Zionismus oder Schiismus – welcher ist teuflischer?

Es war wenige Wochen vor der Revolution in Syrien. Yusuf, ein Familienvater aus Aleppo mit fünf Kindern, mit dem ich im selben Betrieb arbeitete, hatte an diesem Morgen feuchte Augen. Und er versuchte, es sorgfältig zu verbergen. Doch auf seinem Gesicht lag nicht nur der Tränenfilm, es war vor allem Zorn. Als ich ihn fragte, was los sei, versuchte er mit aller Kraft, seinen Ärger und seine Trauer zu erklären. An diesem Morgen hatten Leute, die Persisch sprachen, sein Haus und Auto in Aleppo beschlagnahmt, das Haus, das er seinem Bruder anvertraut hatte. „Wer sind die? Wie können sie sich in ein Haus einrichten, in dem noch Menschen leben?“ fragte auch ich wütend.

Er war vor Jahren nach Türkei gekommen, nur damit seine Kinder leben können, hatte seine Heimat, sein Land verlassen. Bei jeder Gelegenheit erzählte er uns von seinem Land, seinem Haus und dem zerstörten Arbeitsplatz. Sein einziger Wunsch war, nach Ende des Krieges in seine Heimat zurückzukehren. Doch was an jenem Morgen geschah, hatte ihn zutiefst getroffen. Mit seinem noch nicht perfekten Türkisch sagte er weinend: „Die Schiiten töten uns. Es ist nicht nur Assad, am meisten töten uns die Iraner.“

In diesem Moment sagte ich: „Moment mal, diese Geschichte klingt so vertraut.“ Es war genau das, was ich vor Jahren in den Flüchtlingslagern im Libanon, in Gaza, im Westjordanland und in Jerusalem von Palästinensern gehört hatte. Zionistische Siedler dringen auch in die Häuser der Palästinenser ein und töten sie, ohne Rechenschaft abzulegen.

Während Yusuf sprach, brachte mich mein Gedächtnis zu einer ganz besonderen Geschichte unter den vielen traurigen, die ich gehört hatte. Ich war in Beirut, im dicht besiedelten Flüchtlingslager Burj el-Barajneh, das, wie das Sabra-Šatila-Lager mit zehntausenden Palästinensern, auch hunderte syrische Flüchtlinge aufgenommen hatte. Dort traf ich Ümmi Aziz, eine der ältesten und traurigsten Frauen im Lager. Ihre Augen waren vom Weinen blind geworden. Eines Morgens hatte man ihre fünf Söhne, der Jüngste war erst 13 Jahre alt, im Massaker von Sabra-Šatila mitgenommen. Die alte Frau glaubte immer noch daran, dass ihre Söhne leben und eines Tages zurückkehren würden.

„Sie haben ganze Lastwagenladungen Menschen mitgenommen… Einige nach Israel, andere haben sie im Libanon zurückgelassen, manche nach Syrien gebracht. In syrischen Gefängnissen sitzen viele Palästinenser, weil der syrische Präsident nicht zulässt, dass sie freigelassen oder besucht werden. Ich sage immer: Allah ist der Beschützer der Schutzlosen.“

Und wisst ihr, wer 1982 an der Spitze Syriens stand, als bei diesem Massaker einige Palästinenser ausgeliefert wurden und von denen nie wieder etwas gehört wurde?

Es war der „gestürzte Diktator“ Baschar al-Assad, damals regierte sein ebenfalls diktatorischer Vater Hafiz al-Assad. Wer hat das Massaker von Hama vergessen, das Hafiz al-Assad 1982 verübt hat, bei dem mehr als 25.000 sunnitische syrische Muslime brutal getötet wurden?

Von vielen Syrern, die solche Qualen erlebt haben, habe ich den Satz oft gehört: „Sie sind schlimmer als Israel.“

Die schiitischen Iraner haben seit 2011 zusammen mit Assads Mördern Hunderttausende Menschen getötet. Sie haben muslimischen Familien ihre Häuser und Besitz weggenommen. Sie haben lachend Fotos auf den Leichen von Syrern gemacht – genau wie die Zionisten. Dieselbe Methode, dasselbe Ziel. Wenn es keine Umstände macht, fragt einen Syrer nach dem Iran und wenn du dich nicht zu schade bist, frage auch einen Palästinenser, der 20 Jahre im palästinensischen Gefängnis in Syrien verbracht hat. Dann kannst du entscheiden, wer von beiden in Grausamkeit, Tyrannei und Bosheit besser ist.

Der eine hat seine Rasse, der andere seine Konfession zur Religion gemacht; beide religiösen Staaten haben das gesamte Gebiet mit Blut übergossen, dämonisieren alle, die nicht zu ihnen gehören, führen grausame Massaker durch und versuchen sich dabei stets als die Rechtmäßigen darzustellen – zwei teuflische Brüder. Beide glauben an den Weltuntergangskrieg und versuchen die Ankunft des Messias/Imams Mahdi herbeizuführen. Beide haben eine Theologie, die perfekt zu der „teile und herrsche“-Politik des Westens passt und wurden in der Geschichte immer mit Zwietracht und Unheil verbunden.

Mit dem Lügen vom Salomonstempel und der Achse des Widerstands wetteifern sie darin, Jerusalem zu retten, während sie die Region besetzen und ihre Bewohner massakrieren. Wer von beiden grausamer, niederträchtiger und menschenfeindlicher ist, entscheidet man am besten, indem man das vergossene Blut misst.

Die richtige Frage lautet nicht mehr, wer nicht der Teufel ist, sondern wer der größere Teufel ist. Wer das meiste muslimische Blut vergossen, die meisten Lügen erzählt und das härteste Herz hat.

Wenn ich heute das zerstörte Gaza sehe und Menschen, die mit Raketen auf Tel Aviv schießen und dabei das Gedächtnis verdrängen, bin ich erstaunt. Der Tod einiger Juden und Iraner ist beiden Seiten sowieso egal… Sie haben den kleinen Preis dieses Schauspiels natürlich in Kauf genommen. Während Raketen auf Tel Aviv niedergehen, werden jeden Tag mindestens hundert Gazaner getötet… Der Völkermord geht mit voller Geschwindigkeit weiter.

Die Schiiten können sich nicht damit reinwaschen, dass sie ein paar Gebäude zerstören oder ein paar Menschen töten – alles nur wegen nationaler Interessen.

Nicht nur das schiitische Regime, auch viele linke, zivilisierte und freiheitsliebende Iraner, die vor dem Regime geflohen sind, tragen Blut von Muslimen an ihren Händen. Habt ihr jemals von iranischen Oppositionellen, die angeblich für Freiheit und Befreiung kämpfen, die Qualen der Hunderttausenden getöteten Syrer gehört? Die Sympathie vieler Europäer für das Leid der Iraner mag verständlich und süß erscheinen, aber wir haben auch ihr Schweigen notiert – genauso wenig wie die Stimmen der mutigen und mitfühlenden jüdischen Oppositionellen, die sich gegen das zionistische Israel und den Völkermord stellen, sind uns entgangen.

Im Jahr 2014 habe ich mit Ismail Haniyeh, der in Gaza in einem bescheidenen Flüchtlingslager wohnte, gesprochen. Am Ende sagte er: „Gaza braucht Freunde. Jerusalem braucht besonders die Kinder der islamischen Umma.“

Diejenigen, die sich über die Raketen auf Tel Aviv freuen, sollen nicht vergessen: Unter den Freunden und Brüdern Gazas gibt es viele Menschen mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Nationalitäten – mitfühlende Iren, Schotten, Südamerikaner, Spanier und sogar Südkoreaner. Aber niemals gibt es Schiiten, die in Damaskus, Aleppo und anderen syrischen Städten Muslime foltern und töten, oder Zionisten, die einen Völkermord in Palästina begehen. Das wird es auch niemals geben!

Der wahre globale Aryan-Teufel wird die zwei kleinen Teufel, wenn sie genug geschwächt sind, wahrscheinlich zusammenbinden und sagen: „Hört auf, ihr seid Brüder, macht Frieden.“

Woher ich das weiß? Man sieht es klarer, wenn man in die Augen eines palästinensischen Kindes schaut, dessen Arme und Beine in Gaza abgerissen wurden, oder einer syrischen Frau im Sednaya-Gefängnis, die vergewaltigt wurde – und deren Kind später ebenfalls vergewaltigt wurde. Wer beiden nicht gerecht werden kann, wird schielen und Partei für den einen ergreifen.

Ganz gleich, auf welcher Seite wir stehen: Unsere Seite ist immer die der Unterdrückten und gegen alle Tyrannen.