Ist die Falle für Katar ein Fall von „Roter Hochzeit“?

I

Der König des Nordens aus der fantastischen Fernsehserie Game of Thrones, Robb Stark, sagte einst: „Alle Männer müssen ihr Wort halten, besonders Könige.“
Dass ein Staatsoberhaupt sein Wort hält, ist die Grundlage zwischenstaatlicher Beziehungen. Ein Versprechen abzugeben bedeutet, „Vertrauen“ zu schaffen. Wird dieses Vertrauen missbraucht oder ausgenutzt, vergiftet es die Beziehungen zwischen Staaten. Andererseits kann ein regelbasiertes System ohne „Vertrauen“ nicht funktionieren. Regeln sind auch für Bündnisse von entscheidender Bedeutung. Der Angriff Israels – genährt und unterstützt von den USA – auf Katar, das angeblich unter dem Schutz Amerikas stand, war ein widerwärtiger Bruch der „Vertrauensregel“. Dieser Angriff stellte ein weiteres Beispiel für den Missbrauch des Vertrauens unter Verbündeten dar. Es ist offensichtlich, dass dieser Vertrauensbruch dem Ansehen von Präsident Trump erheblichen Schaden zugefügt hat.

Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand und einen Geiselaustausch zwischen Hamas und Israel fanden größtenteils in Katar statt. Diese Gespräche wurden auf Wunsch, mit Unterstützung und unter Aufsicht der USA geführt. Am 9. September, als israelische Flugzeuge ein Wohngebiet in der katarischen Hauptstadt bombardierten, war in Doha gerade ein neuer Verhandlungstisch eingerichtet worden. Diese Verhandlungen sollten die von Präsident Trump vorgegebenen Rahmenbedingungen beinhalten. Auch Israel hatte den Gesprächen angeblich zugestimmt.

Es war absehbar, dass Netanjahu diese Waffenstillstandsverhandlungen in irgendeiner Form zunichtemachen würde. Ein Waffenstillstand oder ein Geiselaustausch kümmert Netanjahu nicht. Der Völkermörder will seinen Genozid vollenden. Auch das Treffen in Doha sollte wie die vorherigen unter amerikanischer Garantie stattfinden.

Katar beherbergt den größten US-Militärstützpunkt im Nahen Osten. Gegen Angriffe von außen stand Katar unter amerikanischem Schutz – zumindest schien es so. Katar ist einer der Verbündeten der USA in der Region. Trump hatte Katar ausdrücklich eine „Schutzgarantie“ gegeben. Darüber hinaus sollte daran erinnert werden, dass auch Großbritannien über einen Luftwaffenstützpunkt in Katar verfügt. Der „Al-Udeid-Luftwaffenstützpunkt“ ist das regionale Hauptquartier des „US Central Command“ (CENTCOM). Von dort aus werden die US-Luftoperationen in einem riesigen geografischen Raum von Nordostafrika bis Südasien geleitet.

Dass Israel den Verhandlungstisch in Doha bombardieren würde, wurde nicht erwartet. Doch das Unerwartete geschah: Israelische Flugzeuge bombardierten ein Wohngebiet in unmittelbarer Nähe des Luftwaffenstützpunkts, auf dem rund 10.000 amerikanische Soldaten stationiert sind. Da die Hamas-Delegation das Gebiet im letzten Moment verließ, erreichte Israel sein eigentliches Ziel nicht – dennoch kamen fünf palästinensische Hamas-Mitglieder und ein katarischer Sicherheitsbeamter ums Leben. Erklärungen aus dem Weißen Haus deuteten darauf hin, Trump habe Katar vor Beginn des Angriffs gewarnt. Katar hingegen erklärte, die Warnung sei erst nach Beginn des Angriffs erfolgt.

Damit stellte sich heraus, dass Trump nicht die Wahrheit sagte. Trotz seines Versprechens schützte er Katar nicht. Netanjahu verkündete hingegen offen, er werde überall dort zuschlagen, wo er es für nötig halte – und falls erforderlich auch wieder in Katar. Nach Informationen aus den US-Medien war die Trump-Administration im Vorfeld über den israelischen Angriff informiert. Bemerkenswert ist zudem, dass weder vom amerikanischen noch vom britischen Stützpunkt in Katar eine Warnung an die Regierung in Doha erging. Im Gegenteil: Es gibt Berichte, wonach israelische Jets von britischen Tankflugzeugen mit Treibstoff versorgt wurden. All dies zusammengenommen – könnten die Katarer sich da nicht zutiefst hintergangen fühlen?

Es erscheint kaum denkbar, dass die US- und britischen Stützpunkte nicht darüber informiert gewesen sein sollen, dass Israel einen Angriff plante. Es ist unwahrscheinlich, dass Israel das „CENTCOM“-Kommando im Voraus nicht informiert hätte. Denn während Israel jahrzehntelang dem Operationsbereich des „US European Command“ (EUCOM) unterstand, wurde es 2021 dem für den weiten Nahen Osten zuständigen „CENTCOM“ zugeordnet. Bei dieser Entscheidung spielte gegen Ende Trumps erster Amtszeit die Normalisierung der Beziehungen Israels zu arabischen Regimen im Rahmen der „Abraham-Abkommen“ eine wichtige Rolle. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain hatten im Rahmen dieser Abkommen ihre Beziehungen zu Israel formell normalisiert. Zu jener Zeit sprach man auch über die Möglichkeit eines Konflikts zwischen Iran und Israel. Die Verlagerung von EUCOM zu CENTCOM sollte außerdem dafür sorgen, dass Israel mit den Golfstaaten koordiniert handelte. Tatsächlich sagte der Sprecher der Israelischen Streitkräfte, Konteradmiral Daniel Hagari, am 31. Oktober 2023 im Zusammenhang mit dem Übergang Israels zu CENTCOM:

„Wir arbeiten in Koordination mit den US-Streitkräften, mit CENTCOM. Der Übergang Israels zu CENTCOM vor zwei Jahren hat sich als sehr effektiv erwiesen. Wir haben eine Infrastrukturbasis für Datentransfer, Geheimdienste, gemeinsame Luftoperationen mit CENTCOM und Operationen mit der 5. Flotte aufgebaut.“

Einer der Argumente für die Eingliederung Israels in CENTCOM war, dass so verhindert werden könne, dass Israel einen Krieg beginnt, den die USA nicht wollen. Denn am Ende würde „Israels Krieg“ zum „Krieg der USA“ werden. Strategen sahen in der Anbindung an CENTCOM eine Art „Bärenumarmung“, die darauf abzielte, unerwünschte militärische Angriffslust Israels in der Region zu kontrollieren. Folglich gilt: Entweder hat Israel seinen Angriff auf Katar CENTCOM im Vorfeld gemeldet, oder CENTCOM war in die Operation eingeweiht. Wenn man bedenkt, wie eng die israelischen und amerikanischen Generäle miteinander verflochten sind, erscheint es zunehmend unwahrscheinlich, dass Israel ohne Wissen CENTCOMs eine Wohnsiedlung in Doha bombardiert haben sollte.

Der Angriff auf Katar widerlegt die Idee, die „Bärenumarmung“ sei nur ein leeres Argument. Im Gegenteil: Es scheint, dass Israel durch die Nähe zu CENTCOM dieses faktisch gelähmt hat. Israel kann amerikanische Macht sehr leicht instrumentalisieren — selbst dann, wenn dies den amerikanischen Interessen widerspricht. Wieder landen wir bei derselben Frage: Woher bezieht Israel die Macht, die USA derart zu benutzen? Einige Trump-Anhänger, die nicht der Ansicht sind, „America First“ bedeute automatisch „Israel First“, führen als Antwort auf diese Frage das „israelische Lobbying“, zionistische Milliardäre und den vom Krieg profitierenden „US-militärisch-industriellen Komplex“ an. Es sei zudem darauf hingewiesen, dass die israelische Militärtechnologie ein Mitspieler dieses Komplexes ist.

II

Also: War Trump derjenige, der die Falle für Katar stellte? Ich glaube nicht. Allerdings ist offensichtlich, dass er über den Angriff informiert war. Aus seinen widersprüchlichen Erklärungen geht hervor, dass er mit dem Angriff nicht zufrieden war, sich aber Netanjahu nicht entgegenzustellen vermochte. Indem er Netanjahus Falle nicht durchbrach, wird er zum Komplizen dieser Falle. Hinter Trumps Verhalten muss also zweifellos etwas Größeres stehen.

Die USA verfügen über Hebel, um Israel in die Schranken zu weisen. Denn die israelische Kriegsmaschine wird von den USA finanziert. Israel ist neben der diplomatischen und politischen Unterstützung der USA auch in hohem Maße von der amerikanischen Rüstungsindustrie abhängig. Darüber hinaus lässt Israel die Finanzierung der von ihm aus den USA bezogenen Waffen von amerikanischen Steuerzahlern übernehmen. Die wichtigste Mission der „Israel-Lobby“ besteht darin, den unentgeltlichen Fluss von Waffen aus den USA nach Israel sicherzustellen. Die Hausaufgabe der Israel-freundlichen Politiker im US-Kongress ist es, Militärhilfepakete für Israel unverzüglich zu genehmigen. Ohne die USA scheint es kaum vorstellbar, dass Israel einen Krieg fortführen könnte. Eine ihrer vertrauten Beraterinnen, Caroline B. Glick, zitierte am 27. November 2023 im „Jewish News Syndicate“ (JNS) den israelischen pensionierten Generalleutnant Yitzhak Brick mit den folgenden Worten:

„Alle unsere Raketen, unsere Munition, unsere Präzisionsbomben, all unsere Flugzeuge und Bomben — alles kommt aus den USA. Sobald sie den Hahn zudrehen, können Sie nicht weiterkämpfen. Sie haben keine Fähigkeiten. Jeder versteht, dass wir diesen Krieg ohne die USA nicht fortführen können. Punkt.“

Israels Abhängigkeit von den USA ist, wie General Brick betonte, enorm. Dennoch vermochten weder Biden noch Trump Netanjahu zu zügeln. Die bedingungslose Unterstützung für Israel macht die USA indes zum Komplizen des Genozids. Dabei hatte Trump für den Nahen Osten ganz andere Pläne. Sowohl in seiner ersten Amtszeit als auch jetzt wurden diese Pläne von Netanjahus Vorhaben überschattet. Obwohl Trump Israel in einem Ausmaß unterstützte, wie es kein anderer US-Präsident zuvor getan hat, scheute Netanjahu nicht davor zurück, Trumps Nahostpläne zu hintertreiben. Im Gegenteil: Netanjahu versuchte, Trumps Pläne in seine Vision eines „Groß-Israel“ einzubauen. Am Ende war es jedoch stets Trump, der zurückwich, nicht Netanjahu. Trump konnte seine eigenen Pläne nicht mit denen Netanjahus in Einklang bringen. Verfügt Netanjahu vielleicht über ein Druckmittel, das über die Macht der „Israel-Lobby“ in Amerika hinausgeht? Hat er einen „Achillesferse“-Punkt, der Trump gegenüber ihm wehrlos macht?

Bei seinem Golfbesuch im Mai ließ Trump Israel aus und schloss zudem einen Waffenstillstand mit den Huthi-Rebellen im Jemen. Diese beiden Entwicklungen lösten in Israel große Unruhe aus und nährten die Vermutung oder zumindest den Verdacht, die USA könnten in ihrer Nahostpolitik von der Priorisierung Israels abrücken wollen. Auch die Entlassung des strammen Israel-Befürworters und Nationalen Sicherheitsberaters Mike Waltz fand in Israel große Beachtung. Waltz war die Schlüsselfigur im „Signalgate-Skandal“, der im Zusammenhang mit durchgesickerten Dokumenten über Angriffspläne gegen Jemen Ende März ausgebrochen war. Anfang Mai hatte Trump Waltz seines Amtes enthoben. In den Signal-Nachrichten äußerte US-Vizepräsident JD Vance Bedenken gegenüber einer Bombardierung Jemens durch die USA. Dass diese Bedenken nicht im Sinne Israels waren, lag auf der Hand. Trumps Waffenstillstand mit den Huthis am 6. Mai und seine Golfreise ab dem 13. Mai folgten unmittelbar auf Waltz’ Absetzung. Während seiner Reise, die am 16. Mai endete, besuchte Trump Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Außerdem traf er in Riad mit Syriens neuem Führer Ahmad al-Sharaa zusammen. Nachdem diese Entwicklungen in Israel erhebliche Irritationen ausgelöst hatten, brach plötzlich erneut — und lauter als zuvor — die „Epstein-Affäre“ auf, die auch mit Trump in Verbindung gebracht wurde. War das ein Zufall? Oder hatte dieser „Zufall“ etwas mit Israel zu tun?

Trump wollte zudem ein Nuklearabkommen mit Iran abschließen. Zwischen Amerikanern und Iranern liefen Gespräche. Genau zu diesem Zeitpunkt begann Israel am 13. Juni mit Angriffen auf Iran. Am 22. Juni bombardierten die USA überraschend iranische Nuklearanlagen. Waltz’ Rücktritt war Anfang Mai bekanntgegeben worden — im Juni jedoch liefen die Ereignisse aus dem Ruder. Der offenkundige Widerspruch zwischen dem „Mai-Trump“ und dem „Juni-Trump“ war nicht zu übersehen. Zwar führte Trump einige Gründe für den Angriff auf Iran ins Feld, doch was sich im Hintergrund abspielte, ist bis heute ein Geheimnis.

Trump gilt als „unberechenbarer“ Präsident. Dass er den israelischen Angriff auf Katar hinnahm, machte ihn zudem „unglaubwürdig“. Einer der früheren US-Außenminister, Henry Kissinger, sagte einst: „Es ist gefährlich, Amerikas Feind zu sein. Aber Amerikas Freund zu sein, ist tödlich.“ Berühmt wurden diese Worte, als die von den USA abhängige Regierung Südvietnams von ihrem damaligen Verbündeten im Stich gelassen wurde. Die USA hatten heimlich mit dem kommunistischen Nordvietnam über einen Waffenstillstand verhandelt und schließlich ein Abkommen geschlossen, wodurch Südvietnam völlig allein gelassen wurde. Kissingers Worte galten als Warnung, dass „Verrat“ die Sicht der Verbündeten auf die USA verändern werde. Die Preisgabe Südvietnams bestätigte diese Voraussicht.

Dass Trump in Bezug auf den Angriff auf Katar nicht die Wahrheit sagte, bestätigte Kissingers Analyse ein weiteres Mal. Dass der Präsident des angeblich mächtigsten Staates der Welt zur Lüge greift, muss für die US-Verbündeten in der Region ein ernüchternder Schock gewesen sein. Netanjahu hatte in einem Interview offen zugegeben, dem Projekt eines „Groß-Israel“ verpflichtet zu sein. Dieses Eingeständnis zeigt, dass jedes Land der Region — selbst wenn es ein US-Verbündeter ist — zum Ziel israelischer Aggression werden kann.

Israel griff Doha mit amerikanischen Kampfflugzeugen wie „F-15“ und „F-35“ an. Dass die amerikanischen Patriot-Luftabwehrsysteme in Doha die Raketen nicht abfingen, stellte Katars Sicherheitsannahmen völlig auf den Kopf. Die Trump-Administration behauptete, erst sehr kurz vor dem Angriff informiert worden zu sein, weshalb Katar nicht rechtzeitig gewarnt werden konnte. Doch die Tatsache, dass Israel ein Land, das unter US-Schutz steht, mit US-Kampfflugzeugen angreift, ohne dass dies irgendein Problem darstellt, spricht Bände. Die Trump-Regierung ergriff keinerlei Sanktionen gegen Israels Aggression. Im Gegenteil: Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ vom 19. September bereitete sich die Trump-Administration auf ein neues Rüstungsgeschäft mit Israel im Wert von rund sechs Milliarden Dollar vor. Dass der Angriff auf Katar die Lieferungen amerikanischer Waffen im Wert von Milliarden Dollar nicht beeinträchtigen würde, ist bezeichnend. Statt Sanktionen gab es Belohnungen. Welche Gefühle mögen dieser „Belohnung“ in Katar und anderen US-Verbündeten der Region ausgelöst haben? Werden die Verbündeten Trumps Worten nun noch Glauben schenken? Anscheinend kümmert Trump nicht, was seine Verbündeten über ihn denken. Er scheint es vielmehr vorzuziehen, ein Präsident zu sein, vor dem man „Angst“ hat, anstatt einer, dem man „vertraut“.

III

Einer der führenden Vertreter der „realistischen Schule“ in den internationalen Beziehungen, Prof. John Mearsheimer, hat ein Buch mit dem Titel „Warum Führer lügen: Die Wahrheit über Lügen in der internationalen Politik“ verfasst, das auch ins Türkische übersetzt wurde. Prof. Mearsheimer legte darin ein Inventar der Lügen von Staats- und Regierungschefs vor. Trumps „Katar-Lüge“ passt jedoch nicht in die Kategorien, die Mearsheimer beschreibt. Im Gegenteil: Sie stellt ihn in eine äußerst ungünstige Position – als jemanden, der seinem Verbündeten eine Falle stellt.

Auch von einem „Roten Hochzeitsfall“ im Zusammenhang mit der „Katar-Falle“ war die Rede. Damit kommen wir erneut auf die Serie Game of Thrones zurück. Der größte Feind von Robb Stark, dem König des Nordens, beziehungsweise der Stark-Dynastie, ist ein anderes Königshaus, angeführt von Tywin Lannister. Die Rivalität zwischen beiden Familien ist tödlich. Das Überleben der einen ist nur durch den Untergang der anderen möglich. In diesem Machtkampf sind die Bündnisse oder Feindschaften kleinerer Fürstentümer und Lords von entscheidender Bedeutung.

Um die Starks in eine Falle zu locken, entwirft Tywin Lannister eine „Scheinhochzeit“. Diese Hochzeit sollte zwischen Lord Edmure Tully, dem Bruder von Catelyn Stark, und Roslin Frey, der Tochter von Lord Walder Frey, einer mächtigen Familie der Region, stattfinden. Für die Starks war es eine politische Ehe. Sie ließen sich auf diese Hochzeit ein, weil sie sie als notwendig für das Bündnis gegen die Lannisters betrachteten. Ein weiterer regionaler Herrscher, Lord Roose Bolton, war ein Komplize Freys und hatte sich ebenfalls insgeheim mit Tywin Lannister verschworen, um die Starks auszuschalten.

Die Rote Hochzeit war lediglich eine Tarnung. Hinter den aufgesetzten Lächeln, die die Freys und Boltons den Starks schenkten, verbargen sich Dolche. In einem der emotionalsten Momente der Feier, als die Gäste ihre Wachsamkeit verloren, kamen die Dolche zum Vorschein. Robb Stark, seine schwangere Frau, seine Mutter Catelyn und die wichtigsten Kommandeure der Starks wurden in dieser Falle einer nach dem anderen niedergemetzelt. Eine der eindrucksvollsten Szenen war, als der verräterische Lord Bolton Robb Stark erstach und dabei rief: „Die Lannisters senden ihre Grüße.“

Während das Haus Stark durch die Rote Hochzeit schwer getroffen wurde, festigten die Lannisters ihre Macht. Die Familien Frey und Bolton erhielten für ihren Verrat Belohnungen. Das Vertrauen der Starks in die Gastfreundschaft ihrer Gastgeber hatte sie schutzlos gemacht und ihnen das Leben gekostet. Dieser Verrat sicherte den Lannisters die Vorherrschaft auf dem Eisernen Thron, während die Freys sich als mächtige Verbündete positionierten und die Boltons durch ihren Verrat an Einfluss gewannen.

Lord Frey hatte geschworen, die „heiligen Rechte der Gastfreundschaft“ zu achten und die Sicherheit seiner Gäste zu garantieren. Damit lullte er Robb Stark und seine Mutter in ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Obwohl sie um den zweifelhaften Charakter ihrer Gastgeber wussten, hätten sie kaum für möglich gehalten, dass diese die „heiligen Gastrechte“ so schamlos verletzen würden.

Doch der Verrat der Freys und Boltons führte letztlich zu ihrem Untergang. Die Missachtung des „heiligen Gastrechts“ zog den Hass und die Vergeltung anderer Familien nach sich und führte zum Sturz des Hauses Frey. Sowohl Lord Frey als auch Lord Bolton sollten für ihren Verrat bitter mit dem Leben bezahlen. Ein Bauer verfluchte den Verrat der Roten Hochzeit mit den Worten:

„Die Rote Hochzeit, so nennen sie es. Walder Frey beging an jenem Tag ein heiliges Verbrechen. Er teilte mit den Starks Brot und Salz. Er gewährte ihnen Gastrecht… Die Götter werden Rache nehmen. Für das, was er tat, wird Frey in der siebten Hölle brennen.“

Die Rote Hochzeit war ein Spiegelbild der grausamen Natur von Macht, Politik und Herrschaft in der Welt von Game of Thrones. Sie zeigte, wie schnell Allianzen in Verrat umschlagen können, wie dünn die Grenze zwischen „Freund“ und „Feind“ ist und wie leicht Vertrauen missbraucht werden kann. Der Verrat der Roten Hochzeit verwischte die Linie zwischen dem „Moralischen“ und dem „Unmoralischen“. In Tywin Lannisters Augen machte es keinen Unterschied, ob man zehntausend Männer im Krieg oder ein Dutzend Menschen bei einem Festmahl hinterhältig ermordete. Was auch immer er tat, er kümmerte sich nicht im Geringsten darum, was die Menschen von ihm hielten: „Ein Löwe schert sich nicht um die Meinung eines Schafes.“

Der „Verrat der Roten Hochzeit“, von dem es in der realen Geschichte viele Beispiele gibt, führt uns die bittere Lektion vor Augen, die Machiavelli in seinem Werk „Der Fürst“ immer wieder betont: Die Zwecke rechtfertigen die Mittel. Die kontroversen Positionen der USA und Großbritanniens bei der Falle für Katar aktualisieren diesen Verrat aufs Neue. Trump erklärte in einer Stellungnahme sogar, dass Israel zugesichert habe, Katar nicht erneut anzugreifen. Der Game of Thrones-Held Jon Snow jedoch meinte: „Wenn genug Menschen falsche Versprechen machen, verlieren Worte ihre Bedeutung. Dann bleibt uns keine Antwort mehr. Nur bessere Lügen.“

Ein Mensch wird durch sein Wesen definiert – und Trumps Wesen war schon immer offenkundig. Lannisters, Starks, Freys und Boltons mögen die fiktiven Helden einer Serie oder eines Romans sein, doch ihre Charaktere, Triebe und Handlungen sind auch in der modernen Welt erschreckend real.