Die Regierung Netanjahu – eine größere Bedrohung für die Juden als äußere Feinde
Vor Jahren gestand mir ein Rabbiner, den ich sehr schätzte, offen seine Sorge, dass eine von Benjamin Netanjahu geführte israelische Regierung das jüdische Volk an den Rand der Vernichtung bringen könnte. Diese Sorge überraschte mich damals. Als damals frisch ernannter junger Chasan (jüdischer Kantor) hatte ich nur wenig Wissen über die Geopolitik des Nahen Ostens oder die inneren Abläufe der israelischen Regierung. Heute jedoch, angesichts des Aufstiegs von Netanjahus autoritärem Regime und seiner völkermordähnlichen Reaktionen auf die grausamen Hamas-Terrorangriffe am 7. Oktober 2023 in Gaza, erkenne ich, wie prophetisch die Worte jenes Rabbiners waren: Die gewählte israelische Regierung stellt heute die größte existenzielle Bedrohung für die Sicherheit des jüdischen Volkes weltweit dar.
Auf dem Weg zur Tyrannei
Netanjahu wird täglich megalomaner; um an der Macht zu bleiben und laufenden Korruptionsermittlungen zu entgehen, sucht er neue Wege: völkermordähnliche Aggressionen, Behinderung des Wahlprozesses, Umgestaltung des Justizsystems und sozio-politischer Druck. Sein Amt verwandelt sich faktisch in ein Werkzeug der Tyrannei. Die autokratische Herrschaft Netanjahus zeigt viele der zwanzig entscheidenden Warnzeichen, die Professor Timothy Snyder in On Tyranny (Über Tyrannei) beschreibt. Diese Warnzeichen scheinen seine Anhänger nur noch weiter zu radikalisieren. Anstatt die Regierung für ihre Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen, umarmen sie den perfekten Sturm aus unbeirrbarem Nationalismus, toxischer Religiosität und rachsüchtigem Blutvergießen, wie ihn „Bibi“ und die rechtsgerichteten Kabinettsmitglieder fördern.
Dieser Sturm, kombiniert mit Netanjahus makiavellistischem Drang nach Wiederwahl und der Flucht vor Strafverfolgung, droht, einen weiteren Friedensversuch im Rahmen von Donald Trumps umstrittenem 21-Punkte-Plan für Gaza zu sabotieren. Selbst wenn Israel und Hamas sich auf ein Ende dieser Mordwelle einigen sollten, wird die jüdische Welt die Last der von Netanjahus Regime in Gaza verursachten Zerstörung tragen müssen. Das kollektive Bewusstsein der Menschheit hat dieses Erbe dauerhaft ins Gesicht des israelischen Premierministers und seiner Regierung eingebrannt.
Die Schuld anderen zuschieben
Viele wohlmeinende Menschen verstehen die Grundsorge um die Sicherheit der Weltjuden falsch und lenken die Aufmerksamkeit auf andere. Sie führen die Anerkennung Palästinas durch Kanada, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Australien und einige weitere Staaten als die größte Bedrohung für Israel und das jüdische Volk an, und verweisen auf Persönlichkeiten wie Trump oder Netanjahu selbst. Diese Schlussfolgerung ist bestenfalls irreführend, schlimmstenfalls schlicht illusorisch. Kritiker argumentieren, dass dieser symbolische Akt die terroristischen Ziele der Hamas zur Vernichtung Israels bestärke, während sie übersehen, dass viele dieser Staaten die Anerkennung Palästinas an die Bedingung knüpften, dass Hamas das Land verlässt. Tatsächlich bot dieser Schritt nach fast zwei Jahren erstmals einen der hellsten Hoffnungsschimmer für ein friedliches Zusammenleben und die Möglichkeit einer Übereinkunft, die sowohl dem jüdischen messianischen Fundamentalismus als auch der tödlich überheblichen islamischen Dschihad-Ideologie entgegentritt. Anstatt diesen Wunsch zu unterstützen, entschied sich die israelische Regierung, auf diesen internationalen Olivenzweig provokativ und retaliatorisch zu reagieren, indem sie die Annexion bestimmter Gebiete des Westjordanlands drohte.