Teherans Berliner-Mauer-Moment spielt sich in Syrien und Libanon ab
Um diesen Prozess zum Abschluss zu bringen, muss eine mögliche Trump-Regierung die wirtschaftlichen Sanktionen gegen den Iran verdoppeln, die militärische Abschreckung der USA in der Region stärken und gemeinsam mit regionalen Verbündeten den verbliebenen Einfluss Teherans beseitigen.
Der Iran hat seine Kontrolle über Syrien verloren und auch sein Einfluss im Libanon nimmt spürbar ab. Diese Entwicklungen stehen nicht für isolierte regionale Veränderungen, sondern kündigen – wie 1989 der Fall der Berliner Mauer das Ende der sowjetischen Macht einläutete – einen tektonischen Umbruch an.
Der vollständige Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien sowie die politische Turbulenz im Libanon erinnern stark an die Geschehnisse vor dem Zerfall der Sowjetunion. Teherans rücksichtslose Interventionen im Nahen Osten – vergleichbar mit der sowjetischen Invasion in Afghanistan und der Kontrolle über osteuropäische Satellitenstaaten – haben katastrophale Folgen gezeitigt: Sie haben die Kräfte des Iran überstrapaziert und den Zusammenbruch beschleunigt.
Mit einer möglichen Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus könnte die wiederaufgenommene „Maximum Pressure“-Strategie gegenüber dem Iran – ähnlich Ronald Reagans Politik, die den Zerfall der Sowjetunion beschleunigte – das Regime in Teheran in Richtung eines endgültigen Kollapses treiben. Um dies zu vollenden, müsste eine neue Trump-Administration die Sanktionen verschärfen, die militärische Abschreckung stärken und eng mit regionalen Partnern zusammenarbeiten, um Teherans verbliebenen Einfluss in Syrien und im Libanon auszuschalten, bevor sich der Iran neu formieren kann.
Der iranische Einfluss im Levante-Raum (östliches Mittelmeer) war lange das Rückgrat seiner hegemonialen Ambitionen. In Syrien setzte Teheran über ein Jahrzehnt hinweg alle Mittel ein, um das Assad-Regime in einem brutalen Bürgerkrieg zu stützen – ein Konflikt, der Hunderttausende das Leben kostete und Millionen zur Flucht zwang. Iran betrachtete den Erhalt strategischer Tiefe in Syrien und den Zugang zum Mittelmeer als unverzichtbar.
Doch im Dezember 2024 fiel das Assad-Regime schließlich. Ein koordinierter Angriff von Hayat Tahrir al-Sham führte zum Sturz des Baath-Diktators. Dieser entscheidende Moment kappte Teherans direkte Landverbindung zur Hisbollah, zerschlug sein schiitisches Söldnernetzwerk und entlarvte die Überdehnung seiner Expansion. Was einst als Vorzeigeprojekt des Iran galt, ist heute das sichtbarste Symbol seines Scheiterns.
Im Libanon hat sich die Lage ebenfalls klar gegen Teheran gewendet. Am 9. Januar 2025 wählte das libanesische Parlament General Joseph Aoun – einen respektierten, reformorientierten und neutralen Offizier – zum Präsidenten. Der Posten war seit Oktober 2022 vakant, weil die Hisbollah den politischen Prozess blockierte. Aouns Wahl symbolisiert die Ablehnung der korrupten Elite, die von der Hisbollah manipuliert wurde.
Nur wenige Tage später, am 13. Januar, ernannte er Nawaf Salam zum Premierminister – einen angesehenen Diplomaten, Juristen und ehemaligen Richter am Internationalen Gerichtshof. Salam steht für die Wiederherstellung der libanesischen Souveränität und den Bruch mit dem iranischen Einfluss. Diese Entwicklungen sind Ausdruck des lang aufgestauten Befreiungswillens des libanesischen Volkes nach Jahrzehnten politischer und wirtschaftlicher Ausbeutung.
Die landesweiten Feiern in ganz Libanon spiegelten die kollektive Sehnsucht nach einer neuen Ära wider – vergleichbar mit den historischen Wahlen von 1989 in Polen, bei denen Tadeusz Mazowiecki als erster nicht-kommunistischer Premierminister in Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg an die Macht kam.
Der Fall der Berliner Mauer 1989 löste eine Kette von Volksaufständen aus, die kommunistische Regime in Osteuropa zu Fall brachten – Regime, die lange auf sowjetische Unterstützung gebaut hatten. In ähnlicher Weise haben Irans abenteuerliche Politiken in Syrien, Libanon, Irak und Jemen seine Wirtschaft erschöpft und sein Volk entfremdet – was 2021 zu landesweiten Protesten führte. So wie der sowjetische Krieg in Afghanistan zum Symbol der übermäßigen Expansion Moskaus wurde, haben auch Irans Eingriffe im Nahen Osten das Regime innerlich wie außenpolitisch massiv geschwächt.
Ronald Reagans Strategie gegenüber der Sowjetunion bietet ein historisches Modell im Umgang mit Teheran: Ohne direkte militärische Interventionen setzte Reagan auf wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Druck. Durch die Beschränkung des sowjetischen Zugangs zu Finanzmitteln und Technologie sowie durch die Unterstützung der Opposition destabilisierte er das Regime von innen heraus.
Donald Trump begann während seiner ersten Amtszeit, gegenüber Teheran eine ähnliche Strategie umzusetzen. Die „Maximum Pressure“-Kampagne gegen den Iran – lähmende Sanktionen, diplomatische Isolation und gezielte Angriffe wie die Tötung von Qasem Soleimani – schwächte Teherans Fähigkeit, seine regionalen Stellvertreter zu kontrollieren, und verstärkte die innenpolitische Instabilität. Sollte Trump erneut Präsident werden, könnte eine neue Kampagne – möglicherweise gestützt durch militärische Elemente – dem ohnehin wackelnden Regime in Teheran den finalen Stoß versetzen.
Am 7. Oktober 2023 initiierte die von Iran unterstützte Hamas eine neue, bis heute andauernde Krise im Nahen Osten. Bereits am nächsten Tag feuerte die Hisbollah Raketen auf Israel ab, was die Eskalation weiter vorantrieb. In Irak und Syrien wurden US-Soldaten Ziel iranisch unterstützter schiitischer Milizen durch Raketen- und Drohnenangriffe. Gleichzeitig kämpfte Jordanien an seiner Nordgrenze gegen einen regelrechten „Drogenkrieg“, angefacht durch das vom Assad-Regime kontrollierte Drogennetzwerk. In Jemen störten die Huthi-Rebellen die Schifffahrt im Roten Meer und beeinträchtigten nicht nur die Wirtschaften von US-Verbündeten wie Ägypten, sondern auch den gesamten Welthandel.
Die vom Iran angefachte Krise im Nahen Osten im Jahr 2023 hatte letztlich einen gegenteiligen Effekt: Sie beschleunigte seinen Niedergang. Die wirtschaftlichen Kosten dieser Interventionen ruinierten die ohnehin durch Sanktionen gebeutelte iranische Wirtschaft. Die Inflation ist außer Kontrolle, und der iranische Rial hat massiv an Wert verloren – ein US-Dollar entspricht mittlerweile rund 42.000 Rial.
Zudem zeigen die Proteste im gesamten Iran ein Volk, das korruptes, repressives Regieren und außenpolitische Abenteuer leid ist – ein Regime, das das Wohl seiner Bürger systematisch vernachlässigt. Diese kollektive Rebellion macht eine universelle Wahrheit deutlich: Unterdrückerische Regime können dem Freiheitswillen ihrer Völker nicht dauerhaft standhalten.
Der libanesische Präsident Joseph Aoun hat bereits entschlossene Schritte unternommen, um Irans Einfluss im Libanon zu verringern und die nationale Souveränität wiederherzustellen. Am 3. März 2025 traf er sich in Riad mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, um bilaterale Beziehungen zu stärken und regionale Themen zu besprechen. Es war der erste Besuch eines libanesischen Präsidenten in Saudi-Arabien seit acht Jahren.
Am darauffolgenden Tag nahm Aoun am Gipfel der Arabischen Liga in Kairo teil. In einer entschiedenen Rede verurteilte er Irans Einmischung in die arabischen Länder scharf und sagte:
„Der Kampf der anderen auf libanesischem Boden hat mir gezeigt, dass der arabische Aspekt der Palästinafrage – dass Palästina nur stark sein kann, wenn wir alle stark sind – von entscheidender Bedeutung ist. Denn wenn Beirut besetzt wird, Damaskus zerstört wird, Amman bedroht wird, Bagdad stöhnt oder Sanaa fällt… Niemand kann behaupten, dass dies zum Zweck der Unterstützung Palästinas geschieht.“
Diese Erklärung von Aoun lehnt Irans Einfluss im Libanon entschieden ab. Gleichzeitig markiert sie einen Schritt in die Richtung einer erneuerten Beziehung Libanons zur Arabischen Liga und einer Rückkehr zu den arabischen Staaten.
In Syrien führte der letzte Aufstand zugunsten des Assad-Regimes zu großen Zerstörungen in Küstenstädten wie Latakia und Tartus. Doch das syrische Volk, das jahrelang unter dem Einfluss des Iran im Assad-Regime lebte, widersetzt sich dieser Einmischung entschlossen. Gleichzeitig intensivierten die USA ihre Luftangriffe auf die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen in Jemen, stationierten ein zweites Flugzeugträgerkontingent in der Region und zielt darauf ab, die Huthi-Kräfte zu eliminieren und Irans Einfluss zu verringern. Diese Zersetzung könnte sich auch auf Irak und Jemen ausbreiten, da die Bevölkerung in diesen Ländern gegen die iranische Einmischung kämpft.
Angespornt von diesen Veränderungen könnte auch das iranische Volk die Gelegenheit ergreifen, sich gegen sein eigenes Regime zu erheben; denn die Geschichte hat gezeigt, dass kein unterdrückerisches Regime dem entschlossenen Willen eines Volkes, das nach Freiheit strebt, standhalten kann. Der Fall des Assad-Regimes und die Schwächung von Hisbollahs Einfluss im Libanon sind keine zufälligen Ereignisse; sie sind die Vorboten des unvermeidlichen Falls von Teheran. Ronald Reagans Aufruf an Michail Gorbatschow „Mauern niederreißen“ hallt auch heute noch nach, denn das iranische Regime steht vor seiner eigenen Auseinandersetzung. Die Mauer von Teheran, ebenso wie die Berliner Mauer, bricht zusammen.
*Abdullah Hayek ist Autor bei Young Voices und derzeit als unabhängiger Nahost-Analyst und Berater in Washington, D.C. tätig. Zuvor konzentrierte er sich am Washington Institute for Near East Policy auf politische, wirtschaftliche und militärische Themen in den Regionen Levante, Irak und Arabischer Golf.