Iran: Das erstickte Volk
Hamid Dabaşi, im Iran geboren, gehört zu den führenden oppositionellen Stimmen in den USA. Er ist bekannt für seine Schriften in einem breiten Spektrum, von Kunst bis Politik. Werke wie Mohsen Makhmalbaf, Palästinensisches Kino: Die Träume einer Nation, Iranisches Kino, Der Schiismus als protestantische Religion, Autorität im Islam und Das Ende zweier Illusionen: Islam nach dem Westen sind nur einige seiner Arbeiten.
Der Verlag Metis hat Hamid Dabaşis Werk Iran: Das erstickte Volk in der Übersetzung von Emine Ayhan veröffentlicht. Dabaşis Werke über Iran analysieren das Land aus politischer, kultureller und realpolitischer Perspektive in einem weiten Rahmen. Iran: Das erstickte Volk hingegen verfolgt kulturell die Auswirkungen einer Ideologie im Prozess der kulturellen Modernisierung.
Zu Beginn seines Buches Iran: Das erstickte Volk schreibt Hamid Dabaşi:
„Fukuyama und Huntington wetteifern darin, das kategorische Ende der Geschichte und den endgültigen Sieg des ‚Westens‘ als eine abstrakte Zivilisationsentscheidung zu deuten. Fukuyama versucht, alle alternativen Geschichtserzählungen zu widerlegen, da diese den unterdrückten Völkern Waffen gegen den aufgeblasenen Stolz von Imperien und Bürokratien in die Hand geben; auf der anderen Seite reduziert Huntington diese Völker und ihre Aufstände gegen die globalisierte Tyrannei auf eine Handvoll erfundener Zivilisationskategorien, um besser mit ihnen umgehen zu können. Etwas von den fernen Küsten Karuns sagt mir, dass beide Autoren sich selbst täuschen. Ausgehend von der erzählerischen Distanz zwischen einer weltlichen und ewigen Geschichtsauffassung und teleologischer Zweckbestimmung, die die Geschichte entfremdet, kam ich dazu, dieses Buch über Iran zu schreiben.“
In seinem Werk, das von dieser Gedankenwelt begleitet wird, argumentiert Hamid Dabaşi, dass die Geschichte Irans der letzten zwei Jahrhunderte einen erheblichen Anteil an diesem Gefühl von „Heimatlosigkeit“ hat.
Dabaşi betrachtet Iran: Das erstickte Volk nicht nur anhand akademischer und informativer Daten, sondern auch durch persönliche Beobachtungen, Erfahrungen und Erinnerungen. Mit diesen persönlichen Darstellungen untermauert er die gesellschaftlichen Entsprechungen der beschriebenen Prozesse mit lokalen Daten. Iran: Das erstickte Volk vermittelt damit weniger eine akademische Beobachtung, sondern vielmehr die politischen und analytischen Reflexionen eines in Iran gelebten gesellschaftlichen Gefühls.
Hamid Dabaşi gibt in seinem Werk keine vorgefertigten politischen Anekdoten wieder, sondern bietet authentische, vor Ort gewonnene Beispiele für jene, die auf der Suche nach fundierter Forschung sind. Seine eigene konzeptuelle Herangehensweise liefert politische Analysen für diejenigen, die sich wirklich für die Region und ihre politische Zukunft interessieren.
Dabaşi fasst seine mit historischen Daten untermauerten Thesen im Kontext von Modernität und islamischer Ideologie in acht Kapiteln zusammen: Über grenzenlose Nationen, Der Anbruch kolonialer Modernität, Die konstitutionelle Revolution, Die Pahlavis, Die Islamische Revolution, Umstrukturierung und Reform, Das Ende der islamischen Ideologie. Iran: Das erstickte Volk ist in diesem Sinne der Versuch, eine alternative Geschichtserzählung anzubieten.
Dieser Versuch einer alternativen Geschichtserzählung hebt den Begriff der „antikolonialen Moderne“ hervor, ohne sich in die bekannte Debatte zwischen Tradition und Modernismus einzureihen. Dies ist ein besonderer konzeptueller Akzent des Autors und ein wichtiger Punkt für die Analyse der vorherrschenden Wahrnehmungen. Der Autor verweist darauf, dass das heutige Iran sowohl als Idee als auch als historische Realität das dialektische Ergebnis zweier völlig gegensätzlicher Kräfte ist. Er betont, dass die antikoloniale Moderne für Iran sowohl eine Quelle des Leids als auch ein Segen ist und setzt das anhaltend krisenhafte politische Leben des Landes in diesen Kontext.
Hamid Dabaşi bietet eine umfassende Perspektive zum Verständnis der aktuellen Entwicklungen in der Region und deren Auswirkungen. Das Buch Iran: Das erstickte Volk, das die Analyse der Realität unter Einbeziehung aller oppositionellen Stimmen anstrebt, ist eine aktuelle Arbeit, die eindrucksvoll zeigt, wie feinfühlig und delikat Demokratie für unsere Region ist.
Dabaşi schreibt: „Der einzige Weg für die Amerikaner, die Entwicklung der Demokratie in Iran oder irgendwo sonst auf der Welt zu fördern, besteht darin, Demokratie zuerst in ihrem eigenen Land wiederherzustellen und zu schützen.“ Sein Buch ist eine unverzichtbare Analyse, um die expansive politische Konjunktur der Region zu verstehen.