Israel und der gescheiterte Angriff auf Gaza
Der israelische Besatzungsstaat hat seit dem 7. Oktober eine Reihe von Zielen bei seinen Angriffen auf den Gazastreifen definiert. Diese Ziele konzentrierten sich darauf, den palästinensischen Widerstand und die Hamas-Bewegung zu beseitigen sowie die von der Hamas gefangenen israelischen Geiseln gewaltsam zu befreien. Zu den anfänglichen Plänen der zionistischen Rechten gehörte die vollständige Vertreibung der Bevölkerung des Gazastreifens. Später fokussierte man sich darauf, die Bevölkerung im Norden Gazas nach gezielter Zerstörung von Unterkünften und einer Blockade durch Hunger zur Flucht zu zwingen. Politische und militärische Kreise Israels diskutierten zudem über Pläne, den Gazastreifen dauerhaft zu besetzen und durch Verwaltungen zu regieren, die nicht den Willen der palästinensischen Bevölkerung repräsentieren.
Betrachtet man diese Hauptziele, so lässt sich feststellen, dass keines davon erreicht wurde. Im Gegenteil: Der Besatzungsstaat ist in einer Weise gescheitert, die sich nicht verbergen lässt. Der israelische Staat konnte den Widerstand nicht eliminieren. Stattdessen gelang es dem palästinensischen Widerstand, Israel erhebliche Verluste zuzufügen. Beispielsweise tötete der Widerstand allein im Januar 2025 über 15 israelische Soldaten im Gazastreifen. Berichten zufolge schlossen sich im Jahr 2024 Tausende junge Männer dem Widerstand an – eine Zahl, die der Zahl der im Krieg gefallenen Märtyrer nahekommt. Trotz begrenzter Versorgungslinien konnte der Widerstand bis in die letzten Kriegstage hinein die Kontrolle und Führung der Situation bewahren und seine Taktik der Kräftebewahrung und gezielten Angriffe fortsetzen.
Auf politischer Ebene behauptete Netanyahu in den vergangenen Monaten, dass er die Existenz der Hamas nicht weiter dulden würde. Doch bevor ein Waffenstillstand verkündet wurde, erklärte Netanyahu, dass sie auf die Antwort der Hamas auf ein Verhandlungsdokument warteten. Die Hamas verhandelte stark und bestand auf zahlreichen Bedingungen, darunter insbesondere der vollständige Rückzug Israels aus Gaza, die Rückkehr der Vertriebenen in ihre Häuser und ein Gefangenenaustausch.
Was die Geisel-Frage betrifft, so konnte Israel trotz massiver Zerstörungskraft und modernster Sicherheits- und Technologieausrüstung seine Gefangenen nicht gewaltsam befreien. Am Ende gelangte die israelische Besatzungsmacht zu dem Schluss, dass ein neuer Austausch mit dem Widerstand der einzige Weg ist, um die israelischen Geiseln zu befreien.
Hamas forderte im Rahmen des Waffenstillstands den Rückzug der Besatzungstruppen aus Gaza, die Rückkehr der Vertriebenen, die Bewegungsfreiheit der Palästinenser, die tägliche Einfuhr von 600 Lastwagen mit humanitärer Hilfe nach Gaza und ein ehrenhaftes Gefangenenaustauschabkommen. Tatsächlich konnte Hamas in der letzten Einigung all diese Forderungen durchsetzen.
Der israelische Besatzungsstaat hat nicht nur auf dem Schlachtfeld versagt, sondern auch international erheblich an Ansehen und diplomatischen Beziehungen eingebüßt. Die Behandlung des israelischen Staates und seiner Bürger wird nach dem 7. Oktober nicht mehr wie zuvor sein. Selbst in Europa zeigt sich dies deutlich: Beispielsweise wurden in Städten wie Amsterdam und Madrid jüngst israelische Sportvereine und Fans von der Teilnahme ausgeschlossen.
In der israelischen Innenpolitik zeichnet sich ein wachsender Machtkampf ab: Auf der einen Seite stehen Netanyahu und seine rechten Verbündeten wie Ben-Gvir und Smotrich, auf der anderen Seite Netanyahu und die Opposition. Auch innerhalb der Sicherheits- und Militärkreise Israels wird es Auseinandersetzungen geben, insbesondere darüber, wer die Verantwortung für das Scheitern des 7. Oktober trägt. Die Risse, die während des Krieges zu überdecken versucht wurden, dürften sich weiter vertiefen und in schwer zu lösende, massive Spaltungen münden.
Ein weiteres Thema von großer Bedeutung ist die Haltung der USA und deren Wandel. Trumps Druck auf Netanyahu, einen Waffenstillstand zu akzeptieren, war entscheidend für das Zustandekommen dieser Einigung. Dieser Druck gibt zugleich einen Hinweis darauf, wie sich die US-israelischen Beziehungen in den kommenden Jahren unter Trump entwickeln könnten.
Der israelische rechte Flügel hat Trumps Haltung jedoch völlig falsch eingeschätzt. Beispielsweise kündigte der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, an, Trump in den kommenden Monaten Pläne für Siedlungsprojekte im Gazastreifen vorzulegen. Doch kaum hatte die Regierung die Annahme des Waffenstillstandsabkommens verkündet, traten Ben-Gvir und seine Minister zurück. Ein weiteres Beispiel ist der zionistische Finanzminister Bezalel Smotrich, der für 2025 die Annexion des Westjordanlands unter Trumps Unterstützung prognostizierte.
Die Ereignisse zeigen, dass die israelische Regierung nicht nur in ihrer internationalen Position geschwächt wurde, sondern auch innenpolitisch vor einer tiefen Krise steht, die schwer zu bewältigen sein wird.
Diese Situation steht im Widerspruch zu Trumps Plänen, die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem israelischen Besatzungsstaat zu normalisieren. Der zionistische rechte Flügel glaubte, dass Trumps zweite Amtszeit lediglich eine Fortsetzung seiner ersten wäre. Dies war jedoch ein deutlicher Irrtum, da sich viele Prioritäten geändert haben. Es gibt einen erheblichen Widerspruch zwischen Trumps Vision von Stabilität im Nahen Osten und der destruktiven Agenda der zionistischen Rechten. Während Netanyahu und der zionistische rechte Flügel darauf abzielen, den Nahen Osten zu destabilisieren und radikal zu verändern, hat Trump deutlich erklärt, dass er Stabilität in der Region fördern und die Konflikte im Nahen Osten sowie den Krieg in der Ukraine beenden möchte.
Die israelische Zeitung Maariv berichtete, dass Trump Netanyahu signalisiert habe, dass er unzufrieden mit ihm sei und sein Vertrauen in ihn verloren habe. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass Trump lieber einen neuen Premierminister in Tel Aviv sehen möchte, der Netanyahu ersetzt.
Darüber hinaus hat der israelische Besatzungsstaat erheblich an Ansehen in der internationalen Gemeinschaft, insbesondere im Westen, eingebüßt. Die Beziehungen zu den USA sind angespannt, was Israels strategische Zukunft stark beeinflussen dürfte. Wenn sich die innere politische Krise Israels mit seinen außenpolitischen Herausforderungen überschneidet, wird Israel vor einem großen Dilemma stehen.
Netanyahu steht vor zwei Optionen: Entweder stellt er sich in den kommenden Jahren der zionistischen Rechten, mit der er Allianzen eingegangen ist, oder er gerät in Konflikt mit Trump. In beiden Fällen wird Netanyahu der Verlierer sein.