Dr. Mehmet Rakipoğlu schloss 2016 sein Studium im Bereich Internationale Beziehungen an der Sakarya Universität ab. Seine Dissertation mit dem Titel „Verteidigungsstrategie in der Außenpolitik: Die Beziehungen Saudi-Arabiens zu den USA, China und Russland nach dem Kalten Krieg“ wurde erfolgreich abgeschlossen. Rakipoğlu arbeitete als Direktor für Türkei-Studien am Mokha Center for Strategic Studies und ist derzeit Dozent an der Abteilung für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Mardin Artuklu Universität.

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