Die Wiedergeburt der Geschichte – Iran und die Schicksalswende im Nahen Osten
Manchmal wird Geschichte am gleichen Punkt neu geboren.
Der möglicherweise durch den Angriff der USA zu Ende gehende Iran-Israel-Krieg führt uns gedanklich zurück zum 8. August 1988 – dem letzten Tag des Iran-Irak-Krieges. Damals hatte Iran unter schweren Verlusten eingestanden, nicht weiter vorstoßen zu können, und den Krieg beendet. In den darauffolgenden Jahren zog sich das Land zurück und widmete sich der Heilung seiner Wunden. Doch mit der US-Invasion im Irak 2003 griff Iran erneut nach regionalen Ambitionen.
Heute steht das Land abermals an einem historischen Scheideweg: Wie viele Jahre wird die Erholung diesmal dauern? Oder schlägt Iran diesmal einen ganz neuen Weg ein?
Iran ist aus den offenen Konfrontationen mit den USA und Israel schwer beschädigt, aber nicht zerstört hervorgegangen. Es zeigen sich Rückzüge in der interventionistischen Politik, und selbst die Sorgen um expansionistische Strategien sind – wenn auch nur vorübergehend – abgeklungen. Diese Konstellation eröffnet Iran ein seltenes geopolitisches Fenster.
Wie können die Länder der Region dieses fragile Gleichgewicht zu ihrem Vorteil wenden?
Wenn Iran in diesem historischen Moment seine konfrontative Außenpolitik aufgibt und sich auf inneren Frieden und Entwicklung konzentriert, könnte die gesamte Region eine stabilere und friedlichere Grundlage finden.
Eine Chance für Irans Nachbarn: Stille Diplomatie und gemeinsame Zukunft
Irans erschütterte, aber immer noch widerstandsfähige Struktur bietet den Nachbarländern eine strategische Gelegenheit. Diese sollte jedoch nicht durch traditionelle Konfrontation, sondern durch klug ausgearbeitete diplomatische und entwicklungsorientierte Schritte genutzt werden.
• Bedingte Diplomatie und Sicherheitsdialog
Die sogenannte Track-II-Diplomatie kann vertieft werden – mit Schwerpunkten wie der Reduzierung grenzüberschreitender Konflikte, dem Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und dem Schutz der Energie- und Seewege im Golf.
• Regionale Entwicklung und gemeinsame Infrastruktur
Es könnten Projekte ins Leben gerufen werden, an denen auch Iran beteiligt ist – etwa in den Bereichen Stromnetze, Eisenbahnverbindungen und grenzüberschreitende Logistikzentren. Diese Beteiligung sollte jedoch an klare Bedingungen geknüpft werden: Beendigung der Unterstützung für Milizen und Achtung der staatlichen Souveränität.
Mit Milizen sind Gruppen wie Fatemiyoun, Zeynabiyoun, Hashd al-Shaabi oder bewaffnete Gruppierungen in Nigeria gemeint – allesamt bewaffnete Formationen im sunnitischen Raum.
• Nationale Einheit und institutionelle Resilienz
Die Nachbarstaaten sollten ihre eigene innere Widerstandskraft stärken, um mögliche Einflussräume für Iran oder andere externe Akteure zu schließen.