Trumps Traum von einer neuen Weltordnung: Der Mar-a-Lago-Plan
Trumps neue Weltordnungsvision: Der Mar-a-Lago-Plan
Es ist mittlerweile eine historische Tatsache, dass sich die Weltwirtschaft nicht durch kühle, schrittweise Krisen wandelt, sondern nach großen Erschütterungen: die Krise von 1929, Bretton Woods 1944, der Nixon-Schock 1971, das Plaza-Abkommen 1985, der Lehman-Tsunami 2008…
Und jetzt ist eine neue Vision auf der Bühne, die zwar noch nicht offiziell umgesetzt wurde, deren erschütternde Wirkung auf das internationale Wirtschaftssystem jedoch bereits deutlich spürbar ist: Mar-a-Lago!
Als der Name dieses Plans erstmals auftauchte, klang er eher wie ein Marketing-Slogan oder der Name einer kleinen amerikanischen Stadt. Doch in Wahrheit handelt es sich um das Markenzeichen einer Strategie, die sich als der vielleicht größte wirtschaftliche und geopolitische Schachzug des 21. Jahrhunderts erweisen könnte – ein Konzept, das bereits weltweit diskutiert wird und darauf wartet, eines Tages in die Geschichtsbücher einzugehen.
Dieser Plan wurde unter der Führung von Donald Trump, der erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, und unter der Koordination seiner Finanzministerin Bessent entwickelt. Ziel ist es, Amerikas wirtschaftlichen Kampf gegen China auf systematische und globale Ebene zu bringen – mit einem umfassenden ökopolitischen Programm, das eine Reihe von Maßnahmen und Initiativen beinhaltet.
Mar-a-Lago ist ein global angelegter Plan, der darauf abzielt, die Produktion und Industrie wieder auf amerikanischen Boden zurückzuführen, durch die sogenannte „Friend-Shoring“-Strategie die Fertigung auf vertrauenswürdige Partnerländer zu verlagern und die Abhängigkeit von China schrittweise zu beenden. Gleichzeitig versucht er, das globale Handelsgleichgewicht grundlegend neu zu gestalten.
Es handelt sich also um eine umfassende internationale Operation, mit dem Ziel, die globalen Handelsregeln neu zu definieren – im Sinne amerikanischer Interessen.
Zu den Hauptzielen von Mar-a-Lago zählen die Stärkung des US-Dollars als Weltreservewährung, die Ausweitung der amerikanischen Kontrolle über das globale Finanzsystem sowie die Festlegung von Standards für die digitale Wirtschaft.
In diesem Sinne ist der Plan von Beginn an Ausdruck des amerikanischen Bestrebens, zu Beginn des zweiten Viertels des 21. Jahrhunderts nicht nur seine geopolitische, sondern auch seine geoökonomische Führungsrolle zu festigen.
Eine neue Weltordnung aus einem Anwesen verkündet
Mar-a-Lago ist nicht nur der Name von Donald Trumps prächtigem Anwesen in Florida, sondern auch das strategische Hauptquartier seiner Wahlkampagnen, der Ort der innerparteilichen Transformation der Republikanischen Partei – und mittlerweile der Name eines neuen wirtschaftspolitischen Manifests.
Dieser auf Nationalismus basierende und amerikanische Interessen über internationale Verpflichtungen stellende Ansatz verfolgt das Ziel, zentrale Strategien in Bezug auf den Wert des Dollars, die Struktur der Anleihemärkte, das Handelsungleichgewicht mit China und die sicherheitspolitische Abhängigkeit verbündeter Länder festzulegen.
Dazu will man die finanzielle Souveränität der USA nicht mit traditionellen Mitteln, sondern durch ein „erzwingendes Re-Design“ durchsetzen.
Von Bretton Woods zu Mar-a-Lago…
Mar-a-Lago, das als Antwort auf eine angeschlagene US-Wirtschaft nach der Krise von 2008 und der Covid-19-Pandemie sowie auf den unbestrittenen Aufstieg Chinas als globalem Rivalen konzipiert wurde, hat seine erste aggressive Maßnahme bereits in Form von Zollerhöhungen durchgeführt.
Obwohl einige Analysten das System aufgrund seiner Zielsetzung mit „Bretton Woods 2.0“ vergleichen – jenem historischen Abkommen, das nach dem Zweiten Weltkrieg mit 44 Ländern geschlossen wurde – unterscheidet sich Mar-a-Lago grundlegend:
Denn diesmal wird niemand um Zustimmung gefragt, und die Regeln werden ausschließlich von einem einzigen Staat – den USA – diktiert. Aus diesem Grund wird befürchtet, dass diese neue Version weitaus zerstörerischer ausfallen könnte als ihr historisches Vorbild.
Scott Bessent und der ökonomische Kriegskonvent
Unter den Architekten des Mar-a-Lago-Plans sticht ein Name besonders hervor – Scott Bessent, dessen Namen ich in letzter Zeit häufig in meinen Artikeln und Kommentaren erwähne.
Bessent, ein ehemaliger Fondsmanager von George Soros, war einst ein Verfechter des freien Marktes. In den letzten Jahren jedoch spricht er sich zunehmend für die Reindustrialisierung der US-Wirtschaft, die Besicherung des Dollars und eine Reform der Schuldenstruktur aus.
Dieser eigenwillige Mann, der einst im Auftrag von Soros die Bank of England „shortete“ und dabei eine Milliarde Pfund verdiente, übernahm nach Trumps Wahlsieg 2024 den Posten des Finanzministers – und unterzeichnete sofort weitreichende wirtschaftspolitische Entscheidungen, die weltweite Erschütterungen auslösten.
Für mich ist Bessent eine der zentralen Figuren, sowohl im intellektuellen als auch im praktischen Teil des Mar-a-Lago-Plans. Seine Strategie fußt auf dem Gedanken:
„Der Dollar muss nicht nur Vertrauen schaffen, sondern auch durch Sicherheiten gestützt sein.“
Er setzt sich ernsthaft dafür ein, dass das US-Finanzministerium künftig nicht mehr nur Zinsen, sondern auch Goldreserven, staatliche Ländereien oder langfristige Nullkuponanleihen als neue Vertrauensgrundlage ins Spiel bringt.
Ein Kreis strategischer Köpfe
Neben Bessent fallen mir im Rahmen des Plans noch drei weitere Schlüsselfiguren besonders auf:
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Stephen Miran: Ein Technokrat, der das Konzept von 100-jährigen Anleihen vorantrieb und das amerikanische Schuldeninstrumentarium grundlegend umgestalten will.
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Peter Navarro: Architekt des Handelskriegs gegen China und Autor des für Trump beinahe „heiligen“ Buches „Death by China“.
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Robert Lighthizer: Bekannt für seine scharfen, protektionistischen Äußerungen gegen die Welthandelsorganisation (WTO) und ein zentraler Ideengeber hinter dem Mar-a-Lago-Konzept.
Dieses Team unterscheidet sich grundlegend von der klassischen Wall-Street-Elite: Sie stehen nicht für Globalisierung, sondern für wirtschaftlichen Nationalismus und strategischen Protektionismus.
Sie betrachten Geld nicht nur als marktwirtschaftliches, sondern auch als geopolitisches Instrument.
Was sagen Wall Street, Davos und der IWF?
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die härteste Opposition gegen den Mar-a-Lago-Plan aus den Kreisen der globalen Finanzeliten kommt.
Die großen Akteure der Wall Street, die Davos-Elite, sowie Technokraten von IWF und Weltbank bezeichnen den Plan als:
„systemdestabilisierend“, „eine Bedrohung für die Anleihemärkte“ und als Gefahr für den Status des Dollars als globale Leitwährung.
Internationale Fondsmanager warnen davor, dass die Umsetzung des Plans zu einem Anstieg der Anleiherenditen, höherer Inflation und Kapitalflucht aus Schwellenländern führen könnte.
Viele befürchten, dass der Mar-a-Lago-Plan nicht nur einen Handelskrieg, sondern auch eine monetäre Neustrukturierung und einen Machtkampf um die Kontrolle über das globale Finanzsystem auslösen könnte – mit potenziell katastrophalen Folgen.
Die Idee, den Dollar neu abzusichern – mit Gold, staatlichem Grundbesitz und sicherheitspolitischen Garantien – bedroht die ausgleichende Rolle von Institutionen wie dem IWF und schürt die Angst vor einer neuen Ära globaler Instabilität.
Prognosen für die nahe Zukunft
Wenn der Mar-a-Lago-Plan vollständig und offiziell umgesetzt wird, könnten wir auf fünf mögliche wichtige Konsequenzen für die weltweite Wirtschaft stoßen.
Erstens könnte der Status des Dollars als Reservewährung schnell zur Diskussion gestellt werden. Denn der Vorschlag eines besicherten Dollars hat das Potenzial, das Vertrauen in das bestehende Anleihesystem erheblich zu erschüttern.
Zweitens könnten wir eine nie dagewesene Volatilität der globalen Kapitalbewegungen erleben.
In einem solchen Szenario könnte das heiße Geld, das besonders aus Schwellenländern abfließt, in physische Vermögenswerte statt in Anleihen fließen, da Investoren nach sicheren Häfen suchen. Die dadurch entstehenden Abweichungen in den Preisen von Gold und Silber sind kaum vorhersehbar.
Drittens ist es sehr wahrscheinlich, dass die globale Inflation dramatisch ansteigt. Dies könnte aufgrund der Tarife und Unsicherheiten geschehen, die zu anhaltend steigenden Produktionskosten führen würden, während die Importpreise schnell steigen.
Viertens könnten durch steigende geopolitische Risiken China, Indien und Europa schnell Gegenmaßnahmen ergreifen, was zu einer neuen Handelsblockbildung führen könnte.
Fünftens und vielleicht am wichtigsten: Es besteht die Möglichkeit, dass Institutionen wie der IWF und die Weltbank ihre Wirksamkeit verlieren. Dies wäre eine Folge des neuen Systems, das nicht auf Mehrseitigkeit, sondern auf hegemonialer Führung basiert.
In einem solchen Umfeld könnte der Wegfall globaler ausgleichender und unterstützender Institutionen eine Vielzahl von Komplikationen nach sich ziehen, die hier nicht alle aufgezählt werden können.
Wenn wir all dies in einem einzigen Absatz zusammenfassen, können wir sagen, dass wir nicht genau wissen, wie erfolgreich Trump und sein Team ihre Ziele im Rahmen des Mar-a-Lago-Plans umsetzen werden, aber eines ist jetzt schon klar: Die alte Weltordnung kann nicht mehr auf die Dynamiken der heutigen Zeit reagieren. Jede Maßnahme, die im Rahmen dieses Plans ergriffen wird, muss als ein Nagel im Sarg der alten Ordnung betrachtet werden.