Was ist mit Madleen passiert?
Welle um Welle fragt die Welt:
„Warum wird Güte mitten in der Nacht gestoppt?“
Am 1. Juni 2025… Zwölf mutige Menschen brachen vom Hafen Catania auf Sizilien (Italien) mit dem Schiff Madleen auf, um humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Die Madleen war nicht nur ein Schiff voller Hilfsgüter, sondern auch Teil der zivilgesellschaftlichen Initiative „Freedom Flotilla“ – eine Fortsetzung der im Frühjahr 2025 begonnenen Aktionsreihe. Ziel war es, gegen die Blockade des Gazastreifens durch Israel zu protestieren.
Das Schiff bewegte sich friedlich in internationalen Gewässern. Nach einer etwa 2000 Kilometer langen Reise sollte es – wenn keine Intervention stattfände – am 7. Juni Gaza erreichen. An Bord befanden sich Babynahrung, etwa 100 kg Mehl, rund 250 kg Reis, Windeln, Hygieneprodukte, ein Wasseraufbereitungsset, medizinisches Material, Krücken und Kinderprothesen.
Insgesamt waren 12 Personen an Bord: 11 Aktivist*innen und 1 Journalist. Unter ihnen:
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Greta Thunberg – schwedische Klimaaktivistin
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Rima Hassan – französisch-palästinensische Abgeordnete des Europäischen Parlaments
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Yasemin Acar – deutsch-türkische Aktivistin
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Baptiste Andre – französischer Arzt und Aktivist
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Thiago Ávila – brasilianischer sozial-ökologischer Aktivist
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Yanis Mhamdi – französischer Journalist und Regisseur
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Pascal Maurieras – französischer Aktivist und Seemann
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Reva Viard (Reva Seifert‑Viard) – französische Aktivistin
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Sergio Toribio – spanischer Aktivist, Mitglied von Sea Shepherd
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Marco van Rennes – niederländischer Aktivist
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Suayb Ordu – türkischer Aktivist
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Omar Faiad – französischer Reporter für Al Jazeera Mubasher
Am 1. Juni 2025 verließ das 18 Meter lange Segelschiff Madleen den Hafen von Catania mit Kurs auf Gaza – in friedlicher Mission und in internationalen Gewässern.
Die israelische Armee erklärte jedoch, dass das Schiff nicht weiter in Richtung Gazastreifen fahren dürfe und forderte eine Kursänderung, da das „Seegebiet vor Gaza gesperrt“ sei.
In den frühen Morgenstunden des 9. Juni 2025 wurde die Madleen aus mehreren Richtungen von israelischen Kriegsschiffen umstellt. Dabei wurde aus einer Drohne eine weiße, reizende Flüssigkeit über das Schiff versprüht. Kurz darauf wurden die Kommunikationssysteme blockiert.
Gegen 03:00 Uhr morgens griffen fünf Schnellboote der israelischen Marine das Schiff an. Israelische Soldaten enterten das Schiff. Während sich die Aktivist*innen mit Rettungswesten und erhobenen Händen vorbereiteten, riss jegliche Video- und Kommunikationsverbindung ab.
Die Koalition der Freedom Flotilla erklärte, dass mit dieser Operation die „Aktivistinnen entführt worden seien“.
Nach der Razzia wurde das Schiff in den israelischen Hafen Aschdod (Usdud) geschleppt.
Die Aktivistinnen – darunter auch Hüseyin Şuayb Ordu und Yasemin Acar aus der Türkei – wurden zum Flughafen Ben Gurion gebracht.
Einigen von ihnen wurde angeboten, Ausweisungsdokumente zu unterzeichnen; diejenigen, die dies ablehnten, wurden vor Gericht gestellt.
Internationale und lokale Reaktionen
UN, EU und europäische Staaten
UN-Expertinnen verurteilten die Festsetzung des Schiffs in internationalen Gewässern und forderten einen sicheren Durchlass.
Der irische Vizepremier und Außenminister Simon Harris bezeichnete die Mission als „unglaublichen Einsatz, um hungernden Menschen in Gaza Nahrung und Medizin zu bringen“.
Der britische Abgeordnete Jeremy Corbyn sprach seine Unterstützung für die Besatzung des Schiffes aus.
Das Europäische Parlament nahm Kontakt mit Israel auf, um insbesondere für die Sicherheit von MEP Rima Hassan zu sorgen. Auch Spanien bestellte den israelischen Botschafter ein, um offiziell zu protestieren.
Israels Reaktion
Das israelische Außenministerium bezeichnete das Schiff als „berühmte Selfie-Yacht“ und die Aktivistinnen als „antisemitisch“.
Verteidigungsminister Israel Katz erklärte die Operation als Maßnahme zur „Aufrechterhaltung der Blockade“.
Zivilgesellschaft und Menschenrechtsorganisationen
Die Freedom Flotilla Coalition bezeichnete den Vorfall als „Verstoß gegen internationales Recht“ und als „experimentelle Entführung“.
Amnesty International sowie der Council on American-Islamic Relations (CAIR) stuften das Vorgehen als „illegale Inhaftierung“ und „internationale Piraterie“ ein.
Offizielle Reaktionen von Regierungen
Die Türkei warf Israel einen „klaren Verstoß gegen das Völkerrecht“ vor und bezeichnete den Einsatz als „Staatsterrorismus“.
Spanien reagierte mit konsularischer Intervention im Fall des spanischen Aktivisten Sergio Toribio an Bord des Schiffs.
Frankreich, vertreten durch Präsident Emmanuel Macron und das Außenministerium, forderte die schnelle Rückführung sowie konsularischen Zugang für die sechs französischen Staatsbürger an Bord.
Brasilien verlangte die Freilassung des Aktivisten Thiago Ávila und ein Ende der Blockade humanitärer Initiativen.
Schweden verfolgte die Entwicklungen besonders aufmerksam – insbesondere wegen der Beteiligung von Greta Thunberg.
Politische Reaktionen aus den USA
Der republikanische Senator Lindsey Graham sorgte mit seiner Aussage
„Ich hoffe, Greta und ihre Freunde können schwimmen!“
für scharfe Kritik. Viele betrachteten dies als militärische Drohung.
Ex-US-Präsident Donald Trump nannte Thunberg „seltsam und wütend“ und empfahl ihr, einen „Wutkontrollkurs“ zu besuchen.
Die Organisation Hamas bezeichnete die Operation als „Verstoß gegen internationales Recht“ und als „Staatsterrorismus“.
In mehreren europäischen Ländern, Australien, Brasilien und der Türkei fanden Proteste statt. Demonstrant*innen kritisierten das Vorgehen Israels und forderten ihre Regierungen zum Handeln auf.
Die Madleen wollte die internationalen Menschenrechtsverletzungen in Gaza sichtbar machen und ein Zeichen der weltweiten Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung setzen.
Sie war nicht nur ein Schiff voller Hilfsgüter, sondern auch eine friedliche Aktionsplattform, die die Legitimität der Blockade des Gazastreifens infrage stellte und internationale Aufmerksamkeit auf sich zog.
Dass das Schiff während seiner internationalen Fahrt von Israel gestoppt wurde, verstärkte den symbolischen Wert dieser Mission noch weiter.
Hätte die Madleen Gaza erreicht, wäre dies ein Beweis dafür gewesen, dass die seit 2007 bestehende Seeblockade Israels durchbrochen werden kann – ein symbolischer Sieg, der regionale Machtverhältnisse und internationale diplomatische Haltungen beeinflusst hätte.