Der Gazakrieg ist noch nicht vorbei, doch Israel hat bereits verloren
Das israelische Regime hat den Mehrfrontenkrieg in Gaza, im Westjordanland, im Libanon, in Syrien und im Jemen verloren.
Ja, wirklich. Es mag nicht so aussehen, doch diese Niederlage ist real und unauslöschlich in Israels Zukunft eingeschrieben.
Zunächst zum Argument des vermeintlichen „Sieges“ Israels:
Seit der Offensive gegen Gaza im Jahr 2023 meldeten die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte weniger als 800 gefallene Soldaten. Im Gegenzug töteten sie Zehntausende – vielleicht Hunderttausende – palästinensische Araber, zum größten Teil Zivilisten, sowie mehr als 250 „störende“ Journalist*innen.
Von Beginn an demonstrierten sie ihre Fähigkeit, Gaza jederzeit anzugreifen, während sie eine vertriebene, hungernde Bevölkerung über Leichenberge trieben. Im Westjordanland und in Syrien eroberten sie weiteres Land, in Libanon griffen sie Hisbollah-Stellungen an, im Jemen führten sie Raketenangriffe gegen die Huthis, und selbst im intermittierenden Krieg mit Iran gelang es ihnen, relativ unversehrt zu bleiben – wenn auch ohne großen Erfolg.
Israels Spitzenpolitiker verkündeten selbstbewusst, die ethnische Säuberung Gazas und die Annexion des Westjordanlands seien unausweichlich.
Das klingt in der Tat nach mehreren „Siegen“, die schon geschehen seien oder bevorstünden. Doch diese Siege fielen nicht vom Himmel. Möglich wurden sie durch die jahrzehntelange gewaltige finanzielle, militärische und diplomatische Unterstützung der Vereinigten Staaten.
Andere Regime standen ebenfalls an Israels Seite, doch viele dieser „Verbündeten“ wenden sich nun ab: Sie stoppen Waffenlieferungen, erkennen den Staat Palästina an und verhängen Sanktionen gegen israelische Kriegsverbrecher.
Damit bleibt am Ende die „besondere Beziehung“ zwischen den USA und Israel – eine Beziehung, in der Washington jedes Jahr Milliarden Dollar ohne Nachfrage nach Tel Aviv überweist und auf Wunsch auch direkte militärische Hilfe leistet (US-Gesetze garantieren Israel einen „qualitativen militärischen Vorsprung“). Gleichzeitig nutzt Washington sein Vetorecht im UN-Sicherheitsrat, um Benjamin Netanjahu und Co. vor den Konsequenzen ihres Handelns zu schützen.
Doch dieses Verhältnis neigt sich dem Ende zu.
Eine im August veröffentlichte Quinnipiac-Umfrage zeigt: 50 % der US-Amerikaner bezeichnen Israels Vorgehen in Gaza inzwischen als Völkermord. 60 % – darunter 37 % der Republikaner, 75 % der Demokraten und 66 % der Unabhängigen – lehnen militärische Hilfe ab, solange der Genozid andauert.
Die Folgen dieser Einstellungsänderung in den USA sind vielleicht noch nicht unmittelbar sichtbar, doch ihr Ergebnis ist unausweichlicher als alle Träume expansionistischer israelischer Politiker.
Innenpolitisch gilt die Sozialversicherung in den USA als „dritte Schiene“ – wer sie berührt, verbrennt sich. Israels „besondere Beziehung“ zu den USA nahm über Jahrzehnte eine ähnliche Stellung in der Außenpolitik ein, abgesichert durch eine gut finanzierte Lobby. Um innerparteiliche Vorwahlen nicht gegen lobbygestützte Herausforderer zu verlieren, stimmten Politiker treu für jede Israelhilfe – oft nach einer symbolischen Foto-Session an der Klagemauer im besetzten Jerusalem.
Doch diese „dritte Schiene“ verliert rasch an Spannung. Präsident Donald Trump mag durch hunderte Millionen Dollar israelfreundlicher Lobbyisten weiterhin gekauft erscheinen, doch amtierende wie auch künftige Kongressmitglieder beginnen zu begreifen, dass ein Treueschwur gegenüber einer fremden Macht nicht länger zwingend ist.
Und sobald der Große Tyrann (Big Bully) nicht mehr jeden Schritt blind unterstützt, werden die expansionistischen Pläne des Kleinen Tyrannen (Little Bully) schnell ins Leere laufen.
*Thomas L. Knapp ist Direktor und leitender Nachrichtenanalyst des William Lloyd Garrison Center for Libertarian Journalism (thegarrisoncenter.org). Er lebt und arbeitet in Nord-Zentral-Florida.
Quelle: https://www.counterpunch.org/2025/09/04/the-gaza-war-isnt-over-but-israel-has-already-lost/