Seit dem 7. Oktober 2023 ist der Genozid, den Israel im Gazastreifen führt, eine der intensivsten städtischen Konfliktsituationen der modernen Kriegsgeschichte. Die israelische Besatzungsarmee hat verkündet, dass sie durch den koordinierten Einsatz von Luft-, Land- und Seeoperationen die militärische und politische Präsenz der Hamas sowie die bewaffneten Widerstandskräfte im Gazastreifen eliminieren will. Unter dem Deckmantel der „selbstverteidigung“ hat Israel hunderttausende Zivilisten getötet und Millionen vertrieben, jedoch keine nennenswerte militärische Erfolge erzielen können. Selbst nach fast anderthalb Jahren und dem Verlust der gesamten Führungsebene bleibt der bewaffnete Widerstand im Gazastreifen eine erhebliche Herausforderung für die israelische Besatzung. Ein Beispiel dafür sind die Hinterhalte im April 2025, die von den Izzeddin el-Kassam-Brigaden in Beit Hanun durchgeführt wurden, sowie die anhaltenden Scharfschützenoperationen, die zeigen, dass die Hamas ihre militärische Fähigkeit bewahrt hat und die „absolute Sicherheit“ Doktrin Israels ernsthaft infrage gestellt werden muss.
Die Beit Hanun Falle
Die Militäroperation, die von sechs Spezialkriegern der Kassam-Brigaden in Beit Hanun durchgeführt wurde, hat deutlich gemacht, dass die Hamas ihre Planungs-, Aufklärungs- und Taktikanwendungskompetenzen aufrechterhalten hat. Die geografische Lage der Operation, nur 300-400 Meter von der israelischen Grenze entfernt, zeigt, dass die Hamas ihre Fähigkeit zur Offensive aufrechterhält und nicht nur auf Verteidigung beschränkt ist. Diese Entwicklung untergräbt Israels Behauptung einer „sicheren Zone“ entlang der Gazagrenze grundlegend.
Die zeitliche Planung der Operation zeigt, dass die Hamas-Kämpfer während des Wechsels der israelischen Wachen aktiv wurden. Diese Information beweist, dass die Operation auf langfristiger Beobachtung und Aufklärungsarbeit basierte. Der hierarchische Ansatz bei der Zielauswahl ist ebenfalls bemerkenswert: Zuerst wurde der Grenzkontrollturm, dann ein gepanzerter Personentransporter und schließlich ein Militär-Pick-up angegriffen. Diese schrittweise Angriffsmuster verdeutlichen, dass die Hamas nicht nur auf Verluste aus war, sondern auch Israels militärische Kommunikations- und Logistikstrukturen maximal beschädigen wollte. Darüber hinaus beweist diese Aktion, dass Hamas im Gegensatz zu Israel keine willkürlichen Operationen durchführt, sondern langfristige strategische Einsätze plant.
Veränderte Tunnelstrategie
Ein besonders auffälliger Aspekt der Operation war die Veränderung der Tunnelstrategie der Hamas. Anstatt wie bei früheren Einsätzen auf betonierte Tunnel zurückzugreifen, wählten die Kämpfer neu gegrabene, enge Erdpassagen. Diese Methode ermöglichte es der Hamas, Israels hochentwickelte Tunnelaufspürsysteme zu umgehen. Trotz all seiner technologischen Überlegenheit konnte Israel nur etwa 30% der Hamas-Tunnelsysteme aufspüren. Hamas hat damit erneut bewiesen, dass sie ihre militärische Fähigkeit aufrechterhält, indem sie weiterhin Tunnel baut, selbst unter den schwierigen Bedingungen und trotz der intellektuellen Überlegenheit des israelischen Militärs und westlicher Geheimdienste. Militärische Experten weisen darauf hin, dass der Bau solcher einfachen, aber effektiven Tunnel nur wenige Tage in Anspruch nimmt und gegen traditionelle Aufspürmethoden deutlich widerstandsfähiger ist.
Die Entscheidung der Hamas, bei dieser Operation keine Geiseln zu nehmen, trägt eine strategische Botschaft. Diese Wahl könnte zwei grundlegende Ziele verfolgen: Erstens, die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft zu kontrollieren und so eine weitere Eskalation des Krieges zu verhindern; zweitens, die psychologische Überlegenheit zu demonstrieren, indem sie betont, dass sie die Fähigkeit hat, Geiseln zu nehmen, diese Methode jedoch momentan nicht wählt. Diese Haltung zeigt, dass die Hamas ihre militärischen Handlungen mit ihren politischen Zielen in Einklang bringt.
Scharfschützenoperationen und die Evolution des unterirdischen Krieges
Die zunehmenden Scharfschützenoperationen der Hamas in letzter Zeit beweisen, dass die Bewegung in der Lage ist, israelische Soldaten selbst in den bestgeschützten Positionen außer Gefecht zu setzen. Zu den auffälligen Merkmalen dieser Operationen gehören eine hohe Treffsicherheit, die Zerstörung zuvor ausgewählter kritischer Ziele und die Offenlegung der Unzulänglichkeiten der israelischen Militärbefestigungen. Die Scharfschützenangriffe führen nicht nur zu physischen Verlusten, sondern auch zu einem signifikanten moralischen Rückschlag in der israelischen Armee. Viele israelische Soldaten, die verletzt wurden oder sich aus dem Gazastreifen zurückzogen, berichten von Halluzinationen und benötigen intensive psychologische Betreuung.
Der Erfolg der Scharfschützenoperationen zeigt, dass das Geheimdienstnetz der Hamas noch aktiv ist. Die Bewegung kann präzise die Patrouillenrouten, Wachzeiten und Stützpunktpositionen der israelischen Soldaten bestimmen. Diese Informationen belegen, dass die lokalen Verbindungen der Hamas im Gazastreifen weiterhin bestehen. Militärspezialisten bemerken, dass die meisten Scharfschützen entweder Mitglieder der Polizei von Gaza oder speziell ausgebildete Hamas-Kämpfer sind.
Der Untergrundkrieg: Tunnelsysteme und ihre Rolle
Das Tunnelsystem der Hamas bleibt das Rückgrat ihrer Widerstandsstrategie. Israel hat verschiedene Methoden eingesetzt, um diese Tunnel zu zerstören, einschließlich thermobarischer Bomben, unterirdischer Radargeräte und robotergestützter Systeme. Allerdings zeigen die verfügbaren Daten, dass etwa 70% des Tunnelsystems der Hamas nach wie vor in Betrieb sind. Noch wichtiger ist, dass Berichte darauf hinweisen, dass weiterhin neue Tunnel gebaut werden.
Moderne Tunnelsysteme werden nicht nur für logistische Zwecke genutzt, sondern dienen auch als Trainingszentren, Informationsbeschaffungsstationen und Schutzräume. In einigen Tunneln werden nicht explodierte israelische Munitionsteile ausgebaut, um neue Waffen zu produzieren, was die Fähigkeit der Hamas zur Ressourcenschaffung unterstreicht. Israels „Kontrolle über die Oberfläche“ bleibt gegenüber der „Herrschaft der Hamas über den Untergrund“ weitgehend machtlos. Dies deutet auf eine neue Phase moderner asymmetrischer Kriegsführung hin, bei der die Hamas weiterhin in der Lage ist, die technologische Überlegenheit Israels zu umgehen und ihre eigenen militärischen Kapazitäten aufrechtzuerhalten.
Gesellschaftliche Legitimität und Regionale Auswirkungen
Ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung der militärischen Präsenz der Hamas ist die Unterstützung der Bevölkerung im Gazastreifen für den Widerstand. Trotz der zerstörerischen Angriffe Israels und der sich verschärfenden humanitären Krise betrachtet ein großer Teil der lokalen Bevölkerung die Hamas weiterhin als eine legitime Widerstandsbewegung. Zu den grundlegenden Dynamiken, die hinter dieser Unterstützung stehen, gehören die Ablehnung der Besatzung, religiöse Motivation und ein starkes nationales Stolzgefühl.
Die lokale Produktionskapazität spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Widerstandsfähigkeit der Hamas. Die Produktion von handgefertigten Raketen, Sprengstoffen und anderen Waffen geht trotz der israelischen Blockade weiter. In Werkstätten, die in den Tunneln eingerichtet wurden, werden einfache, aber effektive Waffen produziert, die in Scharfschützenangriffen und Hinterhalten verwendet werden. Hamas-Kämpfer setzen ihre militärischen Trainings regelmäßig in den Tunneln fort und entwickeln neue Taktiken.
Der Widerstand der Hamas beeinflusst auch die regionalen geopolitischen Verhältnisse. Die Verbannung der Muslimbruderschaft in Jordanien und die verstärkten militärischen Maßnahmen Ägyptens an der Grenze zu Gaza zeigen, wie besorgt arabische Regime über die Präsenz der Hamas und ihre Widerstandskraft sind. Auf der anderen Seite haben Gruppen wie Hisbollah im Libanon und die Huthi-Rebellen im Jemen Solidaritätsbekundungen mit der Hamas abgegeben und Signale einer gemeinsamen Front gegen Israel gesendet. Doch im Vergleich zur Hamas, die in Gaza mit eingeschränkten Mitteln operiert, hat Hisbollah trotz ihrer militärischen Überlegenheit und geografischen Vorteile ein Waffenstillstandsabkommen mit Israel unterzeichnet, was Bedenken hinsichtlich der Sicherheitsdynamik im Widerstandslager aufwarf.
Trotz Israels technologischer Überlegenheit und militärischer Kapazität konnte es Hamas und den bewaffneten Widerstand im Gazastreifen nicht physisch vernichten. Zu den Hauptursachen dafür gehören die dynamische Natur des unterirdischen Krieges, die fortgesetzte Unterstützung der Bevölkerung für den Widerstand und die internationalen diplomatischen Beschränkungen. Die strategische Tiefe der Hamas hat die militärische Lösung Israels in eine Sackgasse geführt.
Langfristig ist es ohne eine politische Lösung unwahrscheinlich, dass in Gaza dauerhafte Stabilität erreicht werden kann. In diesem Zusammenhang könnte das Ende der israelischen Besatzung und die Vereinigung der palästinensischen Gruppen unter einem gemeinsamen Dach zur Schaffung eines palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt einen wichtigen Beitrag zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts leisten. Trotz schwerer Verluste bleibt die Hamas ideologisch intakt und wird von allen regionalen Akteuren als fortwährend bestehende Bedrohung anerkannt.
Der Ausdruck „Sie können die Oberfläche kontrollieren, aber niemals den Untergrund“ fasst den Kern des Widerstands in Gaza zusammen. Solange die Hamas ihre militärische Kapazität und gesellschaftliche Legitimität bewahrt, wird die Vorstellung von Israels endgültigem Sieg eine unerfüllte Illusion bleiben. Dies enthält wichtige Lektionen über die Natur moderner asymmetrischer Kriege.