Israels demografischer Völkermord in Gaza
Die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen stellen eine humanitäre Katastrophe von historischem Ausmaß dar, bei der Zehntausende Palästinenser ihr Leben verloren haben und Millionen Menschen vertrieben wurden. Laut den von der israelischen Besatzungsarmee veröffentlichten Zahlen sowie inoffiziellen Berichten, einschließlich Daten aus Quellen wie dem Harvard-Datensatz, beläuft sich die Zahl der von Israel seit dem 7. Oktober 2023 in Gaza getöteten Palästinenser auf bis zu 400.000. Israel, das zweifellos einen Völkermord durchführt, hat in Gaza Wohnhäuser, Lebensgrundlagen und die gesamte zivile Infrastruktur zerstört und Millionen zur Flucht gezwungen. Dieses Ausmaß an Gewalt und Zwangsvertreibung hat die Aufmerksamkeit internationaler Institutionen wie der Vereinten Nationen, Human Rights Watch und des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) auf sich gezogen.
Amnesty International kommt in einem 296-seitigen Bericht zu dem Schluss, dass Israel in Gaza Handlungen begeht, die als „Völkermord“ einzustufen sind, und betont, dass diese Handlungen die Absicht verfolgen, die palästinensische Bevölkerung gezielt zu vernichten. In ähnlicher Weise dokumentiert Human Rights Watch, dass Maßnahmen wie die Unterbrechung der Wasserversorgung, das Verhindern humanitärer Hilfe sowie das gezielte Angreifen ziviler Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen darauf abzielen, die Lebensbedingungen der Bevölkerung in Gaza vorsätzlich zu zerstören. Dies stellt nicht nur ein Verbrechen der „Auslöschung“ dar, sondern fällt eindeutig in die Kategorie völkermörderischer Handlungen. Auch wenn diese Berichte das Ausmaß des Grauens theoretisch in den Rahmen eines Völkermords einordnen, so wird deutlich, dass die dahinterliegenden Motive Israels auch langfristige demografische Strategien umfassen.
Zionismus und demografische Strategien
Die zionistische Bewegung legte seit ihren Anfängen großen Wert auf das Verhältnis zwischen jüdischer und arabischer Bevölkerung in Palästina. Bereits in „Der Judenstaat“, einem Werk von Theodor Herzl aus den 1890er-Jahren, wurden verschiedene Ideen zur Herstellung einer jüdischen Mehrheit erörtert. Um diese Ideen in die Praxis umzusetzen, waren jedoch Krieg und Vertreibung notwendig. Im Zuge des Krieges nach der Gründung Israels im Jahr 1948 wurden etwa 750.000 Palästinenser entweder gewaltsam vertrieben oder getötet.
Zionistische Siedlerkolonialisten erkannten früh, dass die Aufrechterhaltung einer jüdischen Mehrheit für das zukünftige Bestehen Israels lebensnotwendig war. Bereits in den 1920er-Jahren wurden auf zionistischen Konferenzen in Jerusalem Vorschläge zur „Umsiedlung“ der arabischen Bevölkerung diskutiert. In den 1930er-Jahren begannen konkrete Planungen für einen „Bevölkerungstransfer“. So arbeiteten sogenannte „Transfer-Komitees“ in den Jahren 1937, 1941 und 1948 gezielt an Programmen zur Vertreibung der arabischen Bevölkerung aus Palästina.
Laut dem Demografen Youssef Courbage griff der neu gegründete Staat Israel, um seine politische Existenz zu sichern, auf Terror, Gewalt und jede nur erdenkliche politische Maßnahme zurück, um die jüdische Bevölkerung zu erhöhen und die palästinensische zu verringern. Mit der Nakba begann ein systematischer Prozess zur Reduzierung der palästinensischen Bevölkerung in Palästina. Diese rasche demografische Transformation führte zu einem Anstieg jüdischer Siedler und einer Umstrukturierung der ethnischen Zusammensetzung des Landes.
Israel, das sich selbst als „die einzige Demokratie im Nahen Osten“ bezeichnet, wurde aufgrund seiner seit 75 Jahren verfolgten Politik der jüdischen Vorherrschaft zu einem Regime, das als rassistisch und diskriminierend (Apartheid) eingestuft wird.
Angst vor der Demografie und politische Organisationen
Mit der Besetzung des Westjordanlands und des Gazastreifens im Jahr 1967 hat Israel sein Territorium erheblich erweitert – zugunsten einer größeren arabischen Bevölkerung. Während die jüdische Bevölkerung zuvor etwa 89 % innerhalb der israelischen Staatsgrenzen ausmachte, sank dieser Anteil nach 1967 in allen von Israel kontrollierten Gebieten auf 56 %. Diese Entwicklung verstärkte die demografischen Befürchtungen innerhalb Israels erheblich. Besonders unter der damaligen Premierministerin Golda Meir warnten viele israelische Führungsfiguren vor den hohen Geburtenraten in Gaza und dem Westjordanland, die angeblich die Zukunft des „jüdischen Staates“ gefährdeten. Diese Sorge wurde regelmäßig in israelischen Sicherheits- und Strategietreffen diskutiert.
So wurden auf der Herzliya-Sicherheitskonferenz im Jahr 2003 von israelischen Demografen Maßnahmen wie Geburtenkontrolle, Zwangsumsiedlung von Palästinensern und andere „Problemlösungen“ erörtert, um die arabische Geburtenrate zu senken. Wie auch in der heutigen Zeit trat der damalige Oppositionsführer und heutige Premierminister Benjamin Netanjahu auf der Konferenz mit radikalen Ansichten auf und erklärte, dass das israelisch-hebräische Volk das ihnen „anvertraute Land“ verteidigen müsse. Die eigentliche demografische Bedrohung liege seiner Meinung nach nicht außerhalb, sondern innerhalb Israels – in der arabischen Bevölkerung des Landes.
Auch Avraham Burg, der damalige Präsident der Knesset, äußerte sich auf derselben Konferenz kritisch: „Zwischen Jordan und Mittelmeer gibt es keine klare jüdische Mehrheit mehr… Den Versuch, die Palästinenser unter einem israelischen Fetzen zu halten, kann man nicht mit Demokratie vereinbaren.“ Diese Art von Aussagen führten innerhalb der israelischen Führung zu Diskussionen über eine Zwei-Staaten-Lösung oder alternative demografische Strategien.
Sogar das im Jahr 2018 verabschiedete „Nationalstaatsgesetz des jüdischen Volkes“ trug diese demografischen Ängste in den Verfassungsrahmen. Das Gesetz erklärt: „Das Land Israel ist die historische Heimat des jüdischen Volkes, in dem der Staat Israel gegründet wurde“ – damit stellt es die Gleichberechtigung der arabischen Minderheit infrage und gesteht das Recht auf nationale Selbstbestimmung ausschließlich dem jüdischen Volk zu. Die Verabschiedung dieses Grundgesetzes durch das israelische Parlament belegt eindeutig, dass Israel sich in einem Wendepunkt befindet, an dem es den Verlust seiner demografischen Mehrheit befürchtet. Unabhängig von der juristischen Interpretation offenbart diese Gesetzgebung, dass die Erhaltung der jüdischen demografischen Vorherrschaft ein zentrales Ziel der israelischen Staatspolitik ist.
Verwaltung des Gazastreifens und Pläne für „freiwillige“ Auswanderung
Auch im Zusammenhang mit dem seit dem 7. Oktober 2023 andauernden Massaker in Gaza ist der Schatten solcher demografischer Zielsetzungen spürbar. Die Zerstörung und die massenhaften Tötungen im Zuge des israelischen Völkermords wurden als Mittel eingesetzt, um die palästinensische Bevölkerung zu dezimieren. So beschloss das israelische Sicherheitskabinett im März 2025 die Einrichtung einer neuen bürokratischen Struktur, die die sogenannte „freiwillige Auswanderung“ von Palästinensern aus Gaza in Drittländer koordinieren soll.
Nach Angaben des Sprechers der Netanjahu-Regierung soll diese neue Behörde damit beauftragt werden, „die sichere und kontrollierte Ausreise der Bewohner des Gazastreifens in Drittstaaten vorzubereiten“. Die Unterstellung Gazas unter das Verteidigungsministerium wird dabei als letzte Etappe eines strategischen Versuchs interpretiert, die besetzten Gebiete auch demografisch in einen „jüdischen Gürtel“ zu verwandeln.
Obwohl Regierungsvertreter diese Maßnahmen in Zusammenhang mit Empfehlungen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nach dem Angriff vom 7. Oktober stellten, betonen palästinensische Aktivisten und zahlreiche internationale Rechtsexperten, dass es sich faktisch um eine ethnische Säuberung handelt. So bezeichnen palästinensische Menschenrechtsorganisationen die neue Struktur als einen Mechanismus für eine „faktisch erzwungene, halb-freiwillige Vertreibung“. Israel kombiniert diese Initiative mit dem Versprechen, dass nach dem Gaza-Krieg weder die Hamas noch die Palästinensische Autonomiebehörde in ein „neues Gaza“ zurückkehren werden.
Ähnliche Planungen wie heute waren auch in der Vergangenheit Thema: So wurde beispielsweise über alternative Umsiedlungsorte wie im berüchtigten „Madagaskar-Plan“ diskutiert, der heute durch aktuelle Ideen wachgerufen wird. Nach dem Jahr 2023 wurde zudem öffentlich bekannt, dass Israel mit Ländern wie dem Sudan und Somalia über die Umsiedlung von Palästinensern verhandelte. In jedem Fall hat die Besatzungsmacht alles daran gesetzt, eine massenhafte Auswanderung der palästinensischen Bevölkerung aus dem Gazastreifen aktiv zu fördern.
Demografische Ziele und Folgen im Gaza-Krieg
Im Rahmen des aktuellen israelischen Völkermords im Gazastreifen waren die Zivilisten eindeutig das primäre Ziel. Die gezielte Bombardierung ziviler Infrastruktur wie Krankenhäuser, Schulen und Wohnhäuser sowie die rigorose Abriegelung wurden bewusst eingesetzt, um die Lebensbedingungen zu zerstören. Amnesty International stellte in einem Bericht vom 5. Dezember 2024 fest, dass seit Oktober 2023 gezielte Handlungen begangen wurden, die „darauf abzielen, die palästinensische Bevölkerung physisch zu vernichten, um die jüdische Mehrheit zu sichern.“ Die Organisation kam zu dem Schluss, dass diese sich ständig wiederholenden Handlungen den Vorsatz beinhalten, „eine Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören“, was sie unter das Völkermordstatut stellen könnte.
Auch Human Rights Watch betonte, dass die Zerstörung von Fluss- und Wasserinfrastruktur zehntausende Todesfälle verursacht habe – ein Verbrechen der „Vernichtung“, das angesichts öffentlicher Aussagen israelischer Beamter, die die Vernichtung von Palästinensern forderten, auch als „Völkermord“ gewertet werden müsse.
Obwohl diese Einschätzungen internationaler Organisationen die Gewalt gegen die Bevölkerung von Gaza rechtlich definieren und einordnen, bleibt das eigentliche Ziel offensichtlich: die vollständige Entfernung der verbliebenen palästinensischen Bevölkerung aus Gaza, um die jüdische Vorherrschaft innerhalb Israels zu sichern. Diese Strategie ist direkt aus den tief verwurzelten demografischen Ängsten heraus entstanden.
Wie zahlreiche israelische Regierungsvertreter und Intellektuelle offen zugeben – auch wenn es nicht immer explizit ausgesprochen wird – besteht das Ziel darin, Israel von einem „jüdischen Minderheitenstaat“ in einen Staat mit garantierter jüdischer Mehrheit zu verwandeln. Mehrere israelische Politiker haben in diesem Zusammenhang auf die Tatsache hingewiesen, dass Palästinenser etwa 85 % der Bevölkerung in den besetzten Gebieten stellen, was einen drastischen Rückgang der jüdischen Bevölkerungsmehrheit bedeutet. So schlug der ehemalige Verteidigungsminister Israel Katz im Jahr 2021 in einem Interview mit amerikanischen Medien vor, im Zuge des Wiederaufbaus Gazas Tausende jüdische Israelis in das Gebiet umzusiedeln – eine implizite Warnung davor, dass eine verbleibende palästinensische Bevölkerung die jüdische Vorherrschaft gefährden könnte.
Letztlich ist das Massaker in Gaza eine Fortsetzung des historischen Musters des zionistischen Besatzungsprojekts in Palästina. Anders ausgedrückt: Die militärischen Operationen Israels im Gazastreifen beruhen im Kern auf einer Strategie der demografischen Umstrukturierung – eine Strategie, die ihre Wurzeln in der Geschichte hat. Die ethnischen Säuberungen und Vertreibungen der Jahre 1948 und 1967 stärkten die jüdische Präsenz in den besetzten Gebieten und führten zur Kontrolle über die verbleibende palästinensische Bevölkerung.
Auch die heutigen Massaker in Gaza sind Teil des Strebens nach der Wiederherstellung einer „demografischen Überlegenheit“. Der von internationalen Organisationen als „Völkermord“ eingestufte Prozess in Gaza stellt somit die extremste Form jener israelischen Staatspolitik dar, die auf den Erhalt einer jüdischen Mehrheit abzielt. Das ultimative Ziel dieser Politik ist es, auf lange Sicht eine vollständige Judaisierung der demografischen Struktur Israels zu erreichen.
Insofern kann man den aktuellen Gaza-Krieg nicht nur als militärischen Konflikt, sondern auch als einen demografischen Krieg und als Völkermord an einer Bevölkerung betrachten.