In den letzten fünfzig Jahren wurde der palästinensische Widerstand gegen die israelische Besatzung auf verschiedene Weise beschrieben, sowohl von Freunden als auch von Gegnern. Die Beschreibungen der Gegner spiegeln meist die Wahrnehmung Israels wider. Es wird behauptet, Israel habe ein Existenzrecht und die Ablehnung der Besatzung durch die Palästinenser sei eine Fortsetzung jahrhundertelanger Verfolgung des jüdischen Volkes. Diese Interpretation ignoriert absichtlich oder lehnt vollständig ab, dass das palästinensische Volk seit Tausenden von Jahren in diesem Land lebt und immer noch von den Zionisten vertrieben wird. Gleichzeitig wird von der restlichen Welt erwartet, an den religiösen Mythos zu glauben, wonach Gott den Israelis dieses Land vor Jahrhunderten gegeben habe. Ohne auf die verschiedenen Deutungen dieser sogenannten Verheißung einzugehen, ist festzustellen, dass die Nutzung dieses Mythos durch die israelische Regierung und ihre Unterstützer von allen vernünftigen Menschen abgelehnt werden sollte, unabhängig von ihrem Glauben. Doch jeder, der diese Legende zurückweist, wird sofort des Antisemitismus beschuldigt. Früher bedeutete das, Juden allein wegen ihrer Herkunft zu hassen. Heute wird es gegen alle verwendet, die sich gegen die israelische Besatzung und die damit verbundenen Massaker wenden. Dass diese neue Definition politisch motiviert und in vielen Hinsichten abzulehnen ist, liegt auf der Hand.
Diejenigen, die sich gegen die Besatzung stellen, betonen oft unterschiedliche Aspekte. Viele Menschen im globalen Norden konzentrieren sich auf das Leid der Palästinenser durch das israelische Militär und die westliche Kriegsmaschinerie und neigen dazu, den bewaffneten Widerstand in den Hintergrund zu stellen. Diese Haltung basiert auf einem menschlichen Impuls und ist verständlich. Wenn unschuldige Menschen getötet werden, reagieren Menschen mit Trauer, Schock und Wut. Diese Reaktion ist notwendig und hat vermutlich dazu beigetragen, dass das palästinensische Volk bisher nicht vollständig ausgelöscht wurde. Solche Reaktionen fokussieren sich jedoch oft ausschließlich auf das Opfersein und blenden den Widerstand selbst aus. Es gibt Menschen, die den Widerstand aus religiösen Gründen unterstützen, aber auch säkulare Stimmen, die ihn als antikolonial und antiimperialistisch ansehen. Und es gibt leider auch wahre Antisemiten, die ihn unterstützen, weil sie Juden töten wollen. Achtzig Jahre nach der Niederlage des NS-Regimes und der Aufdeckung des Völkermords an Juden, Roma und anderen ist klar, dass diese Haltung konsequent abgelehnt werden muss.
Im Frühjahr 1972 hatte ich ein Gespräch mit einem Mitglied der Black Panther Party, das mir erklärte, Israel sei ein Siedlerkolonialstaat und der palästinensische Kampf ähnele dem der Vietnamesen gegen den westlichen Kolonialismus – zunächst durch Frankreich, dann durch die USA. Damals zog das Pentagon seine letzten Truppen aus Vietnam zurück, während die Luftangriffe und Marineoperationen intensiviert wurden. Der Mann erklärte mir, dass die palästinensische Sache viele Parallelen zu Vietnam aufweise. Zwangsumsiedlungen, Lager und die Zerstörung von Nahrungsmitteln durch die Besatzer waren nur zwei der offensichtlichen Ähnlichkeiten. In späteren Gesprächen lernte ich auch die Verbindung zur algerischen Unabhängigkeitsbewegung kennen. Das Jahr 1972 war für mich in dieser Hinsicht äußerst lehrreich. Der Panther kehrte kurz vor den Olympischen Spielen in München in die USA zurück. Ich denke noch immer über die Gedanken nach, die er mit mir geteilt hat.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass sich die genauen politischen, wirtschaftlichen und historischen Bedingungen sicherlich unterscheiden. Aber die grundlegenden Wahrheiten über Kolonialismus, Imperialismus und den Widerstand dagegen finden sich sowohl im palästinensischen als auch im vietnamesischen Kampf und haben universelle Gültigkeit.
Trotzdem erheben die Regierungen der USA und Israels ständig Lärm um „Friedensverhandlungen“ und versuchen damit, das amerikanische und weltweite Publikum zu täuschen. In Wirklichkeit weiten sie den Krieg Tag für Tag aus. Die Regierungen der USA und Israels glauben irrtümlich, sie könnten unser Volk durch rücksichtslosen Einsatz von Gewalt zur Kapitulation zwingen. Doch das palästinensische Volk wird sich niemals beugen. Wir lieben den Frieden, aber es muss ein wahrer Frieden in Freiheit und Unabhängigkeit sein. Für diese Unabhängigkeit und Freiheit ist das palästinensische Volk fest entschlossen, zu kämpfen, ungeachtet der Härten und Opfer, bis es den endgültigen Triumph über die amerikanisch-israelischen Aggressoren erringt.
Es ist sowohl vernünftig als auch menschlich, sich gegen die Tötung palästinensischer Kinder und Familien, die Zerstörung ihrer Häuser, Felder und Lebensgrundlagen durch Israel zu stellen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, den palästinensischen Widerstand gegen diese grausame und völkerrechtswidrige Besatzung – unterstützt durch westliche, insbesondere US-amerikanische Waffen – zu unterstützen. Diese Besatzung ist seit Beginn auf Widerstand gestoßen. Noch wichtiger: Das, was Zerstörung in die Region gebracht hat, ist die Besatzung selbst, nicht ihr Widerstand. Wie schon in Vietnam und Algerien mag nicht jeder mit den Mitteln des Widerstands einverstanden sein – insbesondere jene, die weit entfernt von den endlosen Massakern und Zerstörungen durch das israelische Militär leben. Doch trotz aller Unterschiede in den konkreten historischen, politischen und sozialen Bedingungen gilt: Menschen in Kollaborationsstaaten können auf eine gemeinsame Forderung hinwirken – in besetztem Palästina muss die Unterstützung für den Völkermord durch die israelische Regierung beendet, eine dauerhafte Waffenruhe gefordert und ein Ende der andauernden, sich ausweitenden Besatzung durch Tel Aviv verlangt werden.
*Ron Jacobs ist Autor zahlreicher Bücher, darunter „Daydream Sunset: Sixties Counterculture in the Seventies“ (CounterPunch Books). Sein aktuelles Buch „Nowhere Land: Journeys Through a Broken Nation“ ist erhältlich. Er lebt in Vermont und ist erreichbar unter [email protected].
Quelle: https://www.counterpunch.org/2025/07/17/vietnam-and-palestine/