Israel und Iran in Syrien: Wie sie gemeinsam handeln

Das neue Syrien unter der Führung von Ahmed Shara zeigt das Potenzial, trotz äußerer Interventionen Stabilität zu schaffen, indem es entschlossene Schritte zum Schutz seiner territorialen und nationalen Integrität unternimmt. Damit dieser Prozess jedoch erfolgreich sein kann, müssen koordinierte Politiken entwickelt werden, die auf lokaler und internationaler Ebene den Interventionen äußerer Akteure entgegenwirken, die vom Chaos profitieren. Die Bemühungen Israels und Irans, ihre strategischen Interessen in der Region zu wahren, haben Auswirkungen auf die Schwächung der gesellschaftlichen und politischen Struktur Syriens. Diese Auswirkungen können jedoch nur durch entschlossene und inklusive Politiken des Staates überwunden werden.
März 19, 2025
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Manipulation der Minderheiten und die Schaffung von Chaos:

Seit dem 8. Dezember 2024 wird ein neues Syrien aufgebaut. Die Auswirkungen der Revolution und der Erfolgsgeschichte, die in Syrien umgesetzt wurde, beschränken sich nicht nur auf Syrien. Es kann tatsächlich gesagt werden, dass ein damaskuszentrierter Levante-Orden angestrebt wird. In diesem Sinne könnte die neue Führung in Syrien, die die territoriale Integrität und Souveränität wiederhergestellt hat, ein Modell für den regionalen Wandel darstellen. In der neuen syrischen Ordnung hat das Land unter der Führung von Präsident Ahmed Shara durch seine konsolidierenden Schritte bedeutende Fortschritte beim Schutz seiner territorialen Integrität gemacht. Im Schatten traditioneller Spaltungen und ethnischer Konflikte wird die Wiederherstellung der staatlichen Autorität sichtbar, während insbesondere die Integration von verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen – insbesondere Kurden und Drusen – in die staatliche Struktur von Syrien auffällt. Andererseits intervenieren externe Akteure in der Region, insbesondere Israel und der Iran, mit dem Ziel, Syrien zu zerteilen und ein chaotisches Umfeld zu schaffen, das ihren eigenen strategischen Interessen dient. In diesem Sinne scheint es, dass Israel und der Iran, die zwei gegensätzliche Pole über ihre Rhetorik vertreten, versuchen, in Syrien in dieselbe Richtung zu wirken. Tatsächlich haben beide Akteure den Übergangsprozess in Syrien als Gelegenheit genutzt, um die bestehende Situation zu manipulieren. Insbesondere durch ihre Strategien gegenüber Minderheitengruppen (Israel unterstützt die Drusen, der Iran die Alawiten) haben sie versucht, die Stabilität Syriens zu untergraben.

Territoriale Integrität und Integration:

Das neue Syrien unter der Führung von Ahmed Shara hat nach jahrelangen inneren Unruhen und einer schwachen staatlichen Autorität einen Wiederaufbauprozess eingeleitet. Im Rahmen dieses Transformationsprozesses war der Schutz der Landesgrenzen und die Stärkung der zentralen Autorität oberste Ziele. Auch wenn die Kurden nicht direkt vertreten sind, spielt die Integration von ethnischen Minderheiten wie den YPG/SDF und den Drusen in die staatliche Struktur durch die im März 2025 unterzeichneten Vereinbarungen eine entscheidende Rolle im Wiederaufbau der sozio-politischen Struktur Syriens. Dieser Integrationsprozess kann als ein konkretes Zeichen für die Bemühungen des Landes gewertet werden, die Konflikte zu mildern und eine breit angelegte Staatsbildung voranzutreiben.

Die integrativen Politiken des Staates bieten Hoffnung, dass das Land seine zentralisierte Autorität wiederherstellt und die Spaltungen vermeidet. In diesem Kontext zeigt der Erfolg der neuen syrischen Regierung bei der Sicherung der territorialen Integrität sowohl die Unterstützung der lokalen Bevölkerung als auch die Fähigkeit, gegen Interventionen bestimmter internationaler Akteure Widerstand zu leisten. Allerdings könnten diese Entwicklungen jederzeit durch externe Eingriffe und die Interessenkonflikte regionaler Akteure ins Wanken geraten.

Israels Drusen-Karte:

Israel führt ausgehend von seinen Sicherheitsbedenken und strategischen Interessen Interventionen durch, um die neue Ordnung in Syrien zu schwächen. Besonders nach dem Zusammenbruch des Assad-Regimes gehören Israels militärische Operationen und Besatzungsversuche zu den entscheidenden Faktoren, die die territoriale Integrität Syriens bedrohen. Israels Ablehnung des 1974 mit Syrien geschlossenen Waffenstillstandsabkommens und der Versuch, seine militärische Präsenz auf den Golanhöhen und in deren Umgebung auszubauen, können als Beispiele für externe Interventionen gewertet werden.

Israel stellt seine Angriffe auf Syrien nicht nur als Sicherheitsbedenken oder potenzielle Bedrohungen dar, sondern zielt auch darauf ab, die ethnischen und konfessionellen Differenzen innerhalb Syriens zu schüren und ein chaotisches Umfeld zu schaffen. Insbesondere die Spannungen und Unstimmigkeiten, die die Integration von Minderheiten wie den Drusen in die neue syrische Ordnung begleiten, werden von Israel als „Zersplitterungsinstrument“ genutzt. Obwohl Israel vorgibt, diese Gruppen zu unterstützen, ist sein eigentliches Ziel, die Stabilität der neuen Ordnung zu destabilisieren und ein dauerhaftes Chaos in Syrien zu erzeugen. Auf diese Weise würde die Schwächung der zentralen Autorität und die Fortsetzung der territorialen Zersplitterung Syriens Israels Hegemonieanspruch in der Region stärken.

Diese Strategie beschränkt sich nicht nur auf militärische Interventionen, sondern zeigt sich auch auf politischer und diplomatischer Ebene. Israels Lobbyarbeit mit der US-Regierung, die Fortsetzung von Sanktionen gegen Syrien und die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Isolation zeigen, dass die externe Intervention eine vielschichtige Dimension hat.

Irans Nusayri-Rhetorik

Im Angesicht der neuen Ordnung in Syrien verfolgt Iran, ähnlich wie Israel, eine Politik der Anstachelung und Schaffung von regionalem Chaos über Minderheitengruppen. Insbesondere in ländlichen Gebieten wie Latakia haben von Iran unterstützte Milizen, die über die Nusayri (arabische Alawiten) agieren, Interventionen durchgeführt, die als Teil von Irans Bemühungen verstanden werden können, seinen Einfluss in der Region auszubauen. In diesem Zusammenhang stellt Irans Strategie, lokale Akteure zu mobilisieren und bewaffnete Aufstände gegen die neue syrische Regierung zu starten, eine bedeutende Taktik dar, um die innere Stabilität Syriens zu untergraben. Viele dieser „zivilen Nusayris“ haben trotz eines Amnestiebriefs von den Versöhnungszentren der neuen syrischen Regierung bewaffnet gegen die legitime Regierung gekämpft und so Ereignisse ausgelöst, die zum Tod vieler Zivilisten führten.

Die Angriffe der iranischen Milizen auf Zivilisten sind nicht nur militärische Eingriffe, sondern hinterlassen auch tiefe Wunden im kollektiven Gedächtnis und schüren ethnische und konfessionelle Spannungen. Solche Aktionen erschweren den Prozess der Wiederherstellung der staatlichen Autorität und schwächen die soziale Struktur Syriens. Irans Strategie, der von Israel angewandten zu folgen, kann als Versuch beider Länder betrachtet werden, die Ordnung in Syrien durch externe Interventionen gemäß ihren eigenen Interessen zu manipulieren.

Die Anstachelungspolitiken beider externen Akteure gegenüber den Minderheitengruppen in Syrien zeigen eine gemeinsame Strategie zur Schwächung des aktuellen politischen Transformationsprozesses in Syrien. Externe Interventionen, die die Bemühungen Syriens um Demokratisierung und Wiederaufbau behindern, können langfristig ernsthafte Folgen für die regionale Stabilität haben.

Regionale Machtkämpfe und Minderheitenmanipulation

Die Interventionen von Israel und Iran in Syrien betreffen nicht nur die inneren Dynamiken des Landes, sondern spiegeln auch den regionalen Machtkampf wider. Beide Akteure streben danach, ihre geostrategischen Interessen zu wahren und betrachten Syrien als ein Machtvakuum. Diese Situation erschwert den Prozess der Wiederherstellung der staatlichen Autorität in Syrien und führt dazu, dass externe Eingriffe als Hemmnisse für die Bemühungen Syriens um Demokratisierung erscheinen.

Die Manipulation der Minderheiten beruht auf dem Wunsch der externen Akteure, die derzeitige politische Transformation in Syrien gemäß ihren eigenen Interessen neu zu gestalten. Israel zielt mit seinen Militäroperationen und politischen Lobbyaktivitäten darauf ab, den Integrationsprozess Syriens zu behindern, während Iran ebenfalls den Weg der Anstachelung über Minderheitengruppen wählt. Solche Interventionen hindern die syrische Regierung daran, ihre zentrale Autorität zu stärken und fördern lokale Widerstandsbewegungen, die eine gespaltene Struktur unterstützen.

Im Rahmen der Neugestaltung des regionalen Machtgefüges spielt Syriens Rolle eine entscheidende Bedeutung. Syrien war historisch gesehen ein grundlegender Baustein der politischen Stabilität in der Region. Doch durch externe Interventionen wird diese Stabilität gestört, was nicht nur Syrien, sondern die gesamte Sicherheits- und politische Struktur des Nahen Ostens negativ beeinflussen wird. Dies ist eine Entwicklung, die von der internationalen Gemeinschaft aufmerksam verfolgt werden muss.

Schlussfolgerung

Das neue Syrien unter der Führung von Ahmed Şara hat bedeutende Schritte unternommen, um die territoriale Integrität und die zentrale Autorität wiederherzustellen und hat Erfolg dabei gezeigt, verschiedene gesellschaftliche Gruppen wie die Drusen und Kurden zu integrieren. Doch die provokativen Politiken externer Akteure – insbesondere Israels und Irans – stellen erhebliche Herausforderungen für den Demokratisierungs- und Wiederaufbauprozess des Landes dar. Israel versucht, die neue Regierung in Bedrängnis zu bringen, indem es die Drusen als Vorwand benutzt und die bestehende Chaoslage ausnutzt, während Iran ähnliche Strategien in ländlichen Gebieten unter Verwendung der Nusairi-Gemeinschaft anwendet.

Die strategische Manipulation, die beide Länder in Syrien zu verfolgen versuchen, untergräbt die Bemühungen des Staates um Wiederaufbau, schädigt den lokalen Widerstand und die gesellschaftliche Kohäsion. Dies bedeutet, dass Syrien nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch in politischen und gesellschaftlichen Fragen resistenter gegenüber externen Interventionen werden muss. Um politische Stabilität zu erreichen, müssen die staatliche Autorität gestärkt, demokratische Mechanismen etabliert und die Beteiligung ethnischer und religiöser Gruppen erhöht werden.

Die Zukunft Syriens hängt nicht nur davon ab, wie stark die bestehende Autorität ist, sondern auch davon, inwieweit externe Interventionen, insbesondere solche, die vom Chaos profitieren, abgewehrt werden können. In diesem Zusammenhang spielt die internationale Gemeinschaft eine kritische Rolle, indem sie konstruktive Beiträge zum Wiederaufbau Syriens leistet und negative Auswirkungen externer Interventionen minimiert. In diesem Rahmen sind die Stärkung der zentralen Autorität und die Förderung der gesellschaftlichen Solidarität die wirksamsten Verteidigungsmechanismen gegen externe Eingriffe. In der akademischen Literatur wird hervorgehoben, dass der erfolgreiche Abschluss des Demokratisierungsprozesses unter Wahrung der territorialen Integrität des Staates nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch zur Wahrung des regionalen und globalen Friedens von Bedeutung ist.

Abschließend zeigt das neue Syrien unter der Leitung von Ahmed Şara, dass es trotz externer Interventionen das Potenzial zur Wiederherstellung der Stabilität aufweist, indem es entschlossene Schritte unternimmt, die territoriale und nationale Integrität zu wahren. Um diesen Prozess jedoch erfolgreich zu gestalten, müssen koordinierte politische Maßnahmen sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene entwickelt werden, um gegen die vom Chaos profitierenden Interventionen externer Akteure vorzugehen. Die Auswirkungen von Israels und Irans Bemühungen, ihre strategischen Interessen in der Region zu wahren, auf die gesellschaftliche und politische Struktur Syriens können nur durch entschlossene und integrative Politiken des Staates abgewehrt werden.

Mehmet Rakipoğlu

Dr. Mehmet Rakipoğlu schloss 2016 sein Studium im Bereich Internationale Beziehungen an der Sakarya Universität ab. Seine Dissertation mit dem Titel „Verteidigungsstrategie in der Außenpolitik: Die Beziehungen Saudi-Arabiens zu den USA, China und Russland nach dem Kalten Krieg“ wurde erfolgreich abgeschlossen. Rakipoğlu arbeitete als Direktor für Türkei-Studien am Mokha Center for Strategic Studies und ist derzeit Dozent an der Abteilung für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Mardin Artuklu Universität.

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