Israel fürchtet jede muslimische Kraft, die Selbstvertrauen hat

Israel fürchtet jede selbstbewusste muslimische Macht – und genau das ist es, was die Region braucht.

Was passiert, wenn ein Staat mit Atomwaffen einen Staat ohne Atomwaffen bombardiert – und die Welt bloß mit den Schultern zuckt?
Der israelische Angriff auf den Iran im Juni 2025 war kein gewöhnlicher Moment der Spannung im Nahen Osten.
Dieser Angriff war eine direkte strategische Herausforderung an die Idee einer muslimischen Abschreckungskraft.

Israel konfrontierte nicht nur einen Rivalen, als es hochrangige iranische Wissenschaftler durch Attentate ausschaltete und die nukleare Infrastruktur angriff. Es sendete gleichzeitig eine beunruhigende Botschaft:
Keinem muslimischen Land soll erlaubt werden, über die Mittel zu verfügen, die notwendig sind, um auf Augenhöhe souverän zu agieren.

Das eigentliche Ziel war nicht nur der Iran.
Das Ziel war die Möglichkeit einer selbstbewussten, unabhängigen muslimischen Macht, die die Region eigenständig gestalten kann.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten reagierte ein muslimisch geprägter Staat mit echter Abschreckungskapazität in kontrollierter und direkter Weise:
Der Iran führte in den ersten Tagen der Vergeltung über 200 Angriffe mit ballistischen Raketen und Drohnen durch – bis tief hinein nach Tel Aviv und Haifa.
Das Zeitalter der Straflosigkeit geht zu Ende.

Ein Großteil der westlichen Medien versuchte, Israels Angriff als Verteidigungsmaßnahme darzustellen.
Doch das ist eine absurde Behauptung – denn die Wahrheit ist weit unbequemer:
Ein nuklear bewaffnetes Israel griff präventiv ein Land an, das dem Atomwaffensperrvertrag (NPT) unterliegt und keine Atomwaffen besitzt.
Das war weder Selbstverteidigung noch Abschreckung – das war ein Monopol.
Und Monopole bringen keine Stabilität, sie verlangen Unterwerfung.

Israel bleibt die einzige erklärte, aber international nicht offiziell anerkannte Atommacht der Region – und steht nicht unter Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).
Im Gegensatz dazu wurde der Iran allein im Jahr 2024 fünfzehn Mal von der IAEA inspiziert – obwohl er keine Atomwaffen besitzt.

Israels militärische Überlegenheit hat keinen Frieden gebracht – im Gegenteil:
Sie hat die strategische Asymmetrie weiter vertieft, die die Gewaltspirale von Gaza bis Damaskus, von Beirut bis Teheran antreibt.
Israels Doktrin der „präventiven Angriffe und Eskalation“ basiert auf der Überzeugung, dass seine Vorherrschaft unangetastet bleiben muss.
Und der Glaube, diese Vorherrschaft könne durch Krieg und militärische Angriffe auf jedes potenziell bedrohliche Land bewahrt werden, ist selbst das eigentliche Problem.

Das tragische Ergebnis dieses Ungleichgewichts zeigt sich am deutlichsten in Gaza.
In der völkermordähnlichen Kampagne zwischen 2023 und 2025 kamen über 56.000 Palästinenser, darunter Tausende Zivilisten und Kinder, ums Leben. Ganze Stadtviertel wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Dass das internationale System dies nicht stoppen konnte, liegt nicht am Mangel an moralischer Empörung, sondern an der Abwesenheit einer Kraft, die Israels Handeln wirksam einschränken könnte.

Von der Bombardierung des Osirak-Reaktors im Irak 1981 über die Golfkriege bis zu den Angriffen auf Syrien 2007 und dem Chaos nach Gaddafis Sturz in Libyen:
Jeder Versuch strategischer Eigenständigkeit in der muslimischen Welt wurde entweder militärisch oder diplomatisch unterdrückt.

Wenn das Ziel wirklich Frieden ist, dann braucht es eine grundlegende strategische Balance.
Die Region hat nicht noch mehr kontrollierte Instabilität nötig, die durch Drohnenangriffe und Luftschläge aufrechterhalten wird.
Sie braucht den Aufstieg selbstbewusster, kompetenter muslimischer Mächte, die Aggressionen abschrecken, Souveränität verteidigen und gegenseitigen Respekt einfordern können.

Es geht hier nicht nur um Geopolitik oder Waffen.
Es geht um die Rückkehr einer jahrzehntelang aus dem sicherheitspolitischen Gleichgewicht ausgeschlossenen Zivilisation als handlungsfähiger Akteur.
Die muslimische Welt darf nicht länger ein dauerhafter Beobachter in einem Konflikt sein, der ihre Geschichte, ihre Völker und ihre heiligen Stätten direkt betrifft.
Wenn Abschreckung glaubwürdig und gerecht sein soll, dann muss sie aus dem Inneren der betroffenen Zivilisation selbst kommen.
Kein westlicher oder östlicher Akteur kann die Legitimität ersetzen, die von einer selbstbewussten muslimischen Macht ausgeht.

Der Iran ist – trotz aller inneren Widersprüche – ins Visier geraten, weil er diese aufgezwungene Demütigung ablehnt.
Sein wissenschaftlicher Fortschritt und sein Widerstand gegen die israelische Hegemonie werden nicht wegen seiner Natur, sondern wegen seines Potenzials zur Störung der bestehenden Hierarchie als existentielle Bedrohung gesehen.
Wenn Israel über Atomwaffen verfügt, wird das als „verantwortungsvolle Abschreckung“ dargestellt.
Wenn der Iran strategische Eigenständigkeit anstrebt, wird er als „unberechenbar“ gebrandmarkt.

Dieser doppelte Standard ist nicht länger haltbar.
Strategische Autonomie ist kein Extremismus – sie ist ein grundlegendes Souveränitätsrecht.

Einige behaupten, Gleichgewicht lade zum Konflikt ein.
Doch die Geschichte beweist das Gegenteil: Der Kalte Krieg mündete gerade wegen funktionierender Abschreckung nicht in einen direkten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion.
Im Gegensatz dazu fördert Israels unkontrollierte Überlegenheit eine abenteuerliche Politik, die Erstschläge, Regelsetzung und Ergebnisbestimmung einseitig beansprucht.

Ein Ungleichgewicht des Friedens ist kein Frieden.
Es ist eine bedingte Unterwerfung.

Kritiker könnten fragen: Warum muss dieses Gegengewicht unbedingt muslimisch sein?
Weil die Unterdrückung selbst auf zivilisatorischer Ebene erfolgt ist.
Die Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Land, die gezielte Sabotage strategischer Programme muslimischer Mehrheitsstaaten und die Darstellung muslimischer Stärke als inhärent destabilisierend – das alles ist kein Zufall.
Es sind Bestandteile eines Ausschlussmusters, das nur von einer muslimischen Macht glaubwürdig in Frage gestellt werden kann.

Westliche Staaten sind durch Allianzen abhängig geworden.
China und Russland hingegen fehlt der historische, moralische und religiöse Kontext.
Brasilien oder Südafrika mögen Solidarität zeigen – aber sie sind nicht Teil dieser Region.
Muslimische Kräfte jedoch sind es sehr wohl.

Religiöse Doppelmoral kann nur durch religiöse Gleichwertigkeit korrigiert werden.
So wie Israel seine jüdische Identität strategisch – wenn auch problematisch – als Vorteil nutzt,
müssen auch muslimische Staaten ihre zivilisatorische Legitimität nicht als Bedrohung, sondern als legitimen Anspruch auf Mitgestaltung der regionalen Ordnung begreifen.

Das ist kein Aufruf zur nuklearen Aufrüstung. Es ist ein Appell für strategische Würde.
Die muslimische Welt wurde viel zu lange mit der Vorstellung konfrontiert,
dass sie sich entwaffnen, zurückhalten und von anderen abhängig machen müsse.
Doch diese Formel hat weder Gerechtigkeit noch Sicherheit gebracht.
Abschreckung ist kein Privileg des Westens oder seiner Verbündeten.
Sie ist ein legitimes Recht jeder Nation, die in Freiheit – nicht in Angst – leben will.

Malaysia muss gemeinsam mit anderen prinzipientreuen Stimmen des Globalen Südens Klartext reden:
Dieser Krieg ist nicht nur ein Konflikt zwischen Israel und dem Iran –
es geht um das Recht der islamischen Welt auf Selbstbestimmung.
Wie viele führende Vertreter der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) zu Recht betont haben,
enthüllt das Schweigen angesichts der einseitigen Aggression Israels eine tiefere Doppelmoral.
Premierminister Anwar Ibrahim macht diese Heuchelei konsequent zum Thema
und fordert, dass muslimische Staaten nicht länger passive Subjekte einer falschen Weltordnung sein dürfen.

Während die Trümmer in Teheran und Tel Aviv noch rauchen, steht eine klare Entscheidung bevor:
Zurück in die Ära einseitiger Dominanz – oder
ein neues Gleichgewicht, das nicht durch Bomben, sondern durch Fairness aufrechterhalten wird?

Wenn die Welt wirklich Frieden will, muss sie aufhören, von Muslimen Gehorsam zu verlangen –
und stattdessen die Stärkung muslimischer Handlungsfähigkeit ermöglichen.
Nur dann können Gerechtigkeit und Stabilität nicht durch Angst, sondern durch Fairness gewährleistet werden.

Quelle: https://www.middleeastmonitor.com/20250618-israel-fears-a-confident-muslim-power-and-thats-exactly-what-the-region-needs/